Ingolstadt
Durchwachsene Bilanz des Projekts Bürgerarbeit

Stadt startet zwei neue Programme für Arbeitslose, die seit mehr als zwei Jahren ohne Beschäftigung sind

25.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:37 Uhr

Ingolstadt (DK) Auch nach dem Ende des Modellprojekts Bürgerarbeit, worunter auch die Mobilitätshelfer fielen, gibt es Unterstützung für Menschen, die in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind. Langzeitarbeitslosen will die Stadt mit zwei neuen Projekten helfen.

„Das war ein Kommen und Gehen“, lautet das Fazit von Oberbürgermeister Christian Lösel zum Modellprojekt Bürgerarbeit. Sein Vorgänger Alfred Lehmann hatte für dieses inzwischen beendete Projekt 120 Stellen geschaffen, davon 108 bei der Stadt. Lösel kann sich deswegen so gut daran erinnern, weil er seinerzeit als Referent dafür zuständig war. Ziel war, Arbeitslose wieder in den 1. Arbeitsmarkt zu bringen. „Manche blieben nur einen Tag, manche zogen es durch“, so Lösel.

Die genauen Zahlen hat Isfried Fischer, der Leiter des Ingolstädter Jobcenters. 700 Arbeitslose machten beim Modellprojekt Bürgerarbeit mit. 400 Menschen schafften dadurch den Sprung in den regulären Arbeitsmarkt. Was Fischer besonders freut: „Ein halbes Jahr später waren noch fast zwei Drittel im 1. Arbeitsmarkt beschäftigt.“ Ingolstadt ist nach seinen Worten damit Spitzenreiter in Deutschland. Beim Jobcenter sind derzeit 675 Langzeitarbeitslose registriert.

Nicht so gut fiel die Arbeitsmarktbilanz bei den Mobilitätshelfern aus, deren Auslaufen heftige Kontroversen und Unterschriftenaktionen ausgelöst hat. Laut Lösel konnte keine einzige der zehn Personen in den 1. Arbeitsmarkt vermittelt werden. Bei der Begleitung von Menschen mit Handicaps wurden nach Angaben der Stadt 2013 und 2014 jeweils durchschnittlich 440 Anrufe verzeichnet. Rund 5300-mal halfen die Mobilitätshelfer als Busbegleiter beim Ein- und Aussteigen in die Busse der INVG.

Die Stadt weist darauf hin, dass es auch jetzt noch Hilfen für Menschen gibt, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Fast alle Busse können den Einstieg absenken, wie auch Fahrer und Fahrgäste behilflich seien. Das Seniorenbüro des Bürgerhauses vermittelt unter Telefon (08 41) 3 05-28 30 oder seniorenbuero@ingolstadt.de auch Helfer. Die Basis bilden die Nachbarschaftshilfen, die es in jedem Viertel gibt. Nach Erhebungen sind über 600 Ehrenamtliche hier aktiv. Außerdem gewährt der Bezirk Oberbayern Zuschüsse für Menschen, die den ÖPNV nicht oder kaum benutzen können.

Das beendete Bürgerarbeitsprojekt wird durch zwei neue Projekte ersetzt. Mitte des Jahres startet ein Bundesprogramm für Langzeitarbeitslose, wofür sich das Jobcenter beworben hat. Mit 2,2 Millionen Euro sollen bis zu 60 Menschen gefördert werden, die länger als zwei Jahre arbeitslos sind. „Wir wollen die Leute nicht nur so weit bringen, dass sie eine Arbeit aufnehmen, sondern begleiten sie auch in den ersten Monaten“, skizziert Fischer den Unterschied zum abgelaufenen Programm. Bei den Arbeitgebern in der Region soll gezielt für die Einstellung Langzeitarbeitsloser geworben werden.

Eine Million Euro kostet das Projekt „Quartierwerkstadt“, wovon der Bund 90 Prozent übernimmt. Mit einer neunmonatigen Qualifizierung (Theorie und Praxis) sollen von 2015 bis 2018 rund 200 Teilnehmer für den Arbeitsmarkt fit gemacht werden. Gleichzeitig sollen auch die Quartiere der Sozialen Stadt mit kleinen Werkstätten und Cafés davon profitieren. Träger ist die gemeinnützige GmbH „arbeit und leben“.