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Diskussion um Kammerspiele: Diese Bürgerbeteiligung ist keine

20.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:37 Uhr

Zu "Volkes Bühne" (DK vom 17. Februar), worin es um die Sanierung des Theaters und den Standort der Kammerspiele ging:

Mein Redebeitrag im Rahmen der Bürgerbeteiligung zu den geplanten Kammerspielen sei polemisch gewesen, wird mir vorgeworfen. Ich meine, da kann man schon mal polemisch werden, wenn man sich auf den Arm genommen fühlt. Denn diese Bürgerbeteiligung ist keine, sondern bestenfalls eine Anhörung. Wirkliche Beteiligung setzt voraus, dass die Bürger ergebnisoffen über zwei oder drei Alternativen diskutieren können. Dies ist aber beim Standort für die Kammerspiele nicht der Fall, wie die jüngste Sitzung des Kulturausschusses beweist. Quer durch alle Fraktionen besteht Einigkeit darüber, die Kammerspiele in der Nachbarschaft des Stadttheaters zu bauen. Gut - aber dann soll man bitte nicht so tun, als gäbe es da noch etwas zu diskutieren.

Um es zu betonen: Daran, dass das Stadttheater saniert werden muss und das Kleine Haus unzumutbar ist, besteht kein Zweifel. Die Frage ist doch, wo die Kammerspiele, die auch das Kleine Haus ersetzen sollen, gebaut werden sollen. Was den Standort zwischen Stadttheater und Neuem Schloss betrifft, kann ich nur auf die kritische Stellungnahme des Landesamts für Denkmalpflege verweisen. Mit unserer Skepsis stehen wir Stadtheimatpfleger also nicht allein auf weiter Flur. Bei der Veranstaltung am Mittwoch zeigte sich außerdem, dass nicht wenige Bürgerinnen und Bürger diese Skepsis teilen.

Zum Vorwurf, die Stadtheimatpfleger hätten sich gefälligst früher äußern sollen, kann ich nur sagen: Wie man's macht, ist's falsch. Ich meine, der Zeitpunkt vor Beginn der Beratungen in den Stadtratsgremien war der richtige. Außerdem haben Dr. Schönauer und ich längst vorher in mehreren Gesprächen mit Stadträten auf unsere Bedenken hingewiesen. Wir hängen das nur nicht jedes Mal an die große Glocke.

Niemand - und ich schon gleich gar nicht - zieht die Bedeutung des Stadttheaters für das Kulturleben in Ingolstadt in Zweifel. Aber das Kulturleben ist mehr als Theater. Ich wünsche mir, dass die Wertschätzung, die der Stadtrat der Kultur entgegenbringt, sich auch darin ausdrückt, dass zum Beispiel die Schauspieler höhere Gagen bekommen, die Musiker des Georgischen Kammerorchesters besser bezahlt werden und das Engagement der zahlreichen Bürgerinnen und Bürger, die selber aktiv Kultur gestalten, sei es in Chören, Theatergruppen oder Musikkapellen, mehr gewürdigt wird. Aber den Vereinen, die dieses Kulturleben tragen, wollte die Stadt auch noch die ohnehin mageren Zuschüsse kürzen. Wenigstens das ist zum Glück vom Tisch.

Ottmar Engasser,

Stellv. Stadtheimatpfleger

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"Der Standort für die Kammerspiele ist schon so gut wie beschlossen." Das schrieb der DK. Lief ja mal wieder sehr elegant an allen Gegenargumenten vorbei. Am Gießerei-Hotel hat man wegen Heizungsräumen die Esel-Bastei zerstört. Bei den Kammerspielen will man wegen einer Werkstatt das Stadtbild vor dem Schloss weiter zerstören. Würde man auf der anderen Donauseite bauen, könnte doch die Werkstatt, wenn man künftig schon schweben will, auch mit einer Gondel mit dem Theater verbunden werden. Wenn Kulturreferent Gabriel Engert meint, die Kammerspiele dürfe man wegen der Innenstadtnähe nicht auf den Klenzepark "auslagern", dann hätte man auch den Klenzepark selbst nicht auslagern dürfen. Dieser ist aber auch nur unwesentlich weiter vom Zentrum als das Gießereigelände, gut erreichbar und besucht. Und dort argumentiert man umgekehrt. Die Gießerei-Hotelgäste würden die Innenstadt angeblich beleben. Bezüglich der in diesem Zusammenhang abwegigen Behauptung der "Tötung der Innenstadt" hätte man sinnvoller an anderer Stelle angesetzt.

Paul Schönhuber, Ingolstadt