Eichstätt
Drei Heilige gegen die Pest

Gemälde aus dem Domschatz- und Diözesanmuseum verrät etwas über die Geschichte des Kapuzinerklosters

21.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:30 Uhr
Das Gemälde "Die Heiligen Rochus, Sebastian und Karl Borromäus als Schutzheilige des Eichstätter Kapuzinerklosters" stammt aus dem Domschatz- und Diözesanmuseum. −Foto: pde/Hupp

Eichstätt - Unter dem Motto "Schätzchen aus dem Depot" steht der diesjährige Geistige Mittagstisch des Domschatz- und Diözesanmuseums.

Die erste der Kurzführungen, die ursprünglich für den 22. April geplant war, muss wegen der aktuellen Beschränkungen ausfallen. Stattdessen stellt Claudia Grund, Leiterin des Eichstätter Diözesanmuseums, den Schatz aus dem Depot nun hier im EICHSTÄTTER KURIER vor.

Es handelt sich um das Gemälde "Die Heiligen Rochus, Sebastian und Karl Borromäus als Schutzheilige des Eichstätter Kapuzinerklosters". Das Bild verblieb als ältester Bestand auch bei der Auflösung der Eichstätter Niederlassung in Eichstätt und wird nun im Domschatz- und Diözesanmuseum verwahrt.

Das 135 mal 135 cm große Ölgemälde zeigt drei männliche Heilige auf Wolken über dem Eichstätter Kapuzinerkloster in seinem frühbarocken Zustand. Bischof Johann Christof von Westerstetten hatte im Zuge seiner katholischen Reform die Kapuziner nach Eichstätt berufen. Kirche und Kloster wurden 1623 bis 1626 an der Stelle eines ehemaligen Schottenklosters errichtet, das die maßstabsgetreue Nachbildung des Heiligen Grabes von Jerusalem aus dem 12. Jahrhundert als größte Kostbarkeit hütete. Das an die Nordseite der Kirche anschließende Klostergebäude bestand entsprechend den Ordensvorschriften aus sehr einfachen Gebäuden um einen flach gedeckten Kreuzgang, das anfangs 30 Patres und Fratres bewohnten. Ihrer Versorgung diente eine an der Nordseite angebaute große Küche mit hoch aufragendem Schornstein. Die Patres waren Beichtväter und Seelsorger und kümmerten sich um die Armen. Den Lebensunterhalt bestritten die Kapuziner durch Betteln und finanzielle Unterstützung des Ortsbischofs. Das Gemälde zeigt zudem detailliert das dritte Standbein des Lebensunterhalts: die Selbstversorgung aus den sorgfältig gepflegten klostereigenen Gärten.

Die barocken Klosterbauten, die in dieser Form fast unverändert bis zu ihrem Abbruch und Neubau 1986 bis 1988 existierten, blieben von den Zerstörungen des 30-jährigen Krieges verschont - nicht jedoch die Klosterinsassen von den als Begleiterscheinung auftretenden Seuchen. Die Bezeichnung des Gemäldes als "Pestaltar" verweist auf seine Entstehung zur Zeit einer verheerenden pestartigen Seuche, die im Herbst 1627 in Eichstätt ausbrach. Die Sterblichkeit war so groß, dass man im Friedhof der St. Michaelskirche in der Westenstraße Tote in einer großen Grube, der sogenannten Pestgrube, beerdigen musste. Die Kapuziner nahmen sich der Kranken und Sterbenden an, wodurch sich einige infizierten und vier Mönche starben. Der Kapuziner Hyazinth May aus Augsburg war der Erste, der im Massengrab auf dem Eichstätter Westenfriedhof beigesetzt wurde. Daraufhin verließen die Kapuziner ihr verseuchtes Haus und fanden Zuflucht in der Stadt. Tatsächlich werden alle drei auf dem Gemälde dargestellten Heiligen als Schutzpatrone gegen ansteckende Krankheiten und insbesondere die Pest angerufen, mit der Bitte, diese schnell erlöschen zu lassen und den Einzelnen vor Ansteckung zu schützen. Der junge Mann in der Mitte ist der frühchristliche Märtyrer Sebastian, dessen Marter durch Pfeilbeschuss auf den ebenso plötzlichen Befall durch Seuchen verweisen soll. Der linke Heilige in Pilgerkleidung, der auf seinen infizierten Oberschenkel verweist, ist der heilige Rochus, der im 14. Jahrhundert als Rompilger aufopferungsvoll Pestkranke pflegte und selbst schwer erkrankte. Der rechte Heilige ist der Mailänder Bischof und Kardinal Karl Borromäus. Als im Sommer 1576 in Mailand die Pest ausbrach, kümmerte er sich persönlich um die Kranken und Sterbenden. Erschöpft starb er 1584 im Alter von nur 46 Jahren.

Die Fürsprache der drei Heiligen gilt dem Kapuzinerkloster und der gesamten Stadt Eichstätt, die mit den Kapuzinern so tief verbunden war. Mit der Säkularisation ab 1806 vom Bayerischen Staat zunächst als Zentral- und Aussterbekloster bestimmt, sicherte 1826 König Ludwig I. den Fortbestand der Eichstätter Kapuzinerniederlassung.

Dass man sich eine gute Zukunft auch im 20. Jahrhundert erhoffte, zeigt der Neubau des Klosters in den 80er-Jahren. Und tatsächlich lebten im April 1990 immerhin 13 Brüder und Patres im Kloster. Nachdem ihre Zahl immer mehr abnahm, wurde der Eichstätter Konvent 2009 aufgelöst. In den 2012 durch die Diözese erworbenen Klostergebäuden haben heute eine Niederlassung der Passionisten und insbesondere die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt eine neue Heimat gefunden.

pde

pde