Dukes in Kirchdorf vor klarem Triumph – um 2:01 Minuten vor Schluss von Unwetter gestoppt zu werden

26.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:37 Uhr

Kirchdorf am Inn (DK) Toll gespielt, faszinierend gekämpft – und das am Ende doch vollkommen vergebens? Fakt jedenfalls ist, dass die Schlagerpartie der Ingolstadt Dukes bei den Kirchdorf Wildcats abgebrochen wurde – mickrige 121 Sekunden vor dem offiziellen Ende, das Ganze beim Stand von 28:6 (6:0, 14:0, 8:6, 0:0) für die „Herzöge“.

Ein heftiges Unwetter, mit zahlreichen Blitzen und Starkregen, machte es nach Ansicht des verantwortlichen Schiedsrichters unmöglich, das Match fortzusetzen. Die Sicherheit der Spieler, so zumindest seine Ansicht, sei bei diesen äußeren Bedingungen nicht mehr gewährleistet gewesen.

Warum er die American-Football-Partie allerdings schon unterbrach, obwohl das Gewitter noch gut zehn Minuten von Kirchdorf entfernt war? Weshalb er die fehlenden 121 Sekunden nicht einfach noch absolvieren ließ, bevor es in der Tat höchst ungemütlich und vielleicht sogar gefährlich in der Inn-Energie-Arena wurde? Alles Fragen, die sich am Samstagabend nicht nur die rund 100 mitgereisten Dukes-Schlachtenbummler stellten.

Das besonders Bittere daran aus Sicht der Ingolstädter: Im schlimmsten Fall wird das Spitzenspiel der GFL 2 Süd, also der Zweiten Bundesliga, nun einfach beim Stand von 0:0 neu angesetzt – und all das, was die Dukes am Samstag an Phänomenalem geleistet hatten, würde somit für null und nichtig erklärt werden. Für Headcoach Eugen Haaf wäre dies eine schier unerträgliche Vorstellung: „Wir haben die Wildcats auf ihrem Platz förmlich zerlegt, ließen ihnen nicht den Hauch einer Chance. Da kann man doch jetzt nicht so tun, als wäre überhaupt nichts passiert gewesen – das alles wegen lächerlicher 2:01 Minuten, in der die Partie doch auch keine große Wendung mehr genommen hätte.“

Ja, hinter Haaf liegt eine nahezu schlaflose Nacht. Wie es weitergeht, hängt nun rein am Liga-Obmann Thorsten Schulz aus Bonn, er muss möglichst zeitnah eine Entscheidung fällen. Die kann aus Haafs Sicht lediglich so ausschauen: Spielwertung zugunsten der Dukes. „Es gibt Präzedenzfälle aus der GFL1 und GFL 2, die eigentlich nur diese Möglichkeit zulassen“, berichtet der 49-Jährige: „Wäre noch eine längere Zeit zu absolvieren oder wäre der Spielstand enger gewesen – in Ordnung, dann müssten wir schon akzeptieren, dass über eine Neuansetzung nachgedacht wird. Aber so . . ?

Haaf sagt dies kopfschüttelnd: „Denken Sie doch auch mal an meine Jungs. Die machten ein Riesenspiel beim bisherigen Tabellenführer, der noch ohne jeden Verlustpunkt dastand – und jetzt soll ihnen das wegen mickriger 2:01 Minuten, in denen höchstwahrscheinlich nichts mehr passiert wäre, genommen werden? Es ist doch logisch, dass diese sich betrogen fühlen würden, falls dies eintreten sollte.“ Auch Haaf selbst würde sich in diesem Fall um den Lohn seiner Mühen gebracht sehen: „Wir hatten viel Arbeit und Energie reingesteckt, um topfit sowie bestens vorbereitet bei den Wildcats anzutreten – was dazu führte, dass unser ,Gameplan’ dort hundertprozentig aufging“, sagt er völlig richtig.

Alex Gillett etwa, der bislang alles überragende Wide Receiver der Kirchdorfer: komplett aus der Partie genommen, vor allem von Patrick Mahnke nahezu zur Bedeutungslosigkeit verurteilt. Star-Quarterback Brady Huber: von der insgesamt wieder bärenstark agierenden Dukes-Defense stets sofort unter Druck gesetzt worden und daher kaum mit gelungenen Aktionen.

Auf der anderen Seite setzten die Ingolstädter immer wieder extrem schmerzhafte Nadelstiche in der Offense. „Wir hielten den Ball tatsächlich gut in Bewegung – sei es mit Pässen in der Luft oder einfach nur durch energische Läufe“, bestätigt Haaf zufrieden. Nein, die Platzherren fanden dagegen keine Mittel. Die Gesichter bei ihren rund 1000 Fans im Stadion wurden dementsprechend lang unter länger. So waren’s Timo Benschuh vier Sekunden vor dem Ende des ersten Viertels, zweimal der gewohnt wieselflinke Richard Samuel sowie Mahnke mit einem Interception-Touchdown, die den Football insgesamt viermal in die Wildcats-Endzone beförderten. Dass hieran der wiederum bestens aufgelegte Dukes-Quarterback Rick Webster sowie die gesamte Offense mit tollen Blocks einen Riesenanteil hatten – eigentlich müßig zu erwähnen.

Zugegeben, natürlich könnten die „Herzöge“ nun sagen: Wir würden die Kirchdorfer auch bei einem Wiederholungsspiel locker schlagen, weil wir einfach die bessere Mannschaft sind. „Aber so einfach ist das Ganze leider nicht“, erklärt Haaf: „Die Wildcats wissen jetzt ja genau, was unser Schlüssel zum Erfolg gegen sie ist – und darauf könnten sie sich dann locker einstellen.“

Dementsprechend bleibt er dabei: Das am Samstag abgebrochene Match müsse zwingend für die Dukes gewertet werden. Der einzige Kompromiss, zu dem der 49-Jährige bereit wäre: „Wir fahren nochmals nach Kirchdorf und absolvieren dann die restlichen 2:01 Minuten. Aber die Partie wieder bei 0:0 zu beginnen – das wäre aus unserer Sicht absolut inakzeptabel.“ Bleibt aus Ingolstädter Sicht nur zu hoffen, dass es der Obmann in Bonn ähnlich sieht.