Dunkler Schatten

Kommentar

26.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:44 Uhr

Die Zahlen sind gut, doch liegt ein dunkler Schatten über dem Ergebnis. Daimler freut sich über guten Umsatz und Gewinn. Der Aufschwung setzt sich fort.

Wären da nur nicht die Diesel-Affäre und der Kartellverdacht. Ist der Erfolg in der Vergangenheit nur mithilfe von Betrug möglich gewesen? Kein Wort kommt von Vorstandschef Dieter Zetsche zu dem Vorwurf, die großen deutschen Autobauer hätten über Jahrzehnte geheime Absprachen zulasten der Kunden, der Zulieferer und des Wettbewerbs getroffen.

Doch die jetzt einsetzende Schlammschlacht - BMW gegen Daimler, Daimler gegen VW, rette sich, wer kann! - zeigt, wie sehr die Nerven bei den Konzernchefs blank liegen. Beinahe täglich gibt es neue schlechte Nachrichten für die Branche. Sollte es sich bestätigen, dass hier ein regelrechtes Syndikat am Werke war, um beim Einkauf die Preise herunter- und beim Verkauf hochzudrücken, würde es teuer für die Unternehmen. Und der glänzende Lack der Autos made in Germany bekäme weitere Kratzer. Die Zeit, reinen Tisch zu machen und umzusteuern, ist überfällig. Während man in Frankreich und England bereits erkannt hat, dass die Zukunft nicht mehr in Diesel- und Benzinfahrzeugen liegt und die Technik 2040 auslaufen lassen will, halten deutsche Autobauer und die Kanzlerin weiter eisern daran fest.

Schließlich ist der notwendige Wandel kein Spaziergang, hängen Hunderttausende Arbeitsplätze von der Branche ab. Es steht zu befürchten, dass der für die kommende Woche geplante Autogipfel kein großer Befreiungsschlag wird, sondern nur ein weiterer Versuch, zu beruhigen und Entschlossenheit vorzutäuschen. Schließlich kommt der Skandal Angela Merkel und ihrem Verkehrsminister Alexander Dobrindt nur wenige Wochen vor der Bundestagswahl höchst ungelegen.