Neuburg
"Downhill ist für mich Freiheit"

Marco Antesberger will nächste Woche seinen Bayerischen Meistertitel verteidigen

05.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:42 Uhr

 

Neuburg (DK) Downhill, das ist, einfach gesagt, mit dem Fahrrad einen Berg hinunter fahren. Und doch ist es so viel mehr. Athleten dieser Sportart müssen mit ihren Gefährten Hindernisse wie Wurzeln oder Steine überwinden. Mal durch Drüberfahrern, mal durch Springen. Die Fahrer müssen, trotz Federgabeln am Mountainbike, einiges wegstecken können, nicht selten kommt es zu Stürzen. Gegner bei diesem Sport ist die Zeit, der Schnellste gewinnt.

Marco Antesberger will es dieses Jahr wieder wissen: Der Neuburger tritt in acht Tagen in Osternohe (Markt Schnaittach, Landkreis Nürnberger Land) an, um seinen Titel zu verteidigen. Der 30-Jährige ist amtierender Bayerischer Meister im Mountainbike-Downhill. Das will er auch bleiben. Unser Redakteur Sebastian Hofmann hat sich mit Antesberger getroffen und über Erfolge, Stürze und den Einstieg in die Sportart unterhalten.

 

Herr Antesberger, Sie haben 2012 den Bayerischen Meistertitel in Osternohe geholt. Die Strecke wird dieses Jahr die gleiche sein. Macht es das leichter, Ihren Titel zu verteidigen?

Marco Antesberger: Bis auf ein paar kleine Veränderungen wird die Strecke ziemlich gleich sein, ja. Was heißt leichter? Ich weiß grob, auf was ich mich einlasse.

 

Sie wollten ja im vergangenen Jahr eigentlich gar nicht antreten . . .

Antesberger: Stimmt. Der Monat war mir eigentlich schon zu voll, da wären vier Rennen gewesen. Und die Strecke hat mir eigentlich nicht so richtig getaugt, also wollte ich’s eigentlich bleibenlassen. Aber ich kenne die Veranstalterin recht gut und sie hat mich dann überzeugt, doch an den Start zu gehen. Zumal sie mir gesagt hat, ich sei Favorit, was ich ziemlich seltsam gefunden habe.

 

Also hat man Sie zu Ihrem Meistertitel fast zwingen müssen?

Antesberger: (lacht) Das kann man so sagen, ja.

Wie sieht es dieses Jahr mit der Favoritenrolle aus? Was reden Ihre Sportkollegen über Sie?

Antesberger: Also was ich so mitbekommen habe, wurde viel spekuliert, ob ich wieder antreten werde. Ob ich bis dahin wieder fit genug bin. Ich hab’ die Leute aber auch ein bisschen im Dunkeln tappen lassen und nach meiner Verletzung nur das Wichtigste rausgelassen (lacht). Meine Anmeldung hab’ ich sehr spät abgegeben. Wenn die Leute schon über einen reden, dann muss man das auch etwas pushen (lacht). Ich trau mir auf jeden Fall zu, wieder aufs Podest zu fahren. Aber ob es für den Sieg reicht, weiß ich ehrlich gesagt nicht, da ich jetzt drei Monate komplett von allem weg war. Ich hatte nur dreieinhalb Wochen Zeit zur Vorbereitung. Und wenn’s gar nichts wird, dann ist es halt mal so. That’s racing.

 

Sie hatten dieses Jahr schon einen schlimmen Sturz.

Antesberger: Das war beim zweiten Lauf zum Deutschland-Cup – lustigerweise fand der in Steinach am Brenner in Österreich statt – Ende Mai, Anfang Juni. Es hatte das ganze Wochenende nur geregnet und sogar geschneit. Lief so eigentlich ganz gut, ich war in der Qualifikation auf Platz acht. Und dann bin ich am Sonntag, im Training, gleich nach dem Start in der Abfahrt an einem steilen Abschnitt gestürzt. Ich weiß nicht genau, wie es passiert ist. Ich muss wohl über den Lenker geflogen sein. Und dabei habe ich mir den zwölften Brust- und den ersten Lendenwirbel angebrochen. Ich hatte wahnsinniges Glück, weil ich eigentlich keine Schmerzen, gröbere Verletzungen oder Folgeschäden hatte. Ich war auch nur eine Nacht im Krankenhaus, der Rest wurde ambulant behandelt.

Ich hatte schon ganz andere Einschläge, wo du erst mal Sternchen siehst und kurz nicht weißt, wer du überhaupt bist (lacht).

 

Wie sah Ihre Vorbereitung jetzt aus? Wie trainieren Sie und wo?

Antesberger: Ich bin zuerst mal zu Hause auf dem Rollentrainer gefahren. Da habe ich mein Rad eingespannt und Ausdauer trainiert. Dann bin ich wieder ganz normal bei uns in der Region oder im Altmühltal mit einem Enduro-Mountainbike gefahren.

 

Sie trainieren gar nicht mit demselben Rad, das Sie dann bei Ihren Rennen benutzen?

Antesberger: Nein, das geht ja gar nicht. Ein Downhill-Bike ist nicht dafür gemacht, bergauf zu fahren. Es hat nur zehn Gänge, damit kann man keine Strecken fahren und es ist viel zu schwer. Mit dem normalen Rad fahre ich dann gerne an der Alten Burg oder Richtung Wellheim. Vor zwei Wochen war ich dann in der Tschechei auf einer Downhill-Strecke mit meinem Wettbewerbs-Rad.

 

Wie sind Sie eigentlich zur Disziplin Downhill gekommen?

Antesberger: Puh... das war irgendwann Mitte der 90er. Hat mit einem normalen Mountainbike angefangen. Ich war am Anfang Trialfahrer und das war super, um ein gutes Gleichgewichtsgefühl und ein Gefühl für das Rad zu entwickeln. Ich bin dann auch mal Touren gefahren, sogar ein Rennen, aber eigentlich war das nicht so mein Ding. Und dann hab ich schließlich Downhill mal ausprobiert und 1999 mein erstes Downhill-Rennen bestritten. Dabei bin ich dann geblieben.

 

Ist es eigentlich noch Amateurbereich bei Ihnen, oder sind Sie schon Profi?

Antesberger: (lacht) Es ist ein intensives Hobby. Ich habe ein paar Sponsoren, aber leben kann ich davon allein nicht. Das können in Deutschland vielleicht zwei Downhiller.

 

Was würden Sie Downhill-Einsteigern empfehlen?

Antesberger: Also wenn es um das Rad geht, dann etwas gutes Gebrauchtes. Im Internet gibt es da tolle Angebote und da ist man mit 2000 Euro dabei. Und wenn es dann ums Fahren an sich geht, dann ist Geduld gefragt. Man sollte sich langsam steigern. Ich steige ja auch nicht sofort auf ein Crossmotorrad, wenn ich zuvor noch nie auf einem Roller gesessen bin. Also erst mal normal Mountainbiken, und wenn das Gefühl da ist, dann bergab! Gut ist natürlich, wenn man jemanden kennt, der das schon macht.

 

Vervollständigen Sie bitte noch: Downhill ist für mich . . .

Antesberger: . . . Freiheit!