Ingolstadt
Draußen gibt's nur kalt

Stadträte genehmigen Außengastronomie im Winter, Heizpilze nur noch eine Saison

29.11.2016 | Stand 02.12.2020, 18:59 Uhr

Zwischen November und März gibt es genügend schöne Tage, an denen Wirte ihre Gäste auf Tischen und Stühlen im öffentlichen Raum bewirten können. Erstmals liegt nun ein Konzept vor, das eine einheitliche Regelung erlaubt. Der Veranstaltungsausschuss war gestern dafür. - Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) So viel Eintracht war selten. Nach fast einem halben Dutzend Sitzungen hat der Veranstaltungsausschuss einstimmig die Außengastronomie im Winter auf öffentlichen Plätzen genehmigt. Wirte dürfen aber nur noch diesen Winter Heizstrahler aufstellen - und nur, wenn sie schon welche haben.

Die Frage, ob oder nicht, war gestern nach unzähligen Vordiskussionen eigentlich gar keine mehr. Denn nachdem sich die CSU heuer schon vor einigen Wochen zu einem grundsätzlichen Sinneswandel hatte hinreißen lassen, konnte man schon Einmütigkeit bei der Grundsatzentscheidung erwarten. Und die lautet nun noch einmal zum Mitschreiben: Ingolstädter Wirte können auch im Winterhalbjahr ihre Gäste auf öffentlichen Plätzen und Straßen bewirten. Die Genehmigung erteilt die Stadtveranstaltung, ohne die entsprechenden (Stadtrats-) Gremien jedes Mal abzufragen.

Diskussionsbedarf gab es gestern allerdings um den wohltemperierten Außenstuhl: Heizen, ja oder nein? Mit den besonders ökologisch angehauchten Parteien wie ÖDP und Grünen war als Ausgangslage nur ein komplettes Heizstrahlerverbot zu erwarten: So warfen es deren Vertreter Simone Vosswinkel und Christian Höbusch auch in die Diskussion. Aber auch die SPD-Meinung war klar: "Also wer im Winter draußen sitzen mag, dann ist es da eben kalt, das ist so", sagte Sprecher Klaus Mittermaier. "Da wäre es scheinheilig, irgendeine Wärme zu haben und unnütz Energie rauszuhauen." Sei es mit den (geächteten) Gasheizstrahlern oder den (noch erlaubten) Stromheizstrahlern, selbst wenn deren Energiequelle nachhaltig sein sollte.

Allerdings wussten Mittermaier und die anderen Stadträte auch - und IN-City-Chef und CSU-Mann Thomas Deister erinnerte als Erster daran: Erst letztes Jahr hatte der Stadtrat den Wirten die Stromheizstrahler mit gewaltiger Mehrheit für draußen genehmigt. Der neue Sinneswandel eines Totalverbots, das ökologisch natürlich völlig vernünftig scheint, müsste aber mit einer gewissen Übergangszeit einhergehen, lautete gestern letztlich ein Konsens. Stichwort Bestandschutz für Wirte, die investiert haben. Auf diesen Kompromiss verständigten sich alle. Heißt: Wer schon einen Elektroheizstrahler (angeschafft) und die Außengastronomie genehmigt bekommen hat, kann ihn in diesem Winter nutzen. Danach auch nicht mehr. Und neu wird ab sofort ohnehin keiner mehr genehmigt.

Die Einhaltung wird übrigens von einem Sachgebiet im Tiefbauamt überwacht, das sich um die Sondernutzungen in der Stadt kümmert. "Die Kontrolle wird sehr gut funktionieren", ist sich Baureferent Ring sicher.

Absolut konsequent ist die neue Regelung aber trotz aller Einigkeit dennoch nicht: Denn theoretisch können alle Wirte am Ende des Winters ihre Heizgeräte wieder in kalten Frühjahrs- oder Sommernächten einschalten - denn das gibt die städtische Satzung seit einem Stadtratsbeschluss im vergangenen Jahr her. Aber auch darüber, so deuteten alle Beteiligten schon an, wird natürlich als nächster Schritt noch zu reden sein.

Am Anfang der Sitzung war ein Mysterium aufgeklärt worden, das manche Stadträte offenbar nicht hatte schlafen lassen. Sowohl Franz Liepold (CSU) als auch Hans Stachel (Freie Wähler) hatten sich sogar als Detektive im Sinne der Verwaltungsüberwachung betätigt und eiskalt nachgefragt: Hatte die neue Gastronomie L'Osteria wirklich keinen Antrag auf Ganzjahresgastronomie (und damit auch stets im Winter) gestellt? Wie es der Firmengründer bei der Eröffnung des Ladens kürzlich auf Nachfrage der Presse verkündet hatte - und offenbar auch den beiden Stadträten bestätigte. Baureferent Alexander Ring allerdings wedelte gestern in der Sitzung mit dem Originalantrag, mit dem laut seinen Worten heuer bereits im Juni tatsächlich eine Ganzjahresöffnung beantragt worden war. Offenbar von einem Mitarbeiter des Lokals. Hans Stachel kombinierte messerscharf: "Da weiß die eine Hand offenbar nicht, was die andere tut." Klar scheint aber zu sein, dass der Italiener wohl eher keine Tische im Winter rausstellen wird. Genehmigung hin oder her.