Neuburg
Duelle hinter Gittern

FC Ehekirchen zu Tischtennispartien in der Jugendjustizvollzugsanstalt

11.02.2014 | Stand 02.12.2020, 23:05 Uhr

Nicht alle wollen ihr Gesicht zeigen: (von links) Sebastian Häckl, Kreisvorsitzender des Kreises Eichstätt/Neuburg, Peter Liebelt, Anstaltslehrer und Sportkoordinator, die sechs Spieler der JVA und die Teilnehmer des FC Ehekirchen: Michael Maurer, Johannes Martin, Tobias Hahn, Manfred Schabenberger, Horst Höck und Josef Muschler sowie Ernst Meier-Lämmermann, der Leiter der JVA. - Foto: Liebelt

Neuburg (DK) Vor kurzem fand in der Sporthalle der Jugendjustizvollzugsanstalt (JVA) Neuburg-Herrenwörth ein Tischtennis-Freundschaftsspiel zwischen der Gefangenenmannschaft und einem Herrenteam des FC Ehekirchen statt.

Initiiert wurde dieses Aufeinandertreffen durch den Anstaltslehrer Peter Liebelt, der auch als Koordinator des Anstaltssports fungiert, und Sebastian Häckl, dem Tischtennis-Kreisvorsitzenden des Kreises Eichstätt/Neuburg.

Dieser ist selbst als Spieler beim FC Ehekirchen aktiv und konnte sich zuvor bei einem Training, das einmal im Monat zwei Übungsleiter des BSV Neuburg den Gefangenen der Tischtennisgruppe anbieten, ein Bild von den örtlichen Gegebenheiten machen. Er war von der positiven Atmosphäre und der Disziplin der jungen Inhaftierten so begeistert, dass er kurz darauf mit Peter Liebelt, der für die Tischtennisgruppe der JVA Neuburg-Herrenwörth verantwortlich ist, ein Freundschaftsspiel vereinbarte.

So fand er sich mit seinen sechs Spielern an einem Mittwochabend vor der Torwache ein, wo sie von Anstaltsleiter Ernst Meier-Lämmermann empfangen wurden. In der Sporthalle angekommen, begrüßten sie jeden Gefangenen per Handschlag. Nach dem Einspielen und einer kurzen Ansprache, in der sich Ernst Meier-Lämmermann für das soziale Engagement des FC Ehekirchen bedankte, begann das Spiel mit den drei Doppelpartien.

Schnell wurde deutlich, dass die Gäste spielerisch und taktisch deutlich überlegen waren, was sich auch in den anschließenden Einzeln zeigte. So konnte die Mannschaft der JVA Neuburg-Herrenwörth insgesamt nur ein Spiel für sich entscheiden, wenngleich manche Duelle über die volle Distanz von fünf Sätzen gingen und die weitaus erfahreneren Gegner teilweise stark ins Schwitzen kamen. Der Mannschaftskapitän des FC Ehekirchen, Horst Höck, war von dem Auftreten der Heranwachsenden sehr angetan: „Die Begeisterung war den Jungs richtig anzusehen. Hochmotiviert, aber jederzeit sehr fair erwiesen sie sich als tolle Trainingspartner.“ Abseits der einzelnen Spiele kamen interessante Gespräche zustande, in denen die Gäste nicht nur den einen oder anderen Tipp an die Inhaftierten weiter gaben, sondern sich die Akteure auch über alltägliche Themen unterhielten. Man merkte sofort, dass die Chemie untereinander stimmte und die ungewohnte Umgebung für die Gäste kein Problem darstellte. Für die Mitglieder der „Heimmannschaft“, die sich intensiv auf dieses Spiel vorbereitet hatten, war es eine willkommene Abwechslung zum Haftalltag. Alle Beteiligten waren sich am Ende einig, dass die Zeit an diesem Abend viel zu schnell vergangen ist. Die Verlierer, wenn man sie angesichts der gewonnenen Erfahrungen und Eindrücke überhaupt so nennen kann, brannten sofort auf eine Revanche, die ihnen Horst Höck bei der Verabschiedung in Aussicht stellte. „Wir kommen sehr gerne wieder“, gab er ihnen mit auf den Weg zurück in ihre Zellen. Gemeinsamer Sport kennt eben keine Gefängnismauern.