Winden
Drei Shettys sind ihr größter Fang

Birgit Schwindt widmet ihr Leben den Tieren und hat darüber ihr eigenes Glück gefunden

29.12.2011 | Stand 03.12.2020, 1:59 Uhr

Mecki, Max und Moritz heißen die drei putzigen Shetlandponys, die von der engagierten Tierfreundin Birgit Schwindt auf ihrem Hof in Winden bei Nieder-thann eine dauerhafte Bleibe gefunden haben, nachdem sie dem Metzger quasi von der Lastwagenrampe weggeschnappt wurden - Foto: Ermert

Winden (DK) Mecki ist ein Frechdachs, ein verfressener noch dazu. Max zieht sich schmollend zurück. Moritz würde seinem Frauchen am liebsten die Nase abschlecken, als sie ihm endlich das Leckerli überlässt. Birgit Schwindt strahlt im Kreise ihrer Lieben. Besser könnten sie es nicht haben auf dem kleinen Hof in Winden bei Nieder thann. Vor allem nicht bei der Vorgeschichte der drei kleinen Shetlandponys. „Sie waren schon auf dem Weg zum Metzger nach Italien. Aber das konnte ich nicht zulassen. Da habe ich sie lieber zu mir genommen.“

Vor 25 Jahren ist Birgit Schwindt in die Hallertau gekommen. Die heute 68-Jährige stammt aus Bergisch-Gladbach und ist eine rheinische Frohnatur. „Ich bin mit meinem früheren Mann nach Bayern gekommen. Weil er die Berge so geliebt hat. Bis er bei einer Bergziege geblieben ist“, spricht sie ganz offen über ihr Privatleben. Das kann sie auch mit gutem Gewissen. Schließlich hat sie ihre Tiere – und nach einiger Zeit allein auch wieder eine neue Liebe gefunden, die sowohl ihre Leidenschaft als auch ihr Mitleid mit den Vierbeinern teilt.

„Die herzliche Offenheit beim Karneval in Köln fehlt mir schon manchmal. Aber ansonsten ist es hier auch schön“, sagt sie schmunzelnd und plappert munter drauflos. In Reithose und Wollpulli, schließlich kommt sie gerade aus dem Stall. Woher denn schließlich auch sonst? „Da verbringe ich schließlich den halben Tag. Die Tiere sind meine ganze Freude, aber sie sind eben auch ein Fulltime-Job“, fügt sie an.

Fünf Großpferde, vier Ponys, drei große Hunde, eine Katze, rund 30 Hühner und Hähne, dazu zwei Hasen und drei Meerschweinchen hegt und pflegt sie Tag für Tag. „Ich bin in Rente, da hat man Zeit“, redet sie den Aufwand klein. Aber das war nicht immer so. Auch als sie noch als Lehrerin und in verschiedenen sozialen Berufen tätig war, hat sie sich für ihre Tiere enorm ins Zeug gelegt.

Angefangen hat alles in ihrer norddeutschen Heimat. Als passionierte Galoppreiterin hatte Birgit Schwindt schon lange eigene Pferde. „Es war zwar nur Hobby, aber mit meinem früheren Paradepferd Omri habe ich auf der Kölner Galopprennbahn viele Rennen gewonnen. Als sie nach Bayern zog, machte sie ihrem Ex-Mann eine Auflage. „Ich wollte mein Pferd ans Haus holen“, sagt sie. Eines allein geht schlecht. Darum brauchte sie ein Beistellpferd – und das fand sie in „Piccolino“, einem zu klein geratenen Haflinger. „Ein echter Mitleidskauf“, erinnert sie sich an den Start ihrer langen Geschichte als Tierfreundin und Retterin.

Der Zuwachs kam schnell und auf vielerlei Weise. Zwei ältere Bernhardiner aus dem Neuburger Tierheim, ein Straßenhund aus Sardinien sowie Hasen und Meerschweinchen aus der Pfaffenhofener Tierherberge kamen rasch hinzu. Dann die vielen Hühner, die sie vor dem frühen Tod bewahrte, weil sie im Grunde zu klein und gering geraten sind. „Würde ich sie nicht nehmen, käme der Kopf ab“, berichtet die 68-Jährige, deren größter „Fang“ die drei rehbraunen Ponys Mecki, Max und Moritz sind.

Tierschützer haben vor einigen Jahren bei Roth einen Pferdetransporter gestoppt, der hoffnungslos mit kleinen Ponys überfüllt war. 106 Tiere wurden geborgen und nach Schwaiganger gebracht. „Wir wurden aufmerksam und fuhren hin – und kamen mit den letzten drei Tieren zurück“, blickt sie zurück. Nach der ganzen Tortur samt Quarantäne hat sie die Shettys wieder aufgepäppelt und dabei ganze Arbeit geleistet. „Das gelingt mir immer wieder. Manche Tiere kann ich danach gut weitervermitteln, andere bleiben eben bei mir“, fügt sie an.

Ihre Tierliebe kostet Geld. „Ich bin nicht reich, aber es langt zum Leben. Ich verzichte auf viel, auch auf Urlaube. Das würden die Tiere sowieso nicht zulassen“, ergänzt sie. Jugendliche, die mit anpacken, findet sie in Winden nicht. „Viele Mädels würden gerne reiten, aber mithelfen wollen sie nicht“, ärgert sie sich und kümmert sich daher selbst um vieles. Dabei würde sie wirkliche Hilfe gerne annehmen.

Ihre jüngste Errungenschaft ist übrigens „Magnifikus“, einer von vier Galoppern im Stall, den sie vor zwei Monaten wohl auch vor seinem letzten Gang bewahrt hat. „Er frisst und frisst – und wacht langsam auf. Der kann bestimmt laufen“, sagt sie mit Kennerblick. Dass sie was drauf hat, ist bei Birgit Schwindt nämlich unbestritten. Als sie nach Pfaffenhofen kam, nahm sie mit Omri gleich an einem Galopprennen in München-Riem teil – und siegte auf tiefem Boden auf Anhieb. „Da hatte ich gleich einen guten Namen“, erinnert sie sich.