Berlin
Dunkles Kapitel

Im Berliner "Tatort" geht es um die Todesstrafe

08.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:22 Uhr
Das Logo des ARD-Kultkrimis „Tatort“ und ein Absperrband sind zu sehen. −Foto: Christoph Schmidt/dpa/Archivbild

Berlin (DK) Die ganze Woche über wurde in der Bundeshauptstadt des Mauerfalls vor 30 Jahren gedacht.

Jetzt folgt quasi zum Abschluss zu dem Thema noch ein "Tatort" aus Berlin. Der heißt "Das Leben nach dem Tod" und widmet sich einem dunklen Kapitel deutscher Geschichte - der Todesstrafe in der DDR.

Sie war eines der meist gehüteten Geheimnisse im Arbeiter- und Bauernstaat. So waren viele auch überrascht, als am 17. Juli 1987 die "Aktuelle Kamera" die Abschaffung der Todesstrafe verkündete. Bis dahin wurden 164 Todesurteile per Guillotine und ab 1968 per "Nahschuss" vollstreckt. Letztes Opfer war Stasi-Hauptmann Werner Teske. Er wurde am 26. Juni 1981 hingerichtet.

Es ist eine sehr komplexe und vom Zuschauer enorm hohe Aufmerksamkeit fordernde Geschichte, die Autorin Sarah Schnier in ihrem ersten "Tatort"-Krimi da entworfen hat. Es geht um die Grundfragen von Schuld und Sühne. Auch der überhebliche Umgang der Bundesrepublik mit der DDR nach der Wende wird thematisiert. Vor allem Kommissar Karow geht der Fall an die Nieren.

Als er nach Hause kommt, steht ein Leichenwagen vor der Tür. Der alte Herr Irrgang, sein Nachbar, zu dem er nie Kontakt hatte, liegt tot in seiner Wohnung. Und das schon lange. Unzählige Maden und Fliegen (beim Dreh waren es insgesamt 200000! ) zeugen davon. Die Vermieterin Olschewski rennt hektisch durch die Wohnung und will nur, dass hier schnell geputzt wird, damit sie das Objekt sofort wieder vermieten kann. Doch Karow vermutet ein Verbrechen und lässt den vermeintlichen Tatort sperren.

Kollegin Rubin ist zunächst in Gedanken woanders, sie hat sich heimlich um eine Stelle beworben, doch das läuft nicht wie erhofft. Als die Gerichtsmedizinerin einen Genickschuss an der bereits mumifizierten Leiche entdeckt, greift Nina wieder an und nimmt die Vermieterin ins Visier. Karow hat eine andere Spur: Junge Frauen werden von Clans zu Einbrüchen bei alten Menschen geschickt. Wurde auch Irrgang Opfer? Gerd Böhnke (gespielt von Otto Mellies) wurde ebenfalls beraubt. Als Karow sich mit ihm befasst, entdeckt er, dass Böhnke Richter in der DDR war und dort Todesurteile verhängte.

Und schon ist man beim Thema.
Vergangenheit und Gegenwart werden in diesem Krimidrama geschickt verflochten. Regisseur Florian Baxmeyer, "Tatort"-Spezialist (sein 18. Film für die Reihe), hat die traurige Rentner-Tristesse und das düstere Thema mit prägnanten, intensiven Bildern (Kamera: Eva Katharina Bühler) in Szene gesetzt, und er zeigt den sonst eher arroganten Karow (Mark Waschke) von einer ganz anderen Seite. Der taucht tief ein in den Fall, ist emotional, ermittelt assoziativ und geht auch auf seine Kollegin Rubin zu. Die ist überrascht, reicht ihm dann aber die Hand: "Du bist nicht alleine, Karow! " Noch nicht, kann man da nur sagen, denn für Frühjahr 2022 hat Meret Becker ihren Ausstieg aus dem "Tatort" angekündigt.

ARD, Sonntag, 20.15 Uhr.

Volker Bergmeister