Dudelsackspieler in der Krippe

26.12.2008 | Stand 03.12.2020, 5:19 Uhr

Viel Idealismus: Hans Herget (59), gebürtiger Jetzendorfer, baut schon seit seiner Kindheit an Krippen und Krippenlandschaften. Wenn er in Pension ist, will der Chauffeur eine "richtige Krippe mit Palmen" bauen: "Dann habe ich ja Zeit." - Foto: Eibisch

Pfaffenhofen (em) Jetzt ist die Zeit, in der die Krippen aufgebaut werden. Waren diese bisher im Keller oder unter dem Dach verstaut, so finden sie nun wieder ihren Platz im Flur, im Zimmer oder im Hausgang. Hans Herget (59) baut schon seit seiner Kindheit an Krippen und Krippenlandschaften.

Ursprünglich stellten Krippen die Weihnachtsgeschichte um die Geburt Jesu in der angestammten Umgebung, also in Palästina, dar. Doch es gibt auch andere Krippen, die als so genannte Heimatkrippen in eine Winterlandschaft eingebaut werden. Statt Palmen sieht der Betrachter schneebedeckte Tannen, statt karger Landschaft hochalpine Berge.

Eine solche Krippe findet sich in Niederscheyern. Josef Nagl tüftelt in jeder freien Minute an seiner Krippenlandschaft herum und überlegt, wie er die Darstellung noch verbessern kann. Ehefrau Marion und die kleine Julia unterstützen ihn dabei und beurteilen, ob die Figur mehr nach rechts oder höher auf dem Berg positioniert werden soll.

Doch der eigentliche Krippenbauer ist der Schwiegervater Hans Herget, der im Zusammenspiel mit seinem Schwiegersohn die 120 mal 90 cm große Krippenlandschaft jedes Jahr weiter ausbaut und vergrößert.

Wurden vor Jahren noch echte Steine als Felsen benutzt, so sind diese nun aus Gewichstgründen gegen aufgeschäumte Berge ausgetauscht worden. Kleine Figürchen finden sich in der alpinen Landschaft, auch ein kleiner Brunnen mit real fließendem Wasser und ein Lagerfeuer mit Rauchentwicklung können bestaunt werden. Und alles wird von weißem Schnee bedeckt.

Jedes Jahr, wenn die Gartensaison vorbei ist, wird mit dem Aufbau begonnen – und die vielen Krippenmärkte werden besucht. Hans Herget: "Von Kempten bis Ingolstadt, von München bis Landshut besuchen wir die Aussteller und fahnden nach Figuren, Häuschen und Zubehör." Die Krippenlandschaft zeugt von Idealismus. "Viele Stunden sitzen wir hier und bauen auf und um – allein 600 kleine Bäumchen, von denen die größten elf Zentimeter hoch sind, müssen platziert werden. Das macht sich nicht von allein. Holzlager, Jägerstand und Hühnerstall werden meist fertig gekauft – zum Teil aber auch selbst gebastelt", erzählt Josef Nagl dem staunenden Besucher.

Die Landschaft wird aber nahezu täglich wieder verändert: "Maria und Josef sind erst kurz vor Weihnachten zu sehen – die Szene im Stall bauen wir erst zum Heiligen Abend auf." Und oft werden die Figuren nur um ein paar Zentimeter weiter gerückt: "Manchmal ergibt das ein völlig anderes Bild." Nur eins bleibt unverändert: der Sonnenaufgang, der durch eine Felsenhöhle hindurchscheint. Und eine Figur ist ein Zugeständnis an die Globalisierung: der Dudelsackpfeifer auf dem Balkon des Stalls.