Donaureise bis nach Ungarn

21.06.2009 | Stand 03.12.2020, 4:52 Uhr

Die Ulmer Schachtel ist wieder unterwegs. Am Sonntagmorgen legte die Reisegesellschaft in Neuburg ab und verabschiedete sich donauabwärts. Das neu konstruierte Boot wiegt 25 Tonnen, hat einen Metallrumpf und wird von einem Düsenmotor angetrieben. - Foto: r

Neuburg (r) Die "Ulmer Schachtel" befindet sich wieder auf großer Donaufahrt. Am Samstag machte das neugebaute Traditionsschiff in Neuburg Station und rauschte dann am Sonntag an Ingolstadt vorbei. Reiseziel ist nach Linz und Budapest das ungarische Baja.

Dort wollen die schwäbischen Schachtelfahrer am 4. Juli anlanden und den Rückweg ins "Ländle" antreten.

Nach den Schleusen Bertoldsheim und Bittenbrunn kam die Schachtel am Samstag exakt im Zeitplan in Neuburg an. "Ahoi, ihr Oberbayern", rief Schiffsführer Michael Wieland den wenigen Zuschauern am Donaukai zu, als die Ulmer ihr 22 Meter langes Gefährt an der Mauer anlegten. Die Gäste schauten sich mit Stadtführern Schloss und Rubensgalerie an und nächtigten im Hotel am Fluss und in der "Spindel".

Bei der Anfahrt hatte es ein kleines Problem gegeben: Das Schiff fuhr über die Krautbank vor der Rossschwemme und Wasserpflanzen verfingen sich im Jetmotor. Ein Mitfahrer musste untertauchen und die Hindernisse beseitigen.

Handys und Frauen sind auf der Schachtel verboten. Eine Ausnahme machten die Ulmer Sonntagfrüh, als Elfriede Hermen und Fritz Seebauer kurz das Schiff besichtigten. Ansonsten blieben die Schachtelfahrer in Neuburg weitgehend unbemerkt, bis Kapitän Franz Renz gestern um neun Uhr morgens ablegte und das Boot stromabwärts steuerte.

Die Pflege der Freundschaften und Kontakte zu den Donauanliegern bleibe weiter das Hauptanliegen der Schachtelfreunde, so Schiffsführer Michael Wieland. Heuer stehen Empfänge in Kelheim und Straubing sowie in Niederranna und Engelhartszell an. In Linz veranstalten die Österreicher sogar einen "Ulmer Tag".

Nach wie vor dürfen keine Frauen mitfahren. "Frischlinge" müssen die Schiffstaufe über sich ergehen lassen - darunter zwei Professoren der Uni Ulm und ein früherer Bundesverfassungsrichter. Auch Ulrich Thierer, Lokalchef der Südwestpresse, kennt natürlich die Schachtelfahrten, machte aber das erste Mal aktiv mit und mailt Reiseberichte an die Redaktion. Seit 1948 fährt die Schachtel stromabwärts. Dreimal führte die Reise bis zum Donaudelta am Schwarzen Meer. Nicht so gern sprechen die Schwaben und Randbayern über ihre neue Schiffskonstruktion. Der komplette Neubau, im September von Ministerpräsident Günther Oettinger getauft, ruht erstmals auf einem Rumpf aus Metall – ein Tribut an die Neuzeit.