Berlin
Dobrindts Kampf gegen die Asphaltschäden

Zahl der geplatzten Fahrbahnen auf den Straßen steigt Verkehrsminister setzt auf Kontroll- und Messfahrten

24.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:25 Uhr

Berlin (DK) Inzwischen ist sie wieder frei, die Autobahn 57 nahe der niederländischen Grenze zwischen Goch und Kleve. Der Hitzeschaden vor ein paar Tagen wurde beseitigt, die aufgeplatzte Fahrbahn notdürftig geflickt. Der Urlaubsverkehr gen Holland kann nach kurzer Sperrung wieder rollen.

Sommerzeit, Reisezeit: Deutschlands Autobahnen leiden nicht nur unter den extremen Belastungen im Ferien- und Lkw-Verkehr, sondern auch unter hohen Temperaturen.

Die Zahl gefährlicher Hitzeschäden, sogenannter Blow-ups, hat in den letzten Wochen dramatisch zugenommen – von Bayern über den Niederrhein bis nach Brandenburg oder Sachsen-Anhalt. Zu Pfingsten mit Hoch „Wolfgang“ ging es los, unter anderem mit Schäden an der A 3 nahe Passau oder am Autobahndreieck Pankow im Norden Berlins. Mittlerweile häufen sich die Fälle. Etwa ein Drittel der knapp 13 000 deutschen Autobahnkilometer sind Betonfahrbahnen, ein beträchtlicher Teil gilt potenziell als gefährdet.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt zeigt sich alarmiert. Der CSU-Politiker fordert die Länder und Autobahnmeistereien jetzt im Sommer zu höchster Wachsamkeit auf. „Die Infrastruktur ist das zentrale Nervensystem unseres Landes. Extreme Wetterlagen machen älteren Beton-Autobahnen jedoch zu schaffen, gerade wenn die Temperaturen richtig heiß sind“, erklärte Dobrindt gestern im Gespräch mit unserer Berliner Redaktion. Er setzt auf einen Aktionsplan mit verschärften Kontrollen, schneller Beseitigung von Schäden und Prävention. „Die aktuellen Vorfälle zeigen, dass die Maßnahmen erfolgreich greifen“, ist der Bundesverkehrsminister überzeugt.

Blow-ups sind tückisch und kaum vorherzusagen: Plötzlich platzt die Fahrbahn auf, wölbt sich oftmals einen halben Meter hoch und wird somit zu einem gefährlichen Hindernis für Auto- und Zweiradfahrer. Im vergangenen Jahr war ein Blow-up-Schaden auf der A 93 in Bayern einem Motorradfahrer zum Verhängnis geworden. Der Mann prallte gegen eine Leitplanke und erlitt tödliche Verletzungen.

Die Bundesregierung pocht auf Kontroll- und Messfahrten, um die Gefahr einzudämmen. Bei besonders warmen Temperaturen sind die Straßenbauverwaltungen angewiesen, verstärkt Kontrollen an möglichen Risikostrecken vorzunehmen und die Betondecken zu überprüfen, heißt es im Bundesverkehrsministerium. Dies gelte vor allem für Autobahnabschnitte in Bayern, Rheinland-Pfalz sowie Berlin-Brandenburg. Auch die Bundesanstalt für Straßenwesen hat ihre Messfahrten verstärkt. Dobrindt setzt mit seinem Aktionsplan auch auf Instandsetzung, sieht dafür allerdings allein die Länder in der Pflicht. Diese würden aufgefordert, bei der Aufstellung ihrer Erhaltungsprogramme konsequent Verdachtsstrecken für Hitzeschäden einzubeziehen. „Die Strecken sind grundlegend zu sanieren, zum Beispiel indem die dünneren Betondecken ausgetauscht werden“, heißt es im Bundesverkehrsministerium.

Grundlegend sanieren oder notdürftig flicken, um das Schlimmste zu verhindern? Eine weitere Methode, um die Blow-up-Gefahr zumindest zu verringern, sind sogenannte „Entlastungsschnitte“. So wird zum Beispiel auf dem 40 Kilometer langen Teilstück der A 3 in Bayern zwischen Straubing und Deggendorf alle 400 Meter ein Schnitt in die Betondecke gezogen. Der Kampf gegen mögliche Blow-ups ist mühsam. Um den Verkehr möglichst wenig zu beeinträchtigen, hat man zumindest entlang der A 3 auf Nachtbaustellen gesetzt.