Denkendorf
"Dörflichen Charakter wahren"

Infoveranstaltung: Bürgerinitiative in Denkendorf wehrt sich gegen "großstädtischen Bebauungsplan"

10.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:42 Uhr
Die Dimensionen der möglichen neuen Bebauung stellt die Bürgerinitiative mit Fotomontagen da. Hier der Blick auf das umstrittene "Hierlgrundstück" von Süden/Thankostraße: im Bild oben die heutige Sicht und in der Montage darunter die von der BI befürchtete Neubauplanung. −Foto: Alders/Montage

Denkendorf (DK) Die Bürgerinitiative (BI) mit den Sprechern Klaus Alders, Sonja Stumpf und Daniel Degener ist mit dem im Aufstellungsverfahren befindlichen Bebauungsplan Nr.

21 für den Innerortsbereich von Denkendorf in der vorliegenden Fassung nicht einverstanden. Hier geht es vor allem um die Vorgaben zur Geschossflächenzahl und zur Grundflächenzahl. Diese Werte würden nach Ansicht der BI eine zu sehr verdichtete Bebauung erlauben: Gebäude mit bis zu drei Vollgeschossen im Ortskern wären möglich. Ein Objektplan, an dem sich die Geister schon scheiden, liegt bekanntlich bereits vor: die Bebauung der sogenannten "Hierlwiese". Nachdem der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung nicht über eine Aufhebung diskutieren wollte, hat sich die Bürgerinitiative gegründet (wir berichteten). In einer Informationsveranstaltung sollte nun die Bevölkerung über die Beweggründe und den Zielen der BI informiert werden.

Im fast voll besetzten Saal begrüßte Moderator Georg Schießl die Gäste, insbesondere Bürgermeisterin Claudia Forster mit zehn Gemeinderatsmitgliedern. Klaus Alders erläuterte die Ausgangslage und ging dabei sehr ausführlich auf die im strittigen Bebauungsplan enthaltenen Begriffe "Grundflächenzahl" (GRZ = 0,6) und "Geschoßflächenzahl" (GFZ = 1,2) ein. In der Folge wurde der aus dem Jahr 1994 stammende Bebauungsplan dargestellt. Weiter zeigte Alders mit Fotomontagen das geplante Objekt auf der "Hierlwiese". Die Bauträger haben die Anwohner informiert, dass beabsichtigt ist, auf der "Hierlwiese" zwei Gebäude mit je 30 mal 45 Meter und drei Vollgeschossen zu errichten. Die beiden Gebäude sollen mit einer Tiefgarage mit 140 Stellplätzen ausgestattet werden und insgesamt etwa 40 Wohnungen beinhalten.

Der Vergleich mit größeren Gebäuden in Denkendorf zeigt Alders zufolge, dass das neue Gebäude um ein Vielfaches größer werden würde als alle Gebäude in Denkendorf, außer der Schule. Der dörfliche Charakter würde weitestgehend verloren gehen, da mit "Nachahmern" zu rechnen sei, die die Vorgaben des Bebauungsplanes ebenfalls bis ans Zulässige ausnutzen. Alders verglich noch Bebauungspläne von Hepberg, Eitensheim und Kösching mit dem Innerortsbebauungsplan Nr. 21 in Denkendorf und stellte fest, dass die Werte, die das Maß der Bebauung festlegen, in Denkendorf absolut an der obersten Grenze zu finden seien.

Der BI sei bewusst, dass in Denkendorf auf Grund der Nähe zu Ingolstadt und auf Grund der sehr guten Verkehrsanbindung dringend Wohnraum gebraucht werde. Sie wolle sich einer etwas verdichteten Bebauung nicht verschließen. Die Bürgerinitiative sehe daher die Notwendigkeit einer qualifizierten Überarbeitung des Bebauungsplanes Nr. 21 von 1994. Ein künftiger Bebauungsplan solle Rahmenbedingungen schaffen, die den dörflichen Charakter bewahren. Die Bürgerinitiative fordert daher vom Gemeinderat die erneute Überarbeitung des Bebauungsplanes mit dem gesamten Gemeinderat und will miteingebunden werden. Ziel sollte eine zeitgemäße Weiterentwicklung unter Beibehaltung des dörflichen Charakters sein.

