Ingolstadt
Drei Planer eine Lösung: Wohnungsbau mit architektonischem Anspruch

07.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:07 Uhr

Ingolstadt (rh) Das kirchliche St.-Gundekar-Werk hat 2008 auf dem keilförmigen Grundstück zwischen Adam-Smith- und Albertus-Magnus-Straße in Hollerstauden einiges gewagt: Hier sollte nicht nur eine neue Wohnsiedlung mit architektonischem Anspruch konzipiert werden. Auch ökologisch sollte die Anlage Maßstäbe setzen.

Nicht zuletzt war von den Planern gefordert, dass hier mehrere Generationen, Senioren und junge Familien mit Kindern, gut zusammenleben können.

Als sich die sechs Architekturbüros im Rahmen eines kleinen Wettbewerbs ans Werk machten, stand in der Mitte des weitgehend freien Areals nur eine Wohnanlage für Senioren und Behinderte, ein Werk des bekannten, 2010 gestorbenen Architekten Günter Behnisch aus den neunziger Jahren. Sein Sohn Stefan bekam vom Gundekarwerk den Auftrag für einen der drei Neubauabschnitte. Er entwarf ein Atriumhaus mit überdachtem Innengarten für generationenübergreifendes Wohnen. Die Münchner Architekten von Bogevischs Büro, von denen auch der Masterplan für das ganze Gelände stammte, bauten Holzhäuser mit Laubengängen. Und das Ingolstädter Büro Tobias Brand übernahm den dritten Teil dieser Aufgabe, ein Haus mit Innenhof und überwiegend Maisonettewohnungen. Alles in allem entstanden 2011 in diesem Quartier 142 - überwiegend staatlich geförderte - neue Wohnungen.

Die Siedlung ist offen und durchlässig, nicht hermetisch abgeschlossen. 2014 bekam sie eine besondere Anerkennung des Deutschen Bauherrenpreises. Die Jury lobte die "hohe architektonische Qualität", mit der "interessante und spannungsreiche Räume zwischen den einzelnen Bauten" geschaffen worden seien. "Die Wege durch das Wohnquartier führen innen, abseits der Straßen, über kleine Plätze. Sie erschließen ohne Störung durch den Autoverkehr alle Höfe und Gemeinschaftsflächen."

Das Modellprojekt "Energieeffizienter Wohnungsbau", gefördert vom Innenministerium, stellte hohe Anforderungen an die ökologische Qualität der Neubauten. So sind in die Laubenganghäuser zwei riesige Stahltanks integriert, die 250 000 Liter Wasser fassen und als Pufferspeicher dienen. Das Wasser wird über die Solaranlage der Häuser erwärmt und für die Heizung und Wärmeversorgung der Wohnungen genutzt. Den restlichen Bedarf deckt die Fernwärme.

2015 ließ das Gundekarwerk von einem Salzburger Fachbüro die Energiebilanz für die Siedlung erstellen. Demnach wurde in dem Jahr ein "Solarertrag" von 345 370 Kilowattstunden und damit eine "solare Deckungsrate" von 43,7 Prozent erzielt. Diese Quote liege, so die Experten, "weit über den üblichen Werten im kommunalen Wohnungsbau".