Dietfurt
Dynamische Bilder

Die Bewegung steht im Mittelpunkt des Dietfurter Künstlers Matthias Schlüter

14.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:15 Uhr
Von Kindheit an war das Malen der Lebensinhalt von Matthias Schlüter. −Foto: Bauer

Dietfurt (DK) Er ist Maler mit Leib und Seele. Das Malen und Zeichnen ist der Lebensinhalt von Matthias Schlüter - und das von Kindheit an. Im Laufe seiner nunmehr mehr als sechseinhalb Lebensjahrzehnte hat der in Dietfurt lebende Künstler seine individuellen, ihn auszeichnenden künstlerischen Alleinstellungsmerkmale gefunden: "Dynamische Bilder". So lautete auch der Untertitel seiner jüngsten Ausstellung. Dazu gab es Impressionen unterschiedlichster Art von Reisen. Und schließlich - im dreidimensionalen Bereich - die Schaffung lang gestreckter Gebilde, vornehmlich Stühle und Stelen.

Ob in Fahrt befindliche Fahrräder, Flugzeuge am Himmel, ein aus einem Tunnel kommender Zug, eine um die Ecke ins Bild fahrende Straßenbahn oder fliegende Oktoberfestbedienungen wohl am Münchner Himmel - stets steht die Bewegung im Mittelpunkt von Schlüters Bildern und scheint sogar sichtbar zu werden. "Es sind immer Themen, die mit Geschwindigkeit zu tun haben. Ich versuche, in das Bild so viel Leben hineinzubringen, dass man das Gefühl hat, es bewegt sich etwas", erläutert der Künstler.

Schlüters Vater war Bauingenieur. Er wollte, dass der Sohn später auch in diesem Berufsfeld tätig wird. Mehr unterstützt hat ihn die Mutter, die Buchhändlerin war. Dennoch hat sie ihm in der Schulzeit eine Gitarre geschenkt, in der Hoffnung, dass der Sohn zusammen mit einem Schulfreund dieses Instrument erlernt und spielt. "Ein Jahr lang habe ich das Gitarre spielen probiert, aber das war nicht Meins. Ich wollte immer zeichnen".

Und das zeigte sich schon in der Schule. Schlüter hat auf allen, selbst kleinsten freien Flächen gezeichnet und gemalt. "Ich konnte mich nicht zurückhalten, ich musste immer jede Fläche bearbeiten und bemalen. Und meine Mitschüler wussten das: Wenn es etwas zu zeichnen oder zu malen gab, kamen sie zu mir", erinnert sich der 66-Jährige. "Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an!" Udo Jürgens' Hit hat in gewisser Weise auch für Matthias Schlüter Bedeutung. Denn nach den Standorten seines Ateliers in Ingolstadt - 1992 erhielt er den Kunstpreis der Stadt Ingolstadt - und in Regensburg befindet sich dieses seit Anfang 2018 in Beratzhausen.

Schräg gegenüber dem Atelier des Bildhauers Helmut Wolf, mit dem Schlüter schon in Regensburg eine gemeinsame Künstlerwerkstatt hatte, arbeitet nun auch Matthias Schlüter. Doch strikt trennt er Arbeits- und Wohnstätte. Seit 1998 lebt er in Dietfurt, "Bayrisch China". Nun, im echten Reich der Mitte war Matthias Schlüter bislang noch nicht. Doch er reist regelmäßig seit 1983 nach Afrika, da dort sein Bruder lebt. "Reisen sind für mich wegen der vielen Eindrücke und Erlebnisse etwas ganz Wichtiges. Da entstehen immer Skizzenbücher, je nach dem, wo ich bin." Inzwischen sind über 300 Skizzenbücher mit Bildern über Afrika, Brasilien und den mediterranen Raum entstanden. "Die sind für mich auch immer Fotografien im Kopf, aus denen ich schöpfe", erläutert Schlüter.

Ihm geht es um das Skizzieren von Eindrücken, Momenten. "Alles, was ich spontan sehe, wird in das Buch reingezeichnet und farbig bearbeitet. Und das ist für mich dann wieder Material für meine Werke", erklärt der Künstler. Und so entstehen Bilder von Stadtlandschaften, die nicht authentisch, sondern aus verschiedenen Einflüssen entstanden sind. Immer mehr hat sich dabei das dynamische Element entwickelt, das Ausdrücken von Bewegung, Geschwindigkeit. An dieser Dynamik in seinen Bildern hat er Spaß gefunden - darzustellen, wie Menschen oder auch Gegenstände sich scheinbar in dem gemalten Raum bewegen.

Verändert haben sich auch die Maltechniken. Während Schlüter früher viele Aquarelle geschaffen hat und diese Technik auch heute noch anwendet, kombiniert er jetzt vor allem mit Stiften und Kreiden. Er arbeitet viel auf Leinwand mit Acryl. Und seine Kenntnisse vermittelt er auch - in Malkursen in Ingolstadt beim Kunstverein "Kunst-Werk", an der Volkshochschule in Regensburg und - informell organisiert - in Beilngries.

Seit den 1980er Jahren schafft er auch dreidimensionale Kunstwerke. Hier begann er mit Stelen. "Für mich war das der Widerpart zur Malerei. Die Objekte sollten von der Form her schmal und lang sein. Und ich wollte sie ästhetisch ganz klar und sehr eindeutig haben - anders als bei der Malerei, wo ich mit viel mehr Freiheit arbeite." Bei diesen Gegenständen entwickelte sich ein weiterer Aspekt. "Ich habe angefangen, alle Räume zu verkleinern und habe auch die Welt so gesehen: Wir werden dauernd wie in Boxen eingesperrt, in irgendwelche Formen kaserniert. Genau das wollte ich hier noch extremer machen", blickt Schlüter zurück. So entstanden kleine Räume, Fahrstühle, die so winzig waren, dass keiner reinpasste. Und schließlich kamen die Stühle - ebenfalls reduziert auf die Längsform: ein Stuhl, der nicht mehr zum Sitzen geeignet ist, aber die Form eines Stuhles hat. "Es reduziert sich nur noch auf die Formsprache, weil der Stuhl funktionell keine Bedeutung mehr hat." Die Stühle wurden dann immer mehr zum zentralen Thema von Schlüters dreidimensionalen Werken.
"Der größere Teil meines künstlerischen Schaffens ist natürlich das Malen - und die Freude am Zeichnen. Zeichnen tu ich immer. Und immer wenn es geht, habe ich mein Skizzenbuch dabei. Ich zeichne einfach gerne."
Weitere Infos gibt es unter www.matthiasschlueter.com