Dabei wäre zu beachten, dass die Kennzahlen GRZ, GFZ und Anzahl der Geschosse in den jeweiligen Quartieren maßvoll begrenzt werden. Die Gebäudegrößen und die Anzahl der Wohnungen in den Gebäuden soll limitiert werden. Tiefgaragen sollen in Verbindung mit klaren Vorgaben der oberirdischen Stellplätze geregelt werden. Eventuell sollen separate Regelungen für die landwirtschaftliche Bebauung mit aufgenommen werden.

Wichtig ist aus Sicht der Initiative auch der Bestandsschutz für bestehende Gebäude, die die Kennzahlen überschreiten. Bis zur Verabschiedung des neuen Bebauungsplanes soll der Plan aus dem Jahr 1994 wieder in Kraft gesetzt werden. Die Veränderungssperre soll ebenfalls aufgehoben werden.
Um diesen Forderungen Nachdruck zu verleihen, wurde als nächster Schritt die Einleitung eines Bürgerbegehrens erläutert. Schriftführer Klaus Haferkamp stellte die Unterschriftenliste vor, die folgendes Begehren beinhaltet: "Sind Sie dafür, den dörflichen Charakter von Denkendorf zunächst auf Basis des alten Bebauungsplanes aus dem Jahr 1994 beizubehalten und einen neuen zukunftsorientierten Bebauungsplan, wie in der Gemeinderatssitzung vom 15. September 2016 protokolliert, unter Beteiligung der Bürger zu erarbeiten? " Im Anschluss wurden die entsprechenden Unterschriftslisten im Saal ausgegeben. Diese sollen in den nächsten Wochen auch in den Geschäften im Ort aufliegen.

In der anschließenden Diskussion erläuterte Bürgermeisterin Claudia Forster das bisherige Verfahren. Der Bebauungsplan sei nach den gesetzlichen Vorschriften, insbesondere unter Beachtung der jeweiligen Beteiligungen, entwickelt worden. Die Bürgermeisterin merkte an, dass die Gemeinde sicher noch an einigen "Stellschrauben" drehen müsse. Nach Vorliegen des Grünordnungsplanes, voraussichtlich im Oktober, soll weitergearbeitet werden. Eberhard Händl bemerkte, dass der Bebauungsplan in der vorliegenden Form Investoren einen Freifahrtschein gebe. Er bemängelte auch die Erstellung des Planes. Hierzu antwortete Bürgermeisterin Claudia Forster, dass ein "schlanker Bebauungsplan", auch unter Berücksichtigung der Kosten, entstehen sollte. Gemeinderatsmitglied Thomas Sendtner erklärte, dass der alte Bebauungsplan aus dem Jahr 1994 faktisch unwirksam gewesen sei. Die Bürgerinitiative sollte daher nicht vom "Stopp" reden, sondern von einer Weiterentwicklung. Die Gemeinde brauche Regelungen unter Einbezug passender Kennzahlen.

In weiteren Wortmeldungen ging es immer wieder um die Kennzahlen Grundflächenzahl und Geschoßflächenzahl. Gemeinderatsmitglied Stephan Werner verwies in seinem Beitrag auf die im Gemeinderat gestellten Anträge auf Beendigung des Verfahrens. Eckehard Schock, selbst 30 Jahre Gemeinderatsmitglied, verwies darauf, dass Handlungsbedarf bestehe, insbesondere vor dem Hintergrund von Flächenbegrenzungen. Schock ist der Meinung, dass der Gemeinderat sehr wohl in der Lage sei, ein Regelungswerk zum Wohl der Gemeinde ordentlich zu erarbeiten.

Auf die Frage eines Teilnehmers, warum nicht neue Baugebiete ausgewiesen werden, um den offensichtlich bestehenden Druck nach Wohnungen zu lösen, antwortete Bürgermeisterin Claudia Forster, dass die Gemeinde durchaus angewiesen sei, die Innenentwicklung vor der Außenentwicklung voranzutreiben. Es sollen zunächst Flächen im Innerortsbereich einer Wohnbebauung zugeführt werden, bevor auf der "grünen Wiese" neue Baugebiete entstehen.