Durchs Rathaus geht ein Riss

23.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:38 Uhr

Die Freitreppe vor dem Rathaus ist bereits gesperrt, doch die Schäden machen auch vor dem Gebäude B nicht Halt. - Foto: Luff

Thalmässing (HK) Das Thalmässinger Rathaus kommt voran – im wahrsten Sinn des Wortes. In den vergangenen Wochen ist der Untergrund des Gebäudes B offenbar in Bewegung geraten. Eine Besorgnis erregende Rissbildung im Inneren ist die Folge.

"Ich bin selbst ratlos" schilderte Bürgermeister Georg Küttinger in der Sitzung des Bauausschusses am Dienstagnachmittag. "Da kommt etwas auf uns zu, das ich noch nicht abschätzen kann." Der Rathauschef war allerdings nicht der einzige, dem Sorgenfalten bei der Begehung auf der Stirn standen. Zu deutlich wurde den Ausschussmitgliedern vor Augen geführt, dass etwas nicht stimmt. Und zu vage sind die ersten Prognosen, woran das Malheur liegen könnte.

"Schon die Alten haben gewusst: Das Landeck schiebt", sagte Peter Schmehling (TL). Die Erhebung drücke auf das Areal, der Boden sei in Bewegung geraten. Aber warum? "Die Trockenheit in den letzten Wochen", vermutete Georg Hussendörfer (FW). Der Grundwasserspiegel könne sich abgesenkt haben. Michael Kreichauf (CSU) wollte prüfen lassen, ob Drainagen im Amselweg etwas damit zu tun haben könnten. "Sind die verpresst worden", fragte er. Das könne Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel gehabt haben. Ein Baugrundgutachter hat laut Küttinger bestätigt, dass die Risse im Rathaus auf jeden Fall vom Boden ausgehen.

Augenfälligste Auswirkung für Passanten ist bislang die gesperrte Treppe von der Stettener Straße zum Rathaus. Wegen der Bodenbewegung haben sich im Beton zwischen den Granitrabatten große Spalten gebildet, Pflastersteine sind zum Teil mehrere Zentimeter eingesunken. Doch das ist längst nicht alles: Ausgerechnet in den Räumen der Bauverwaltung arbeiten sich die Risse und Decke und Wänden fast täglich weiter vor, im obersten Stock des Gebäudes ist gar eine ganze Ecke herausgebrochen. Jeden Tag falle etwas Sand von der Decke, schilderte Wolfgang Kobras von der Stadtverwaltung den Ausschussmitgliedern. Das sei ein Beleg dafür, dass es sich nicht um einen einmaligen Schub gehandelt habe, sondern der Boden städig in Bewegung sei.

Ein Statiker war bislang noch nicht vor Ort, sicher scheint nur, dass Eile geboten ist, um noch größeren Schaden abzuwenden. Er habe die Dringlichkeit deutlich gemacht, versicherte Küttinger: "Wir geben Gas, damit die Fassade keinen Riss bekommt."

Handlungsbedarf besteht auch bei der Abwasserentsorgung. Der Ortsteil Tiefenbach, dessen Abwasser heute noch in Kleinkläranlagen entsorgt wird, soll per Kanal an eine Kläranlage angeschlossen werden. An Eysölden oder an Steindl. So viel steht fest. Allerdings haben beide in Frage kommenden Kläranlagen ihre eigenen Probleme, Sanierungen stehen an. In Eysölden ist zum Beispiel das Vorklärbecken zu groß dimensioniert, weshalb das Wasser lange steht und fault. Da das Becken nicht betoniert ist, ist die Schlammräumung problematisch, was sich bei den Gebühren niederschlägt. In Steindl dagegen läuft die ehemals für 12 000 Einwohnerwerte ausgelegte Anlage mittlerweile als Teichkläranlage – ohne Belüftung. Nach dem Abzug der Firma Burgis ist sie heute auf 70 Einwohnerwerte dimensioniert. Die wasserrechtliche Erlaubnis wurde laut Küttinger nur für den Zeitraum von drei Jahren erteilt – "wenn die Werte passen".

Über die wirtschaftlichste Entsorgung in diesen drei Orten wurde eine Studie erstellt, die der Bürgermeister den Bewohnern in einer gemeinsamen Bürgerversammlung Anfang November vorstellen will. Mehrere Varianten sind demnach möglich – aber Geld kosten die Maßnahmen in jedem Fall.