Eichstätt
"Donald McRonald" im Weißen Haus

11.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:34 Uhr

Eichstätt (chl) "Wohin steuern die USA?" - Das war die Titelfrage des Vortrags von Ingmar Niemann beim Frühjahrsempfang der Sparkasse. Der Politologe, Wirtschaftsfachmann und Auslandsexperte versprach einen sachlichen Blick auf den US-Präsidenten Donald Trump.

Und gerade wegen ihrer Sachlichkeit fiel Niemanns Analyse der aktuellen US-Politik alles andere als beruhigend aus - aus europäischer Sicht. Denn Niemann erläuterte im Detail, wie es passieren konnte, dass die Amerikaner einen TV-bekannten Milliardär zum Präsidenten gewählt haben, und zeigte Zusammenhänge zur wirtschaftlichen Situation der Vereinigten Staaten auf. Und die ist für viele Amerikaner desolat; nur ein Beispiel: 47 Prozent der US-Bürger könnten keine 400 Dollar etwa für eine spontane Autoreparatur aufbringen. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, der Drogenkonsum ebenfalls - deshalb gebe es auch großen Zuspruch für die geplante Mauer an der mexikanischen Grenze.

Niemann erläuterte die US- Parteienstruktur, die sich deutlich von jener in Europa unterscheidet. Er betonte die Bedeutung des Kongresses und schlug den Bogen zum ebenfalls zu Beginn unterschätzten US-Präsidenten Ronald Reagan, der in den 1980er-Jahren zwar als "große Identifikationspersönlichkeit" gedient, der US-Wirtschaft nach einem kurzen Höhenflug langfristig jedoch geschadet habe. Viele von Reagans Maßnahmen würden nun von Trump kopiert, weswegen Niemann von "Donald McRonald" sprach. Der Referent skizzierte Trumps Sicht auf die Welt, die von geostrategischer Aufteilung geprägt die US-Außenpolitik des 19. Jahrhunderts widerspiegelt; Stichwort: "America First". Niemann bedauerte, dass der Europäischen Union - und der europäischen Wirtschaft - offenbar der Mut fehle, Trump entschieden entgegenzutreten. So sei die Autoindustrie nach Trumps erster Drohung höherer Zölle sofort eingeknickt. Damit habe der US-Präsident sein Ziel erreicht. Trump setze seine Wahlversprechen, so krude sie Europäern auch erscheinen mögen, tatsächlich um. Deshalb könne ihm durchaus ein erfolgreiches erstes Amtsjahr attestiert werden: "So unverständlich das für uns Europäer auch ist. "

.