Eulenried
Drama im Schlussspurt

Verwechslung gegen Rennende kostet Albert Walter fast Deutsche Meisterschaft

13.03.2012 | Stand 03.12.2020, 1:43 Uhr

Kein Hindernis zu hoch: Albert Walter ist im Jahr 2012 Deutschlands bester Crossläufer in der Altersklasse M 70 - Foto: R. Görlitz

Eulenried (PK) „Auf das Stockerl“ wollte er kommen, am Ende stand Albert Walter sogar ganz oben. So darf sich der Eulenrieder ab sofort Deutscher Crossmeister 2012 in seiner Altersklasse M 70 nennen.

Das große Comeback ist also nun endgültig geschafft – nicht einmal ein Jahr nach einer schweren Knieoperation. „Natürlich bin ich darüber überglücklich“, sagt der 72-Jährige und strahlt dabei über das ganze Gesicht – um gleich wieder den Blick nach vorne zu richten: „Anfang April finden schließlich im finnischen Jyväskylä die Weltmeisterschaften statt. Und auch, wenn ich mich damit sehr weit aus dem Fenster lehne: Von dort möchte ich ebenfalls etwas Zählbares mitbringen.“

Bestens vorbereitet

Der ehrgeizige Läufer hat also bereits die nächsten Ziele im Blick. Denn eine rechtzeitige und akribisch Vorbereitung ist für Albert Walter unerlässlich. Das war auch bei der Deutschen Meisterschaft im thüringsichen Ohrdruf der Fall: Schon einen Tag vor dem Rennen war er angereist, um die Strecke genauestens zu inspizieren. Um Überholmöglichkeiten beziehungsweise Schwierigkeiten zu entdecken. Walter wusste nur zu genau: Im Wettbewerb an sich, im Duell mit seinem Dauerrivalen Georg Groß (SVO Germaringen) würde es wohl wieder auf jede Kleinigkeit ankommen.

Vor Peter Lessing von der LG Ortenau Nord hatte der Eulenrieder ebenfalls eine Menge Respekt – was sich dann im Rennen jedoch als absolut unbegründet herausstellte. Dort ging es tatsächlich nur zwischen Walter und Groß um den Sieg. Um Gold und damit den Deutschen Meisterschaftstitel 2012. Der Rest des 16-köpfigen M 70-Teilnehmerfeldes waren nur Randfiguren in einem extrem spannenden Zweikampf. 5600 Meter galt es in Ohrdruf zurückzulegen – eine anspruchsvolle Strecke, garniert mit Wassergräben und Baumstammhürden, mit kräfteraubenden Steigungen und gefährlichen Bergabpassagen. Groß versuchte schließlich, die gleiche Taktik anzuwenden wie vor Kurzem bei den Bayerischen Meisterschaften. Das bedeutete: Er wollte seinen Erzrivalen Walter irgendwie abhängen. Das hatte freilich schon damals in Buttenwiesen nicht geklappt – und das klappte jetzt auch in Thüringen nicht. Walter blieb nämlich ohne Probleme dran.

„Das Rennen ist für mich einwandfrei gelaufen – genau so, wie ich mir das vorgestellt hatte“, resümiert der 72-Jährige. Das Einzige, das ihn auf den 5,6 Kilometern in Ohrdruf immer wieder beschäftigte: Wann und wo solle er seine entscheidende Attacke auf Groß starten, wann solle er ihn entscheidend überholen? Rund 400 Meter vor dem Ziel war es so weit: Den Sprung über einen Wassergraben sowie eine anschließende Linkskurve nutzte Walter dazu aus, einen unwiderstehlichen Spurt anzuziehen – und seinem Dauerrivalen sofort um rund zehn Meter zu enteilen. Das Rennen, so schien es, war dadurch definitiv zugunsten des Eulenrieders gelaufen.

Fauxpas kurz vor Schluss

Aber dann machte er selbst es noch einmal spannend. Als ihn kurz vor dem Ziel ein Läufer einer anderen Altersklasse überholte, dachte Walter irrtümlich, es sei ein M 70-Starter gewesen – und nahm frustriert das Tempo heraus. An den in seinem Rücken wieder heransprintenden Groß dachte der Eulenrieder nicht mehr. Einen mit dem Auge deutlich erkennbaren Vorsprung von knapp zwei Metern rettete der Mann aus der Gemeinde Hohenwart schließlich doch über die Linie. Inzwischen lacht er über seinen kleinen Fauxpas: „Auch mit 72 Jahren kann man also noch sehr viel lernen.“