Neuburg
Doppelter Brückengeburtstag

Kirchlicher Segen für neuen Flussüberweg vor 70 Jahren - Ersatzbau im Dezember 1989 eingeweiht

02.09.2019 | Stand 02.12.2020, 13:09 Uhr
Die Donaubrücke, wie sie sich heute zeigt, wurde 1989 eingeweiht. Der Vorgängerbau hatte heute vor 70 Jahren seinen "großen Tag", wie in der Heimatzeitung nachzulesen ist. Weihbischof Eberle aus Augsburg segnete den 268 Meter langen Bau - auf dem Foto unten ein Bild aus den 1960er-Jahren. Eine Gedenktafel an der Brücke erinnert an die wechselvolle Geschichte. −Foto: Schneider/Sayle (Archiv Stadt Neuburg)/DK

Neuburg (smo/r) Ein Leutnant der Wehrmacht hat am Abend des 25. April 1945 die Sprengladung am Hotel Krone gezündet: Neuburgs einziger Flussübergang versank in der Donau.

Viereinhalb Jahre später konnten die Neuburger wieder über eine feste Brücke gehen: Am 3. September 1949 war ein "festlicher Tag für die alte Herzogsstadt", wie der DONAUKURIER damals titelte (siehe Zeitungsausriss). Fast 40 Jahre sollte die Brücke halten, im Dezember 1989 feierte die Ottheinrichstadt einen neuerlichen Brückenschlag. Anlass genug, ein bisschen in den Archivbänden zu blättern.

Die alte Elisenbrücke, die wie über 700 andere Flussübergänge vor dem Einmarsch der Amerikaner bayernweit gesprengt worden ist, stammte aus den Jahren 1906 bis 1908 - und war ein Ersatz für ein Bohlenbauwerk: "Lange Jahre hatte dieses feste Holzwerk gehalten, Generationen kommen und vergehen sehen", heißt es in einem kurzen Essay über die Brücke im DK vom 25. September 1948. Eine stete Erneuerung der Brücke habe aber deren Verfall nicht aufhalten können, so dass man sich eben Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem Neubau entschloss. Den Entwurf dazu lieferte Friedrich von Thiersch. Die Bauarbeiten führte die Firma Sager und Wörner durch. "So entstand die Elisenbrücke, die in kühnem Bogen Neuburg mit der Insel und, auf zwei Pfeilern ruhend, die Insel mit dem Nordufer verband, ein dauerhaftes, aber für den modernen Verkehr zu schmales Werk. "

Nach der Sprengung der Brücke vor den einrückenden Besatzern - "gegen jede Vernunft", wie es in einem Zeitungsartikel dazu wertend heißt -, brauchte es einen Neubau, bis dahin verband eine Notbrücke einige 100 Meter unterhalb der Sprengstelle die Ufer der Donau. "Stadtverwaltung, Baufirmen und freiwillige Spender haben sich gleichermaßen um den Aufbau verdient gemacht", schreibt der Redakteur unserer Zeitung in seinem Beitrag. Offenbar in Ermangelung eines Fotos gab es eine Zeichnung des großen Eisenkrans, der für die Errichtung der neuen Brücke vor dem Schlosskomplex aufgestellt worden war. Die Zeit war offenbar nicht unbedingt einfach: "Wenn der Bau auch langsam fortschritt, manchmal sogar ganz ruhte, es lag dies nicht an mangelndem Arbeitseifer oder geringem Organisationstalent", so die Zeitung. Vielmehr habe es daran gelegen, dass vor der Währungsreform kein Baumaterial auf dem normalen Weg aufzutreiben gewesen sei. "Die Tatsache allein, dass immer noch weitergearbeitet wird, wenn auch in kleinem Rahmen, erfüllt uns mit Zuversicht. " Der Autor schließt seinen Text mit einem frohen Wunsch - und drückt zugleich aus, dass der unglückselige Zweite Weltkrieg noch nicht allzu fern liegt: "Wenn es auch noch länger dauern wird, einmal werden unsere Kinder am Brückengeländer stehen, in die Donau starren und auf ihrem ,Fantasieschifferl' davonfahren - hoffentlich in eine frohe Zeit. "

Gut ein halbes Jahr später vermeldet der DONAUKURIER dann einen "guten Fortschritt" im Brückenbau, man baue sie gut 1,25 Meter breiter als ihren gesprengten Vorgängerbau. Und "nach dreijähriger Bauzeit unter erfolgreicher Überwindung der zeitgemäßen finanziellen und materiellen Schwierigkeiten" konnte sie dann heute vor 70 Jahren dem Verkehr übergeben werden. 37000 Tagwerke haben die Arbeiter gebraucht, das Projekt mit einer Gesamtlänge von 268 Metern kostete 461000 Reichsmark plus 592000 D-Mark: Die Aufschlüsselung ist notwendig, trat doch am 20. Juni 1948, mitten in der Bauzeit, die Währungsreform in Kraft.

"Der Tag der Brückenweihe gestaltete sich zu einem Volksfest", schreibt die Heimatzeitung. Innen-Staatssekretär Franz Fischer erinnerte in seiner Festansprache, die der Segnung durch den Augsburger Weihbischof Franz Eberle vorausging, an den Wiederaufbau des Landes nach dem Weltkrieg: Die Brücke in Neuburg sei mit ein "Zeugnis vom Aufbauwillen der bayerischen Bevölkerung". Den Festabend markierte die erstmalige abendliche Illumination des Schlosses nach einer Pause von über zehn Jahren. Bei der Ausführung der Brücke damals achtete man übrigens auf die Schifffahrt: Die Konstruktion der Brücke über das Altwasser war so erfolgt, dass ein Anheben um etwa zwei Meter möglich war. Zudem war der Brückenbau offenbar recht widerstandsfähig errichtet worden - fürs neue Jahrtausend sozusagen. "Denkste", merkte 1989 der Chronist in unserer Zeitung an. "40 Jahre später wird er in einer einzigen Saison abgebrochen und neu gebaut. "

Fast drei Jahre hatte es gedauert, bis der alte Beton abgetragen, neue Pfeiler gebaut und Bögen eingesetzt waren. Ursprünglich hatte das Straßenbauamt Ingolstadt nur die Oberdecken erneuern wollen. Doch dann ist eine fast komplett neue Brücke daraus geworden, und die Baukosten kletterten von drei auf 13 Millionen Mark, übrigens komplett vom Bund bezahlt. Während der fast dreijährigen Bauzeit überquerten Fußgänger den Fluss auf einem Steg, der motorisierte Verkehr nahm die provisorische Stahlträgerbrücke über den Inselspitz. Am 1. Dezember 1989 freuten sich dann die Neuburger über den neuerlichen Brückenschlag. In wenigen Jahren soll es zu einem weiteren kommen: Wenn die zweite Donauquerung samt Umfahrung realisiert werden soll.