München
Drei Herzensbrecher a. D.

"Kerle im Herbst" in der Komödie im Bayerischen Hof begeistert vor allem durch die Besetzung

22.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:05 Uhr

In die Jahre gekommene Schwerenöter: Horst Janson (von links), Christian Wolff und Hans-Jürgen Bäumler in Paraderollen. - Foto: LaRocca

München (DK) Alte Schulfreunde sind sie, Manfred, Ralf und Wolfgang, und inzwischen 78. Nach den Stürmen des Lebens und - wie die drei Senioren zumindest behaupten - auch der Liebe, haben sie sich auf Mallorca in Manfreds Villa mit Rundumbetreuung durch die toughe Dani wiedergefunden.

Doch von Rentnermentalität keine Spur. Alle drei sind gut drauf und die tollsten Kerle sowieso. Topfit, wie sie sich fühlen - und dies reden sie sich als ewiges Mantra ständig auch ein - weisen sie in ihrer Senioren-WG so manche Zipperlein im Titel gebenden Herbst des Lebens weit von sich. Und doch plaudern sie in den Liegestühlen auf der blumenumrankten Veranda ihrer Austragsfinca (Bühnenbild: Thomas Pekny) über die ach so kleinen Wehwehchen wie überhöhte Cholesterinwerte und täglich verabreichtes Diätfutter, über Sodbrennen, Arthrose, Zahnprobleme und Herzrhythmusstörungen. Selbstverständlich nichts Ernsthaftes, nur vorübergehende Allerweltsproblemchen halt. Nur Petitessen.

Klar, dass die Gespräche der drei rüstigen Unruheständler in den tatsächlichen, erinnerungsseligen oder meist doch nur in ihrer Fantasie stattgefundenen Amouren, Liebesabenteuer und anderen Bettgeschichten gipfeln, bei denen sie sich gegenseitig zu übertreffen versuchen, bis ein Brief, ein weiterer Brief und schließlich noch ein Brief von Karin eintrudelt und die alten Knochen ganz gewaltig in Verwirrung stürzt. Denn Karin war - lang, lang ist's her - das Gspusi der drei Schwerenöter in der Abiturklasse. Ein Kind hat sie danach bekommen. Doch wer hat es gezeugt?

Das Ping-Pong-Spiel des verbalen sexuellen Kräftemessens, der Vermutungen und stolzen Selbstbehauptungen nimmt in Katrin Wiegands Komödie und in Horst Johannings flotter Inszenierung in der Komödie im Bayerischen Hof rasant Fahrt auf. Spritzig-witzige Dialoge wechseln mit Macho-Sprüchen und auch reichlich Altherrenklischees ab. Schließlich outen sich alle drei Schwerenöter, selbst der schwule Wolfgang, als mögliche Väter von Karins Tochter.

Schade nur, dass am Ende dieser Uraufführung Melodramatik und Klamauk überwiegen. Doch die Prachtbesetzung dieser alten Säcke, die ihr Leben reichlich geschönt nochmals Revue passieren lassen, ließ das Premierenpublikum jubeln: Horst Janson ist das in die Jahre gekommene Schlitzohr, Eiskunstpaarlauf-Weltmeister a. D. Hans-Jürgen Bäumler gibt den sportiven und knuddeligen Teddybär im vorgerückten Alter ab, während Christian Wolff als soignierter schwuler Charmeur der alten Schule agiert.

Und Sarah Jane Janson als Hausdame, Köchin und Seelentrösterin Dani mit einem Baby im Bauch und der Aura eines Geheimnisses umgeben, sorgt für satte Turbulenzen in dieser schrägen Männer-WG auf Mallorca.

Bis 9. Juli. Karten unter (089) 29 28 10. Unsere Zeitung bietet am 1. Juli eine Leserreise zu einer Vorstellung an. Infos gibt es unter www.donaukurier.de/freizeit/leserreisen" class="more" domain="www.donaukurier.de"%>/