Rothenburg ob der Tauber (DK
"Dringender Handlungsbedarf"

Wasserversorger im Freistaat sind besorgt wegen der wachsenden Nitratbelastung

10.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:50 Uhr

Alles klar: Das Wasser im Raum Ingolstadt ist - hier ein Blick in den Gerolfinger Wasserspeicher - nicht mit Nitrat belastet. Anders sieht es dagegen an Lech, Paar und Ilm aus. Hier wurden hohe Nitratwerte im Grundwasser gemessen. ‹ŒArch - foto: Rössle

Rothenburg ob der Tauber (DK) Landwirte erhoffen sich von nitrathaltigen Düngemitteln vor allem höhere Erträge - im Übermaß auf den Feldern ausgebracht können sie aber zum Problem für das Wasser werden. Die Wasserversorger im Freistaat fordern deshalb Gegenmaßnahmen.

Die steigende Nitratbelastung im Grundwasser bereitet den bayerischen Wasserwerken Sorgen. Zusammen mit dem Bayerischen Gemeindetag sehen die Wasserversorger "dringenden Handlungsbedarf", wie sie gestern bei einer Tagung in Rothenburg ob der Tauber (Landkreis Ansbach) betonten. Der kommunale Dachverband lädt regelmäßig zu der Tagung ein, an der diesmal 160 Bürgermeister, Geschäftsführer von Wasserzweckverbänden und Wissenschaftler teilnehmen.

Nitrat gelangt nach Angaben der Fachleute vor allem über Düngemittel ins Grundwasser. Erhöhte Nitratgehalte können nach Informationen des Umweltbundesamtes zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen.

Nach Angaben von Gemeindetags-Geschäftsführer Franz Dirnberger stammen 90 Prozent des Trinkwassers in Bayern aus Grundwasservorkommen. Dabei sorgten in Trinkwasserschutzgebieten entsprechende Auflagen und freiwillige Kooperationen mit den Landwirten für einen wirksamen Schutz der unterirdischen Wasservorkommen. Wenn Bauern auf eine Düngung der entsprechenden Böden weitgehend verzichteten, erhielten sie von den Wasserwerken einen finanziellen Ausgleich. Dies funktioniere in der Regel auch sehr gut, betonte Dirnberger. "Außerhalb der Trinkwasserschutzgebiete ist die Entwicklung der Nitratbelastung dagegen mancherorts besorgniserregend", gab er zu bedenken.

Dabei verwies er auf jüngste Untersuchungen des Landesamtes für Umwelt (LfU). Demnach ist auch die Region betroffen - eine im Internet veröffentlichte LfU-Karte zeigt hier einen Streifen, der vom Lechtal bei Augsburg über das Paartal und das Ilmtal bis nach Straubing reicht. In den Weinbaugebieten Unterfrankens ist die Nitratbelastung des Grundwassers ebenfalls hoch. Die Belastungsgebiete reichten dabei weit bis ins westliche Mittelfranken. Vielerorts wurden laut LfU mehr als 50 Milligramm Nitrat pro Liter Wasser gemessen. Zu den Belastungsschwerpunkten zählt auch ein Korridor von Regensburg bis Amberg. Die Trinkwasserverordnung aus dem Jahre 2001 legt für Nitrat einen Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter fest.

Dirnberger sprach sich für eine Novelle der Düngeverordnung aus. Landwirte sollten Düngemittel künftig nur noch in einem grundwasserschonenden Umfang einsetzen dürfen. Auch müsse bei der Nitratbelastung von Grundwasservorkommen endlich das Verursacherprinzip greifen.

Beobachtungen zeigten, dass vor allem Gebiete mit intensiver landwirtschaftlicher Nutzung nitratbelastet seien, sagte Dirnberger Herausforderungen für die Wasserversorger stellten neben dem Wein- auch der Hopfen-, Spargel-, Gemüse- und der Maisanbau dar. Nitrat kann nach Angaben des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit bei der Umwandlung in Nitrit im menschlichen Organismus zu Sauerstoffmangel in lebenswichtigen Organen führen. Besonders gefährdet seien Säuglinge.