Hilpoltstein
Dringend auf Unterstützung angewiesen

Rother Inklusionsnetzwerk startet Spendenaktion - Finanzierungsprogramm auf Gemeindeebene stockt

14.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:33 Uhr

Hilpoltstein/Roth - Das Coronavirus bedroht nicht nur die Menschen an sich, sondern auch die Entwicklung im Landkreis Roth hin zu mehr Teilhabe für Menschen mit Behinderung.

Aufgrund der Absage öffentlicher Veranstaltungen brechen dem Rother Inklusionsnetzwerk (RHINK) fest eingeplante Einnahmen weg und es braucht nun Unterstützung. Unter dem Internet-Link www. startnext. com/unterstuetzung-fuer-rhink haben Vereinsvorsitzender Paul Rösch und Sozialpädagogin Janet Meyer nun eine eigene Spendenaktion gestartet.

RHINK ist nach Auskunft von Paul Rösch zwar nicht akut in seiner Existenz gefährdet, steht jedoch vor einem bedrohlichen Liquiditätsengpass. Insbesondere müssen pro Jahr 8000 Euro an Eigenmitteln für die Fachkraft der Teilhabeberatung aufgewendet werden. Janet Meyer hat ihre Stelle bereits freiwillig von 38,5 auf 24 Stunden reduziert. Meyers Anstellung bei RHINK wird zum größten Teil vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales finanziert. "Das hätte sie nicht tun müssen, sie wollte aber ein Zeichen setzen", lobt Paul Rösch die Sozialpädagogin für ihren Schritt. Mitgliedsbeiträge fallen bei RHINK nicht an. Denn die Vereinsmitglieder engagieren sich fast alle als Teilhabeberater.

Die Beratungstätigkeit aber ist aufgrund der Kontakt-Restriktionen nur noch eingeschränkt möglich. Denn sie funktioniert am besten von Angesicht zu Angesicht. "Weil das aber nicht geht, machen wir einiges über Telefon und Videochat", sagt Janet Meyer. Dennoch ist die Nachfrage hier nicht so groß wie üblich. Innerhalb gut eines Jahres hat RHINK von Ende 2018 bis Anfang 2020 450 Teilhabeberatungen geleistet. Meyer übernimmt hier hauptsächlich die Koordinationstätigkeit. Die Beratung selbst kommt von Menschen mit Handicap, die aufgrund eigener Erfahrung besonders authentische Ratschläge erteilen können.

Hinzu kommt, dass viele Menschen mit Behinderung im Landkreis augenblicklich auch noch andere Probleme haben. Denn vor allem Menschen mit ausgeprägtem Handicap, die dank der Hilfe eines oft ausgeklügelt zusammengestellten Kreises persönlicher Assistenten noch selbstständig in den eigenen vier Wänden leben können, fürchten um dieses System. "Sie haben Angst, dass es zusammenbricht", so Meyer. Die Beratung der Städte und Gemeinden ist ebenfalls so gut wie zum Erliegen gekommen.

Besonders heftig trifft RHINK nun der Ausfall des Kabarettabends. Am 28. April sollte Martin Fromme mit seinem Programm "Besser Arm ab" als Künstler mit Handicap im Augustinum in Roth auftreten. Eigentlich sollte RHINK auch Geld über ein Finanzierungsprogramm des Gemeindetags auf Kreisebene erhalten. Je Kommune sollten 30 Cent pro Einwohner an den Verein fließen. Die selbe Summe sollte vom Landkreis kommen. "Der Prozess stand noch am Anfang, jetzt aber haben die Kommunen andere Prioritäten", sagt Rösch und zeigt Verständnis für die Lage der Gemeinden.

Lediglich die Stadt Roth ist bislang dem Konzept des Bayerischen Gemeindetags gefolgt. Sie wird das RHINK ab heuer drei Jahre lang mit 7700 Euro jährlich für seine Arbeit als Berater für Barrierefreiheit in der Kreisstadt fördern. Bei der entsprechenden Ausschusssitzung im Dezember hatte der RHINK-Vorsitzende eine Liste vorgelegt. Aus ihr ging hervor, dass Mitglieder des Vereins in den vergangenen fünf Jahren allein 42 Mal für Besichtigungen, Gespräche und konkrete Beratung in Roth im Einsatz waren. Rösch hatte außerdem über 200 RHINK-Aktivitäten im gesamten Landkreis dokumentiert. "Das Netzwerk kostet enorme Ressourcen", erklärte Rösch. Er zeigte sich optimistisch, dass der vom Gemeindetag vorgeschlagene Finanzierungsweg nach und nach überall auf Zustimmung stoßen wird.

Neben dem Crowdfunding-Aktion unter www. startnext. com/unterstuetzung-fuer-rhink sind Spenden auch direkt auf das Konto von RHINK möglich unter der IBAN DE84 7646 0015 0103 0897 38.

HK