Schrobenhausen
"Du meinst, du bist in Neukölln" - Polizei hat konkreten Täterhinweis

Bei den Ermittlungen zum Vandalismus am Schrobenhausener Sportplatz geht es voran

04.05.2021 | Stand 23.09.2023, 18:22 Uhr
Äußerst geistreiche Bemalung: Sitze, die nicht beschmiert oder beschädigt sind, gibt es am Schrobenhausener Sportplatz nicht mehr. −Foto: Fischer

Schrobenhausen - Es gibt einen konkreten Täterhinweis für die Beschädigungen am Schrobenhausener Sportplatz. Polizeihauptkommissar Hans-Jürgen Bartl spricht von einem Augenzeugen der Sachbeschädigung, mit dem die Polizei bereits gesprochen habe. Weitere Vernehmungen laufen, außerdem würde die Polizei aktuell Jugendliche zu dem Thema als Zeugen kontaktieren, von denen die Personalien auf dem Sportplatz aufgenommen wurden.

Bartl hofft, dass die kontaktierten Jugendlichen dann auch weitere Aussagen zu den Sachbeschädigungen machen, wenn sie denn etwas wissen oder beobachtet haben. "Es sind vereinzelte Jugendliche, die sich nicht an die Regeln halten, und das ist bestimmt nicht im Sinne der anderen", ist der Vizechef der Schrobenhausener Polizei überzeugt. Schließlich bestehe zunehmend das Risiko, dass die Stadt den Platz einfach dicht mache und nicht mehr zur freien Verfügung stellt. Das würde dann auch den Jugendlichen schaden, die diesen als Treffpunkt nutzen. "Es leidet die Gesamtheit", sagt Bartl, mit Blick auf einzelne schwarze Schafe, die dort randalieren.

Zudem kündigt er mehr Polizeikontrollen auf dem Sportgelände an, "aber wir können nicht 24 Stunden abdecken". Sieht die Polizei Personen auf der Tribüne, würden diese schon jetzt kontrolliert. Das Problem: Die Jugendlichen würden die Polizei schon von weitem kommen sehen. "Sie haben da schon ein Auge drauf."

Das Gelände zu gewissen Zeiten abzusperren, sei schon eine Option, sagt Bürgermeister Harald Reisner (FW). Man werde sich das überlegen und prüfen. Außerdem werde die Stadt die verbleibenden Stadionsitze wahrscheinlich abbauen und einlagern. Reisner überlegt zudem, selbst noch einmal das Gespräch mit Jugendlichen vor Ort zu suchen. Aus seiner Sicht stört es ja niemanden, wenn sie sich dort aufhalten - "wenn sie sich vernünftig aufführen". Leid tun ihm die Vereine und Ehrenamtlichen, die sich abtun - und dann werde alles kaputt gemacht. "Dabei ist es eigentlich eine wunderschöne Sportanlage." Oder könnte es sein, wenn sie nicht so verunstaltet würde. Über neue Stadionsitze habe man nachgedacht, "aber so Schalen sind nicht billig und in einem viertel Jahr sind sie wieder kaputt", ist Reisner überzeugt. Andererseits könne man es auch kaum so lassen - "du meinst, du bist in Neukölln."

Stadtjugendpfleger Benedikt Schmid sagt mit Blick auf den Sportplatz: "Zu entschuldigen ist es nicht, es ist ein massiver Sachschaden." Zugleich weiß er, wie groß der Druck bei den Jugendlichen in der aktuellen Situation ist. Viele seien seit Monaten nicht mehr in der Schule gewesen. Treffen würde man sich wenn überhaupt heimlich und mit schlechtem Gewissen. "Es gibt wenig Möglichkeiten, sich sinnvoll zu beschäftigen." Angebote für Jugendliche gebe es zur Zeit auch so gut wie keine - und irgendwann entlade sich der Druck. Dass das bei einigen wenigen auf so eine Art und Weise passiere, kann er natürlich nicht gutheißen. Denn die meisten verhielten sich ja trotz allem diszipliniert.

Zusammen mit dem Streetworker und in enger Absprache mit dem Bürgermeister seien sie gerade am Überlegen, was man denn machen könnte. Benedikt Schmid spricht zum Beispiel von gestalterischen Projekten zusammen mit Jugendlichen, um den Wert des Sportplatzes zu erhöhen. So könnte man unter Umständen die momentan stark verschandelte Wand gestalten. Oder auch tatsächlich eine Fläche für Sprayer an irgendeiner Stelle schaffen.

Aktuell ist das alles aber aus Corona-Gründen noch nicht möglich. Gruppentreffen dürfen momentan auch in der Jugendarbeit nicht stattfinden. Alles, was geht, ist ein Treffen von einer einzelnen Person mit dem Streetworker. Viele Möglichkeiten, etwas zu bieten, haben Benedikt Schmid, Streetworker Sascha Hellwich und auch das Team vom derzeit geschlossenen Jugendzentrum um Franz Stoß also nicht. Schmid hofft sehr, dass es in diesem Bereich bald Lockerungen geben wird, damit es auch wieder Angebote für Jugendliche geben kann.

SZ

Isabel Ammer