Durchatmen

Von Bastian Brummer

15.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:14 Uhr

Gestern hat das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen ein Diesel-Fahrverbot für Essen beschlossen.

Ab 1. September 2019 dürfen nur noch Dieselfahrzeuge der Schadstoffklasse Euro 6 oder höher in die "blaue Zone" der Großstadt. Und das ist gut so. Denn der beißende Dieselgeruch vor der Haustür lässt die Lebensqualität merklich sinken.

An solchen Verkehrsbrennpunkten spaziert man nicht gerne am Straßenrand entlang. Den Anwohnern dagegen bleibt keine Wahl. Schon allein deshalb sind Fahrverbote wichtig und richtig. Von allein löst sich das Problem sicher nicht, gerade weil der Autoverkehr stetig zunimmt, sowohl auf den Fernstraßen als auch in den Städten. Ein höherer Schadstoffausstoß ist die logische Konsequenz.

Den Dieselfahrern selbst ist kein Vorwurf zu machen. Schließlich glaubten sie bis vor einiger Zeit, sparsame und umweltfreundliche Autos zu fahren. Die Politik hat hier in mehrerer Hinsicht geschlafen. Die Autobauer, die mutmaßlich getrickst haben, um den Verbrauch und Schadstoffausstoß ihrer Autos niedriger erscheinen zu lassen, wurden nicht in ihre Schranken gewiesen. Darüber hinaus hat eine lasche Verkehrspolitik über Jahre hinweg zu wenige Anreize für Forschung auf dem Gebiet alternativer Antriebssysteme geschaffen. Doch die ist überfällig. Asiatische Hersteller sind hier weiter als die deutschen.

Was Politik und Konzerne versäumt haben, müssen jetzt die Gerichte geradebiegen. Natürlich sind Diesel-Fahrverbote nur eine Notlösung. Auf Dauer muss sich die Mobilität in Deutschland wandeln und zum Beispiel der öffentliche Nahverkehr besser ausgebaut und dadurch zur wirklichen Alternative für den Straßenverkehr werden.

Aber wenn die Diesel-Fahrverbote die Anwohner an stark befahrenen Straßen aktuell vor Schadstoffen schützen, sind sie zumindest mittelfristig eine gute Idee. Schließlich steht auch den Anwohnern zu, einfach mal durchzuatmen.