Gaimersheim
Drei Segenswünsche und ein Affront

18.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:10 Uhr

Der erste Sektglaswurf ging daneben, aber die zwei anderen versenkte Klaus Stock gestern beim Richtfest im weit gediehenen Gaimersheimer Gymnasium zielsicher. Etwa 40 Gäste beehrten die Feier; die Gaimersheimer Bürgermeisterin war nicht eingeladen worden. - Foto: Hauser

Gaimersheim (DK) Sechs Monate vor der geplanten Einweihung wurde gestern im weit gediehenen Gaimersheimer Gymnasium Richtfest gefeiert. Alle Redner würdigten das Tempo der Arbeiten. Allerdings trübte ein Affront den Tag: Gaimersheims Bürgermeisterin Andrea Mickel (SPD) hatte keine Einladung erhalten.

Punkt 15.30 Uhr krachte das erste Sektglas neben den Bottich auf dem Betonboden eine Etage über den Köpfen der Ehrengäste – mit den besten Segenswünschen hinfortgeworfen von Klaus Stock, während er in schmissigen Versen die Baugeschichte des Gymnasiums rekapitulierte und den Richtspruch in die Eingangshalle hinunter schickte. Die Gläser zwei und drei – ordnungsgemäß geleert – versenkte der Handwerksmeister schließlich zielsicher im vorgesehenen Behälter. Jedes Mal gab es ein dreifaches "Hoch!"

Die Basisdaten zum Werden des Gymnasiums, das der Landkreis Eichstätt gemeinsam mit der Stadt Ingolstadt baut, erklären gut, warum alle Redner das Werk der Arbeiter in den höchsten Tönen würdigten: Ende Januar 2009 traf die Baugenehmigung für das 27-Millionen-Euro-Projekt ein, im März wurde der Rohbau in Angriff genommen, gestern beim Richtfest sah alles durchaus danach aus, als würde der schmucke Zweckbau rechtzeitig zum Beginn des nächsten Schuljahrs fertig; dann stehen die Kinder vor der Tür.

Arnd Rudolph, der mit seiner Kollegin Stefanie Fuchs den Architektenwettbewerb gewonnen hatte, ließ seiner Erleichterung über die gelungene Zeitplanung euphorisch freien Lauf: "Als das Grundstück erschlossen wurde, haben wir schon fast das Dach draufgesetzt, und beim Richtfest war das Gebäude beinahe fertig – wir waren eben immer einen Schritt weiter."



Dazu strahlte die Sonne über dem 11 000-Einwohner-Markt im Süden des Landkreises Eichstätt – schönstes Oberstudienratwetter also. Entsprechend heiter gestaltete dann auch der künftige Schulleiter seine Rede. Manfred Ruckdäschel schenkte der Oberschule den ersten gebildeten Beitrag in ihrer Historie, indem er zunächst über den zweifelhaften Reiz von Casting-Shows philosophierte, um mit folgender Pointe zu schließen: "Deutschland sucht das Supergymnasium – wir aber haben es schon gefunden."

Ein netter Nachmittag also, bis auf den offensichtlichen Affront gegen die Gaimersheimer Bürgermeisterin Andrea Mickel. Der Eichstätter Landrat Anton Knapp (CSU), zugleich Vorsitzender des Zweckverbands für das Gymnasium, hatte die SPD-Politikerin nicht eingeladen – und zwar aus gutem Grund, wie er später erklärte. "Das Richtfest soll eine Feier für die Handwerker und den Zweckverband sein", sagte Knapp, der von 1984 bis 2008 als Erster Bürgermeister Gaimersheims amtierte. Die Politik habe man daher bewusst nicht berücksichtigt. Im Herbst bei der Einweihungsfeier sei das natürlich anders.

Ingolstadts Oberbürgermeister Alfred Lehmann gehörte als Mitglied des Zweckverbands zu den Ehrengästen. Er lobte dieses Beispiel für kommunale Zusammenarbeit und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Kooperation mit Gaimersheim "auch bei der Nordumgehung ein erfreuliches Ende findet".

Der Markt Gaimersheim hat für die Schule den Grund zur Verfügung gestellt und dessen Erschließung bezahlt sowie die Straße zum Gelände mitfinanziert. Außerdem beherbergt die Grundschule die Verwaltung des Gymnasiums. Die Bürgermeisterin hadert aber nicht mit Knapp. Dem DK sagte Andrea Mickel: "Jeder muss selber wissen, wen er einladen muss – und wen er einladen will."