München
"Du warst fünf Jahre lang meine Vorband"

Django Asül nimmt beim Maibockanstich in München wieder Politiker aufs Korn - insbesondere Ministerpräsident Söder

25.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:30 Uhr
Nahm wieder kein Blatt vor den Mund: Kabarettist Django Asül hatte es gestern Abend beim Maibockanstich im Müncher Hofbräuhaus vor allem auf Ministerpräsident Markus Söder (CSU) abgesehen. Der Regierungschef zeigte sich amüsiert. −Foto: Hörhager/dpa

München (DK/dpa) Wenn der Kabarettist Django Asül das Podium betritt, um den Politikern die Leviten zu lesen, dann wird's schmerzhaft. Das mussten gestern Abend die Großkopferten beim traditionellen Maibockanstich in München wieder einmal erleben. Vor allem einer bekam es ab: der neue Ministerpräsident Markus Söder.

Söder hatte - noch als Finanzminister - jahrelang das Podium des staatseigenen Hofbräuhauses dafür genutzt, seine Ambitionen für das höhere Amt auf humoristische und damit politisch kaum angreifbare Weise deutlich zu machen. "Herzlich willkommen, Ministerpräsident", begrüßte ihn Asül. "Mensch, Markus, damit hast nicht gerechnet, gell - dass es doch so lang dauert?" Und Asül setzte nach: "Fünf Jahre lang warst du hier der Gastgeber. Jetzt bist du nur Gast. Du warst fünf Jahre lang meine Vorband. Der Freistaat dankt dir auf besondere Weise: Pünktlich zur 100-Jahr-Feier des Freistaates hockst jetzt in der Staatskanzlei." Horst Seehofers Traum sei immer gewesen, Innenminister in Berlin zu werden, "nächtelang hast dir den Kopf zerbrochen", so Asül zu Söder, "wie du dem Horst bei der Erfüllung dieses Traumes helfen kannst".

Söders Regierungserklärung habe dann "weltweit für Furore gesorgt: In der Türkei hat Erdogan gleich vorgezogene Neuwahlen ausgerufen und Nordkorea hat das Ende seines Atomprogramms bekanntgegeben". Söder fokussiere sich eben auf das Wesentliche. "Also auf Alles. Er will Spezialist für das Generelle werden."

Besonders satirisch gewürdigt wurden auch die Neuen in Söders Kabinett. Selbst der neue Finanzminister, Albert Füracker, in dieser Funktion immerhin Hausherr beim Staatsunternehmen Hofbräu und gestern Abend der Gastgeber, bekam sein Fett weg - weil er es wohl nicht so sehr mit den Buchstaben habe: "Auf deiner Internetseite steht unter Mitgliedschaften unter anderem Bolivenhilfe e.V. Ich habe mich gefragt: Was sind denn Boliven? Bayerische Oliven? "

Füracker erlaubte sich sich in seiner Premierenrede beim Maibockanstich übrigens einen amüsanten Versprecher: "Das Wichtigste, Herr Finanzminister ist, äh Herr Ministerpräsident, das wichtigste ist es, den Ministerpräsidenten zum Maibock einzuladen", sagte er an die Adresse Söders gerichtet. Auch beim Anzapfen des Holzfasses gab es ein kleines Malheur: Statt der erhofften drei Anschläge brauchte Füracker mindestens neun Schläge.

Kabarettist Asül nahm außer Söder und seinem Finanzminister auch weitere CSU-Größen aufs Korn - etwa den neuen bayerischen Bildungsminister Bernd Sibler: "Der Minister für Bildung muss ein Gscheidhaferl sein. Und das war der Sibler schon immer." Heftig eine mitgegeben bekam auch Siblers Vorgänger, der von Söder abgesetzte Ludwig Spaenle - der sei nicht an seinem Amt gescheitert, so Asül, sondern an seinem Namen: "Für Söder war klar: Wenn der Seehofer in Berlin einen Spahn im Kabinett hat, darf sich der Söder in München nicht mit einem Spaenle zufriedengeben."

Zur Berufung der neuen Wissenschaftsministerin Marion Kiechle wusste Django Asül zu berichten, dass die Liste der klugen Frauen ellenlang gewesen sei. "Jetzt musste es aber eine Frau sein, die gerne mit dem Söder zusammenarbeitet. Da wurde die Liste aber ganz schnell sehr kurz." Die neue Landwirtschaftsministerin, Michaela Kaniber, habe ihr Amt bekommen, weil sie "die für dieses Amt erforderliche Anzahl von Dirndln bei Weitem übertroffen" habe. "Noch ein Charivari mehr und es hätte sogar fürs Heimatministerium gereicht."

Aber natürlich kam auch die Opposition beim Derblecken nicht zu kurz - etwa, als Django Asül von einer neuen Umfrage zu berichten wusste: "Die Frage lautete: Soll die CSU lieber mit den Grünen oder mit der SPD koalieren? Da haben 48 Prozent geantwortet: Mit den Grünen. 52 Prozent haben geantwortet: Was ist SPD?" Dabei sei die SPD unter ihrer neuen Chefin Natascha Kohnen die einzige Partei in Bayern, die nicht mit der CSU koalieren würde - "weil die CSU noch nicht gefragt hat".