Pförring
Doppelter Grund zum Feiern

Die vor 30 Jahren gegründeten Lustigen Kumpels veranstalten ihr 25. Open Air am Pförringer Baggersee

15.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:28 Uhr

 

Pförring (DK) Damals, 1984, taten sich 16 Freunde in Pförring zusammen und gründeten den Stammtisch Lustige Kumpels. Heute, 2014, gibt es für die Kumpels zwei Gründe zum Feiern: ihr 30-jähriges Bestehen und das 25. Open Air am Pförringer Baggersee, das sie veranstalten.

Wenn die Wettervorhersagen zutreffen, dann scheint am kommenden Freitag und Samstag, 18./19. Juli, über dem Jubiläumsfestival der Lustigen Kumpels die Sonne. Und dann ist an den beiden Tagen beim längst schon größten Umsonst-und-draußen-Festival der ganzen Region mit 10 000 bis 15 000 Besuchern zu rechnen.

Doch das war freilich nicht immer so. Auch die Lustigen Kumpels haben einmal klein angefangen, vor 30 Jahren noch als Stammtisch, wenige Jahre später wegen des gleichzeitig auch immer größer werdenden Festivals als eingetragener Verein.

Klaus Kügel, Gründungsmitglied und Vorsitzender der Lustigen Kumpels, kann sich noch gut an die Anfänge erinnern. „Wir waren 16 Freunde, die sich einmal wöchentlich getroffen haben und schon damals aktiv waren“. So seien Fußballturniere oder Ausflüge organisiert worden. Frauen seien bei den Lustigen Kumpels nie aufgenommen worden, aber, fügt er lachend hinzu, als Helfer vor allem beim Open Air natürlich gerne gesehen. Betrugen die Altersunterschiede der Kumpels in den Anfangszeiten zwei bis drei Jahre, sind die inzwischen 82 Mitglieder „von 16 bis fast 60 Jahre alt“, auch Kinder von langjährigen Kumpels sind längst dabei.

Fünf Jahre nach der Gründung der Lustigen Kumpels, passierte dann das wohl einschneidendste Ereignis in der Geschichte der Kumpels. Kügel leistete in Ingolstadt seinen Zivildienst ab – zusammen mit einer Band, die wenig später in Pförring auftrat, die Idee zum „Open Air“ war geboren. „Wir haben fünf Plakate mit der Hand geschrieben und aufgehängt und es sind 300 Leute gekommen“, wundert sich Kügel heute noch.

Im zweiten Jahr verdiente die Veranstaltung dann bereits die Bezeichnung „Festival“ und dauerte – mit 1000 Besuchern – bereits zwei Tage. Wieder ein Jahr später kamen schon 2500 Leute. Legendär damals: die sonntäglichen musikalischen Frühschoppen unter einem aufgespannten Fallschirm, der auch heute noch vor zu viel Sonne und Regen schützt.

„Wir haben schnell erkannt, dass das eine Nische ist, uns als Verein organisiert und immer mehr Zeug gekauft“, sagt Kügel. Es wurde ein Bauernhof angemietet zur Lagerung von Ausrüstungsgegenständen für das Festival. Denn dessen Größe und Bekanntheitsgrad wuchsen ständig – bei Besuchern wie auch bei Bands.

Kügel hat ein relativ einfaches Rezept dafür: „Es ist wichtig, dass nicht nur vor, sondern auch hinter der Bühne alles stimmt“. Das wüssten die Musikagenturen längst, weshalb die Lustigen Kumpels immer wieder auch Bands nach Pförring locken können, die sonst nur vor wesentlich größeren Zuhörerscharen auftreten. Das Festival habe den Ruf, „immer noch familiär, aber trotzdem professionell organisiert“ zu sein. „Wir unterscheiden uns von jedem anderen Open Air“, sagt Kügel selbstgewusst. Und weil Besucher „von null bis 90 Jahren“ kämen, bezeichnet er es am liebsten als „Familienfest mit Musik“.

Diese Musik ist überwiegend der härteren, rockigen Schiene zuzuordnen. Aber dennoch soll die Auswahl für Jeden etwas bieten. Über 1000 Bewerbungen von Bands flattern Kügel inzwischen jährlich ins Haus. Der Vorsitzende trifft dann die Vorauswahl, die finale Entscheidung über die Besetzungsliste wird allerdings gemeinsam im Vorstand getroffen. „Man muss seine persönlichen Interessen hintanstellen“, sagt Kügel, der es gerne „sehr hart“ mag. Kein Wunder, dass sein Favorit in all den Jahren die Schweizer Hardrocker Gotthard waren, wobei er zugibt, dass die beste Stimmung wohl bei Liquido aufgekommen ist.

Für das Open Air am Pförringer Baggersee Eintritt zu verlangen, selbst als das Festival größer wurde, haben die Lustigen Kumpels stets abgelehnt. Sie bauen nach wie vor auf Sponsoren, allen voran ihr Gründungsmitglied und Beirat Max Pollin jun., und auf die Einnahmen aus den Verkäufen von Essen und Getränken. Kügel versteht deshalb nicht, dass immer wieder versucht wird, etwas aufs Festivalgelände zu schmuggeln. „Wer Essen und Getränke mitbringt, hat keinen Anstand“, lautet deshalb seine ganz klare Meinung.

Mehr als Anstand beweisen dagegen die Kumpels nahezu Jahr für Jahr, wenn aus dem Festival Geld übrig bleibt. Denn abgesehen von einigen Rücklagen, mit denen sie auch einmal ein verregnetes Festivaljahr überbrücken können, spenden sie regelmäßig sämtliche Gewinne. Soziale Einrichtungen wie die Kinderkrebshilfeklinik München oder die Kinderhilfe „Goals for Kids“ des ERC Ingolstadt haben ebenso wie die Hochwasserhilfe und viele andere davon schon profitiert. „50 000 Euro an Spenden reichen wohl nicht mehr“, sagt Kügel.

Doch für die Lustigen Kumpels gab und gibt es auch ein Leben neben dem Open Air. In und um Pförring haben sie unter anderem schon Wattturniere, Umweltaktionen oder eine Schafkopfschule organisiert. Musikalisch gingen auch mehrmals „Monsters of Rock“ in Mindelstetten sowie in Pförring der Rosenmontagsrockball oder der Rocktag am Georgimarkt auf das Konto der Kumpels.

Aber das Open Air ist natürlich ihr größtes Projekt. Zumal in seiner 25. Auflage am kommenden Wochenende, bei der ein gutes Wetter wichtiger denn je ist. Denn „noch nie waren die Ausgaben für Bands so hoch wie diesmal zum Jubiläum“, verrät Kügel.

Da wäre es umso schlimmer, wenn alles im Matsch versinken würde und die Kumpels am Montag, wenn sie gemäß einer Art Ehrenkodex für den Abbau des Festivals von der Arbeit frei nehmen, wieder alles Mögliche aus dem Schlamm bergen müssten. Flaschen, Regenschirme und Gummistiefel sind da noch das Geringste. Auch ganze Biertischgarnituren sind wieder zum Vorschein gekommen. Und fast selbstverständlich haben die Lustigen Kumpels nach Regenschauern die Wiese am Baggersee schon mehrmals neu angesät.

Aber so weit werde es heuer nicht kommen, ist sich Kügel angesichts der Wetterprognosen sicher. Im Übrigen sei es ein – allerdings oft gehörtes – Gerücht, dass es am Pförringer Open Air immer regne. In den elf Jahren seiner ersten Periode als Vorsitzender der Kumpels ab Mitte der 90er Jahre habe es beispielsweise nur einmal geregnet.