Neuburg
E-Commerce kommt nach Neuburg

Neuer Ausbildungszweig an der staatlichen Berufsschule - Start bereits im September

13.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:34 Uhr
Gute Nachricht aus dem Kultusministerium: Schulleiter Fritz Füßl (r.) und sein Stellvertreter Franz Haltmayer freuten sich, dass die Berufsschule Neuburg den Zuschlag für den Ausbildungszweig E-Commerce bekommen hat. −Foto: Foto: Rein

Neuburg (r/kpf) Die staatliche Berufsschule Neuburg-Bittenbrunn erhält einen interessanten neuen Sprengel: Ab September werden die Auszubildenden im Zweig "E-Commerce" unterrichtet.

Neuburg wird neben Dachau zweiter Standort in Oberbayern. Das verkündete Kultusminister Bernd Sibler am Freitag bei einem Besuch in Regen.

"Kaufmann/-frau im E-Commerce" gilt als junger Beruf im Bereich des Online-Handels. Die Branche weise in die Zukunft, "die Auszubildenden lernen die digitale Arbeitswelt im vielversprechenden Berufsfeld des Online-Handels kennen. Und die Unternehmen haben die Chance, benötigtes Fachpersonal selbst auszubilden", so der neue Kultusminister. Er benannte acht Standorte in Bayern: Neuburg, Dachau, Regen, Sulzbach-Rosenberg, Lichtenfels, Fürth, Karlstadt und Lauingen .

Der Neuburger Schulleiter Fritz Füßl nahm die Nachricht hocherfreut entgegen: "Der neue Sprengel stärkt unser Profil der digitalen Ausbildung. " Gleichzeitig ist er ein kleiner Ausgleich für zurückgehende Schülerzahlen im kaufmännischen Bereich. Der sei, so Füßls ständiger Vertreter Franz Haltmayer, durch Bankenfusionen geschrumpft. Dass immer mehr Arbeitsabläufe automatisiert werden und sich die Berufe verändern, steht für Fritz Füßl fest. Er hofft jetzt auf baldigen Baustart des vom Kreistag beschlossenen Wohnheims für Berufsschüler in Bittenbrunn. Es ist für Auszubildende der überregionalen Sprengel Baugeräteführer, Schutz und Sicherheit sowie E-Commerce gedacht. Haltmayer vertritt die Ansicht, dass die Entscheidung des Kreistages für den Bau des Wohnheimes mit dazu beigetragen habe, Neuburg den Zuschlag zu geben. "Das ist für unseren Landkreis eine tolle Sache und ein wesentlicher Baustein", sagt Haltmayer. Die Schule hat sich übrigens ganz formell für den Zweig "E-Commmerce" beworben. Haltmayer: "Wir haben uns schon reingehängt und uns extrem dafür stark gemacht. Bundestagsabgeordneter Reinhard Brandl hat uns dabei sehr unterstützt. Das ist ein großer Schritt für den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. "

"Ich freue mich echt, dass das gelungen ist", sagt der CSU-Parlamentarier Brandl bei einem Telefonat aus Berlin. Nun hätten die Unternehmen Planungssicherheit und könnten Auszubildende für E-Commerce einstellen. In Gesprächen mit ihm hätten sich die Firmen offen gezeigt, wollten aber schon zugesichert haben, dass die Schüler wohnortnah in Neuburg beschult werden können und nicht nach Garmisch oder sonst wohin müssten. "Es ist mir gelungen, dass sich in der Region nur Neuburg für diesen sehr zukunftsträchtigen Ausbildungszweig beworben hat, nachdem ich mit den einzelnen Schulleitern gesprochen habe. Die Region hat in diesem Fall zusammengehalten. "

Wegbereiter für E-Commerce war auch Landrat Roland Weigert (FW). Vor fast einem Jahr, am 28. April 2017 sprach der Landrat mit Ministerpräsident Horst Seehofer in der Staatskanzlei über das Thema E-Commerce. Er habe Seehofer dargelegt, dass sowohl IHK als auch der Berufsschulbeirat die Sache unterstützen. Der Ministerpräsident habe seine Hilfe zugesagt. "Ein weiterer Beleg für die gute Zusammenarbeit. Seehofer hat wieder einmal Wort gehalten", sagt Weigert.

Für den Landkreischef ist ein eigener Berufsschulstandort ein wesentlicher Faktor. "Das wollen wir auch weiterhin haben. Die Sicherung des Standortes durch eine Anreicherung des Angebotes und ein Profil mit Zukunft, das tut der Region gut. Es ist auch ein Stück qualifizierte Wirtschaftsförderung und ein wichtiger struktureller Schritt für die Bildungslandschaft. "

Wie viele Schüler und Klassen es letztlich sein werden, steht noch nicht fest. Auch nicht, welche Landkreise dem Sprengel für die Neuburger Schule zugeschlagen werden. Zumindest eine Klasse im neuen Zweig, das sind mindestens 16 Schüler, könne sofort eingerichtet werden. "Wir haben auch kompetentes Personal", sagt der Stellvertreter, eventuell schicke die Regierung von Oberbayern aber auch Verstärkung.

Kultusminister Bernd Sibler hat in einem Schreiben an Bundestagsabgeordneten Reinhard Brandl nicht nur für die Unterstützung gedankt sondern auch wissen lassen, dass noch in diesem Schuljahr ein Arbeitskreis am Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) eingerichtet werde, um den Start der Beschulung zu erleichtern. Der Arbeitskreis soll Materialien für den Unterricht erarbeiten.

Für Hartmut Beutler, den Vorsitzenden des IHK-Regionalausschusses, wird "mit dem neuen Berufsbild die Ausbildung 4.0 ab dem kommenden Ausbildungsjahr Realität". Der Berufsschulstandort werde damit gestärkt und gewinne überregional an Bedeutung. Einzelhandelsunternehmen, aber auch Betriebe aus der Hotellerie oder dem Tourismus könnten sich mit dem neuen Ausbildungsangebot Fachkräftenachwuchs sichern, der sich mit dem digitalen Wandel im Handel und den Herausforderungen der Digitalisierung bestens auskenne. "Die Betriebe können sich damit wettbewerbsfähiger aufstellen und Arbeitskräfte sichern", teilt Beutler in einer Presseinfo mit.

Kaufmann E-Commerce ist ein dreijähriger Ausbildungsberuf, für den der Mittelschulabschluss als Zugangsvoraussetzung genügt. Haltmayer rechnet aber damit, dass es überwiegend Realschüler sein dürften, die eine Ausbildung in diesem zukunftsorientierten Bereich des elektronischen Handels anstreben werden.

MediaSaturn ist einer der Hauptausbildungsbetriebe. Insgesamt besuchen 1500 Jugendliche die Berufsschule in Bittenbrunn, zusammen mit FOS, BOS und Wirtschaftsschule sind es 2500 Schüler.

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