SCHICKSALSWAHL
Duo übernimmt für Seehofer

Für den Stimmkreis im Landtag: Zwei Abgeordnete beerben den Ministerpräsidenten

30.12.2018 | Stand 02.12.2020, 14:56 Uhr
Entscheidende Momente: Im März begrüßt CSU-Kreischef Alfred Lengler (von links) Ministerpräsident Horst Seehofer zum letzten Mal in dessen Funktion als Stimmkreisabgeordneter. Seehofers Direktmandat holt bei der Wahl im Oktober CSU-Kandidat Matthias Enghuber, hier mit Frau Rebecca. FW-Bewerber Roland Weigert zieht über die Liste ein und wird im November Staatssekretär im Wirtschaftsministerium. -Fotos: Rein/Janda/Landtag −Foto: Janda, Stefan, Ingolstadt

Selten zuvor hat ein Jahr solche gravierenden Veränderungen in der politischen Landschaft im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen gebracht wie 2018. Gleichzeitig werden sich die Entscheidungen der vergangenen Monate auch auf das neue Jahr auswirken.

Ausschlaggebend dafür ist vor allem die Kandidatur von Landrat Roland Weigert für den bayerischen Landtag. Der Karlshulder zieht nicht nur über die Liste der Freien Wähler ins Parlament ein, sondern wird obendrein Staatssekretär im Wirtschaftsministerium.

Der Anstoß für seinen Wechsel in Landespolitik kommt nach den Worten Weigerts allerdings von der CSU - genauer gesagt von Markus Söder. Weigert macht kein Geheimnis daraus, dass er zunächst mit einer Kandidatur für den oberbayerischen Bezirkstag liebäugelt. Doch der Sturz von Ministerpräsident Horst Seehofer, seit 2013 auch Abgeordneter im Stimmkreis Neuburg-Schrobenhausen, lässt Weigert ebenso umdenken wie das Bitten seiner Parteikollegen. Auf deren Drängen hin erklärt er im Februar seine Kandidatur und bringt damit hinter den Kulissen viel Unruhe in die politische Landschaft. Den Parteispitzen ist längst klar, dass im realistischen Fall eines Wahlerfolgs Weigerts binnen weniger Monate ein neuer Landrat zu wählen ist.

Spannender ist die Suche nach einem Direktkandidaten da schon bei der CSU, wo zeitweise fünf Namen im Gespräch sind. Am Wahlabend im März ist noch ein Trio im Rennen, aus dem sich erwartungsgemäß der Neuburger Matthias Enghuber durchsetzt. Für den 34-Jährigen beginnt damit eine Ochsentour durch den Stimmkreis, zu dem auch die drei Pfaffenhofener Gemeinden Hohenwart, Scheyern und Gerolsbach gehören. Eine Mühe, die sich am Wahlabend auszahlt: Mit 34,6 Prozent beerbt Enghuber Horst Seehofer als direkt gewählter Abgeordneter im Landtag.

Im Duell gegen das politische Schwergewicht Roland Weigert muss seine CSU allerdings gewaltig Federn lassen. Im Vergleich zu 2013 holt die Partei bei den Erststimmen satte 20 Prozent weniger. Der Noch-Landrat kann das Ergebnis seiner Freien Wähler unterdessen beinahe verdreifachen und holt mit 28,7 Prozent sogar das prozentual beste FW-Ergebnis im gesamten Freistaat.

In der Folge gerät Enghuber trotz seines Erfolgs allerdings fast etwas ins Abseits. Kein Wunder: Als Neuling im Landtag muss er in der CSU-Fraktion erst einmal ganz hinten Platz nehmen, Roland Weigert sitzt hingegen eine Woche nach der konstituierenden Sitzung bereits auf der Regierungsbank. FW-Chef Hubert Aiwanger holt den 50-Jährigen als Staatssekretär ins Wirtschaftsministerium. Eine Ehre, mit der Weigert nicht gerechnet hatte, wie er betont. Und noch etwas geht im Wahltrubel beinahe unter: Denn Neuburg-Schrobenhausen ist nun wieder richtig in München vertreten. Erstmals seit zehn Jahren gibt es wieder einen Abgeordneten aus dem Kreisgebiet, erstmals seit 15 Jahren sind es sogar wieder zwei eigene Parlamentarier.

Stefan Janda