Rohrbach
Dreistündiger Lachmarathon

Philipp Weber bombardiert sein Publikum in Rohrbach mit Gags am laufenden Band

01.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:52 Uhr

 

Rohrbach (PK) Zum dritten Mal hat Kulturmanagerin Sabine Kroiß den unterfränkischen Kabarettisten Philipp Weber in das Gasthaus Zeidlmaier in Rohrbach geholt, dem sie entstammt. Und Weber brachte den vollen Saal zum Toben.

Anhand von Onkel Rudi und Freundin Tina beleuchtete Weber die verschiedenen Facetten des Trinkens. Während Säufer Onkel Rudi selbst seine Beerdigung akribisch plant mit Sekt für alle in der Aussegnungshalle, einen Absacker zum Herunterlassen des Sarges und einem speziellen alkoholhaltigen Drei-Gänge-Menü, stellt die muslimische Antialkoholikerin Tina einen viermonatigen Alkoholverzicht als Bedingung für Sex. Mit Hilfe dieser beider Personen bombardiert Weber das Publikum mit Gags am laufenden Band, gespickt mit statistischen Zahlen, die seinen Zuhörern bei jedem Lacher auch die Ernsthaftigkeit des Themas immer wieder vor Augen führen. Da erklärt er, was Wein denn eigentlich sei – „Vergorener Traubensaft, in den ein Schimmelpilz hinein gepisst hat!“ Und Weber wirft die Frage auf, was man denn trinken soll: Sei es Tee, Sauerkrautsaft oder gar der Zwiebelsud gegen Schnupfen – „das hat der Teufel Hildegard von Bingen unter Folter aufgezwungen! Aber es wirkt! Der Brechreiz ist stärker!“ Der Franke nimmt alles nur erdenkbar Trinkbare genau unter die Lupe und deckt gleichzeitig Auswüchse unserer Gesellschaft auf. Jugendliches Komasaufen mit alkoholgetränkten Tampons entgeht dem Kritiker ebenso wenig wie das Glühwein-Hopping am Adventsballermann in Nürnberg – oder soll es gar der Jakobsweg über die schönsten Weingüter sein? Sind mit Zucker aus kontrolliertem Anbau gesüßte Getränke wie Nektar, Red Bull oder andere Mischgetränke auch gesünder? Und sind an Biodiabetes gestorbene Leichen dadurch leichter abbaubar?

Bei „Durst“ darf das Thema Wasser natürlich nicht fehlen! Zu gern würde Weber wissen: „Warum importiert man in Passau Wasser aus Fidschi, wenn die Stadt alle zwei Jahre sowieso absäuft“ Gnadenlos geht Weber mit dem Hype um „Edelwässer“ ins Gericht, ebenso wie mit diversen Kaffeeautomaten. Sehr zur Erheiterung des Publikums öffnet er die mitgebrachte Flasche Wein und dekantiert sie in einer Blumenvase, um sie schließlich vom Publikum mittels Strohhalm belüften zu lassen. Sein Plädoyer zielt jedoch ganz klar gegen sämtliche Süchte, sei es Alkohol, Sex, Drogen ja selbst Glutamat. Und Weber möchte sein Publikum davon überzeugen, dass mit Lachen ebenso Dopamin freigesetzt wird und es damit glücklich macht. So gesehen sollte Philipp Weber vielleicht unter das Drogenschutzgesetz fallen, denn er hat es geschafft einen ganzen Saal drei Stunden lang einem Lachmarathon auszusetzen. Offenbar macht Lachen aber auch süchtig, denn das Publikum verlangte nach mehr, obwohl Weber eigentlich keine Zugabe vorbereitet hatte. Also griff er in die Trickkiste und gab einen Auszug aus seinem Programm „Futter – streng vertraulich!“ zum besten. Seine Zuhörer dankten es ihm, denn alle waren sich einig: „Das war spitze!“ Man darf auf das nächste kulturelle Highlight in Rohrbach schon gespannt sein. Mit Döberl & Hasinger bringt Kroiß am 10. April zwei bayerische Barden mit spitzer Zunge auf die Bühne.