Geisenfeld
Durch die Pflegekinder „reif geworden“

Ruhestandspfarrer Diethelm Gandyk feiert an diesem Sonntag sein Goldenes Priesterjubiläum

28.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:52 Uhr
Ruhestandspfarrer Diethelm Gandyk aus Geisenfeld −Foto: Hollweck, Vitus, Geisenfeld

Geisenfeld (GZ) Ein katholischer Pfarrer, der gemeinsam mit seiner verwitweten Pfarrhaushälterin deren drei Kinder großzieht. – 1973, als sich Diethelm Gandyk dazu entschloss, war dies etwas sehr Ungewöhnliches – und ist es noch immer. Heute nun kann er sein Goldenes Priesterjubiläum feiern.

Genau vor 50 Jahren, am 29. Juni 1967, wurde Diethelm Gandyk im Regensburger Dom zum Priester geweiht, seine Primiz feierte er am 2. Juli in Bad Gögging. In der Pfarrei Geisenfeld, wo er von 1967 bis 1972 als Kaplan wirkte und wohin er 2006 als Ruhestandspfarrer zurückkehrte, wird dieses ganz besondere Priesterjubiläum am kommenden Sonntag gefeiert, und zwar in drei „Blöcken“. Der Erste von diesen ist ein Festgottesdienst um 10.30 Uhr, bei dem der Jubilar der Hauptzelebrant sein wird. Es folgen ein Mittagessen mit der Familie und geladenen Gästen im Geisenfelder Hof und schließlich ab 14 Uhr eine lockere Feierstunde mit Kaffee und Kuchen im Pfarrheim für alle Pfarrangehörigen.

Diethelm Gandyk stammt aus Oberschlesien, von wo er 1945 mit seiner Mutter und seinem Bruder fliehen musste. Seine Jugendzeit verbrachte er in Kirchdorf bei Abensberg. Ab 1962 – bis zur Priesterweihe 1967 in Regensburg, wohnte er in Bad Gögging. Es folgten die schon angesprochenen fünf priesterlichen Lehrjahre in Geisenfeld, das ersten davon noch unter Pfarrer Franz Heldmann, die vier anderen unter Monsignore Anton Klinger. Dabei machte sich Diethelm Gandyk nicht nur als engagierter Kaplan und Präses der Kolpingfamilie einen Namen. Er führte auch bei Theateraufführungen Regie, gab Klavier- und Orgelunterricht und gründete einen Kinder- und Jugendchor. „Dem gehörten damals bis zu 60 Sänger an“, erinnert sich der heute 77-Jährige.

Nach seinen Kaplanjahren wurde Diethelm Gandy 1973 mit der Übernahme der Pfarrei St. Georg in Hienheim betraut, in der er bis 1990 wirkte. Etliche Jahre lang war er hier zudem Jugendseelsorger und Schuldekan, wobei sich der Geistliche das nötige Verständnis für die Jugendlichen in seiner ganz persönlichen „Schule des Lebens“ aneignen konnte.

„Je mehr ich als Theologiestudent und als Kaplan mitbekam, wie einsam Pfarrhaushälterinnen oft sind, umso mehr reifte in mir der Entschluss heran, dass meine Haushälterin Kinder haben müsse“, erzählt der Jubilar. Und genau so kam es: „Mit Gottes Hilfe fügte es sich, dass ich 1973 Frau Barbara Bachmeier – deren Mann ich beerdigt und deren Tochter ich einen Monat nach der Beerdigung getauft hatte – für ein Leben im Pfarrhof gewinnen konnte. So wurde ich zum Pflegevater ihrer Kinder“, erzählt Gandyk. Wobei die Wohngemeinschaft mit Frau Bachmeier und ihren Kindern die Seelsorge zu keiner Zeit behindert habe, im Gegenteil: „Die Gläubigen in Hienheim freuten sich, einen Pfarrer zu haben, der sich mit denselben Problemen herumzuschlagen hat wie sie selbst“.

Wenn Diethelm Gandyk sein Leben als Seelsorger und Ersatzvater Revue passieren lässt, dann kommt er zu einem eindeutigen Ergebnis: „Meine Wahlfamilie veränderte mich ungemein positiv. Ich verdanke dieser Familie mein Reifwerden auch als Priester.“

Barbara Bachmeier und ihre Kinder begleiteten den Jubilar 1990 auch zu seiner neuen Pfarrstelle nach Frontenhausen, wo er über zwölf Jahre lang zudem mit dem Amt des Dekans betraut war. Seit seinem Ruhestand wohnen Gandy und seine langjährige Haushälterin nun wieder in dem Haus in Zell, von dem diese 1973 fortgezogen ist. Dass es in seinem Ruhestand richtig ruhig zugehen würde, davon kann freilich keine Rede sein: „In etwa 25 Kirchen bin ich noch aushilfsweise im Einsatz“, erzählt der 77-Jährige, der zudem Sänger im Kolpingchor ist, den Männerchor Rottenegg selbst leitet und immer wieder auch mal als Orgelspieler aushilft.

Seinen Schritt, Priester zu werden, hat der Jubilar „nie bereut – das war immer eine große Erfüllung für mich“, erzählt er. Aus seiner ganz persönlichen positiven Lebenserfahrung – als Pflegevater von drei Kindern – hat Diethelm Gandyk aber auch eine sehr klare Meinung zum Thema Zölibat entwickelt, aus der er nie einen Hehl gemacht hat: „Man sollte es den Pfarrern wirklich freistellen, ob sie eine Familie haben wollen oder nicht. Der Zölibat hatte noch nie etwas mit dem Glauben zu tun. Es war von Jesus nicht gefordert, und auch einige Apostel waren schließlich verheiratet. Der Zölibat wurde von der Kirche im 11. Jahrhundert als Disziplinarmaßnahme eingeführt, für die es in der heutigen Zeit keine Grundlage mehr gibt.“