Brüssel
Dijsselbloem verärgert Südeuropa

22.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:26 Uhr

Brüssel (dpa) Euro-Gruppenchef Jeroen Dijsselbloem (Foto) hat mit einer abfälligen Bemerkung in südeuropäischen Ländern einen Sturm der Entrüstung und Rücktrittsforderungen ausgelöst. Der Niederländer hatte in einem Zeitungsinterview zur Hilfe für EU-Krisenländer gesagt: "Als Sozialdemokrat halte ich Solidarität für äußerst wichtig.

Aber wer sie einfordert, hat auch Pflichten. Ich kann nicht mein ganzes Geld für Schnaps und Frauen ausgeben und anschließend Sie um Unterstützung bitten."

Selbst EU-Kommissarin Margrethe Vestager ging gestern auf Distanz. "Ich hätte das nicht gesagt und ich halte es für falsch", sagte sie in Brüssel. Italiens ehemaliger Premierminister Matteo Renzi forderte den Rücktritt Dijsselbloems. "Leute wie er verdienen nicht die Rolle, die sie einnehmen", schrieb er auf Facebook. Je eher er zurücktrete, desto besser sei es. Die Bemerkung des 50 Jahre alten Euro-Gruppenchefs nannte er schlicht "dumm".

Spanische Politiker bezeichneten die Aussage als "rassistisch und machohaft". Der Sprecher der griechischen Regierung sagte, die Aussage vertiefe den Graben zwischen Nord- und Südeuropa weiter. Dijsselbloem wies die Kritik zurück. Er habe allgemein über die Solidarität in der Euro-Zone gesprochen und nicht bestimmte Länder kritisiert, sagte ein Sprecher des niederländischen Finanzministers. ‹ŒFoto: Hoslet/dpa