Ingolstadt
Drei Engel für Babys

Jetzt gibt es auch in Ingolstadt Wellcome – ehrenamtliche Hilfe für junge Eltern

19.11.2012 | Stand 03.12.2020, 0:48 Uhr

Sie begrüßen Wellcome: (v.l.) Chefarzt Prof. Babür Aydeniz, Maria Bayer, Vorsitzende des Vereins Frauen beraten, und Jutta Krause-Wegmann, Koordinatorin in Ingolstadt - Foto: Strisch

Ingolstadt (DK) Ab sofort heißt es auch in Ingolstadt: wellcome – willkommen beim Abenteuer Familie. So lautet der Name eines Projekts, bei dem Ehrenamtliche frischgebackene Eltern in der ersten Zeit nach der Geburt unterstützen – wie eine Oma. Die Wellcome-Engel warten schon auf ihren Einsatz.


Wellcome wird in Ingolstadt vom Verein Frauen beraten mit seiner staatlich anerkannten Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen getragen. Es ist der mittlerweile 22. Standort in Bayern, wo Familienministerin Christine Haderthauer die Schirmherrschaft innehat. Sie kam auch gestern zur Eröffnungsfeier in den Luthersaal von St. Matthäus und zitierte in ihrem Grußwort einen Satz, der noch häufiger zu Ehren kam: „Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf.“

Aber dieses sprichwörtliche Dorf gibt es nicht mehr: Ohne die Hilfe Verwandter oder Nachbarn sind junge Eltern nach der Geburt eines Kindes oft völlig aufgeschmissen. Deshalb hat Rose Volz-Schmidt 2002 in Hamburg den Verein Wellcome gegründet. Sie erzählte gestern auch von eigener Betroffenheit: „Da saß ich nun mit meinem Wunschkind und war plötzlich allein.“ Mutterseelenallein, gewissermaßen. „Das war überhaupt nicht mehr idyllisch.“

Durchwachte Nächte und ein schreiendes Baby – da geraten Eltern schnell an den Rand der Verzweiflung. Manchmal leidet dann auch die Partnerschaft. Da heißt es zum Telefon greifen, bei Wellcome anrufen (Telefon: 01 51-62 41 49 98), und schon bald kommt ein guter Engel ins Haus, kümmert sich ums Baby oder die Geschwister, füttert das Kind oder geht auf den Spielplatz. Und Mutti kann mal die Beine hochlegen oder sich die Fingernägel lackieren, wie in dem kleinen Filmbeitrag über das Projekt zu sehen war. Jede Familie kann diese Hilfe in Anspruch nehmen – ohne einen Antrag stellen zu müssen. Koordinatorin in Ingolstadt ist Jutta Krause-Wegmann – selbst Mutter von vier Kindern, examinierte Krankenschwester und Yogalehrerin. Aus eigener Erfahrung und durch den intensiven Kontakt mit jungen Familien kennt sie die teils einschneidenden Veränderungen nach einer Geburt. Die ehrenamtlichen Wellcome-Engel sind Marion Storck, Monika Stocks und Karin Stromereder. Die 68-jährige Ingolstädterin ist gerade Urgroßmutter geworden: „Ich freue mich schon, dass ich Müttern helfen kann, die niemanden haben.“

Ziel ist auch, ein Netz zwischen Sozialpolitik, Entbindungsstationen, Hebammen und Ehrenamtlichen zu knüpfen, um junge Familien in Zeiten zu erreichen, in denen Weichenstellungen noch möglich sind. Denn ohne Hilfe sind Eltern oft am Rande ihrer Kräfte, und manche problematische Biografie hat ihre Wurzeln in diesen frühkindlichen Grenzsituationen. Sowohl Bürgermeister Sepp Mißlbeck als auch Prof. Babür Aydeniz, Chefarzt der Frauenklinik am Klinikum, zeigten sich erfreut von dem neuen Hilfsangebot und sagten ihre Unterstützung zu.