Ingolstadt
Digitalisierung trifft Musik

Zweiter Club Indépendance im Ingolstädter Gründerzentrum brigk

05.05.2019 | Stand 23.09.2023, 6:52 Uhr
Chaotische Melodien, knarzende Klänge: Der Chinese Meng Qi gestaltete das Konzert im Gründerzentrum brigk. −Foto: Katharina Wirtz

Ingolstadt (DK) Im brigk drehte sich am vergangenen Freitag einmal nicht alles nur um Apps, Coworking oder Start-Ups, sondern um Lichtperformance, Musikregler, analoge und digitale Klangwelten.

Das Gründerzentrum hatte seine heiligen Digitalisierungs-Hallen schon zum zweiten Mal für den Club Indépendance geöffnet, ein interdisziplinäres Kunstprojekt von den Organisatoren des Kulturzentrum neun.

Sphärische Klänge schießen wie aufzuckende Blitze durch das brigk. Währenddessen durchtrennen weiße Laserstrahlen den abgedunkelten Raum und legen sich auf die Gesichter der Besucher. Wenn Meng Qi den Rhythmus seiner Musik ändert, folgt ihm Esteban Nuñez mit seiner Lichtkunst so, als wäre beides von Grund auf miteinander verbunden. Werden die elektronischen Tonfolgen fröhlicher, entsteht ein buntes Farbfeld zwischen rot und gelb.
Wie passt das alles ins brigk? Meng Qi sieht sich als in Ingenieur, wenn auch anders, als es im brigk üblich ist. Der Chinese ist in der Elektro-Szene bekannt für seine selbstgebauten Synthesizer. Mit 14 Jahren hat er angefangen, Musik zu machen. Heute lehrt er an der Contemporary Music Academy in Peking oder in Tianjin die Lehre und den Bau von Instrumenten synthetischer Musik. Sein neuestes Instrument, den Wing Pinger, hatte er erst zwei Tage vor der Veranstaltung fertiggestellt. Jetzt steht er schon auf der Bühne, und Meng Qi erklärt dem Publikum, wie er die verschiedensten Töne aus seinem kleinen, verkabelten, mit Reglern gespickten Holzkästchen herausbekommt.

Künstler der Ingolstädter Szene sind zahlreich erschienen, um zu erleben, wie der Mann aus Fernost fasziniert. Beim Versuch, traditionelle chinesische Musik mit etwas Neuem zu verbinden, singt Meng Qi in das Mikrofon. Mit dem Wing Pinger simuliert er Echos, dreht an einem der Knöpfe und fügt knarzende Geräusche hinzu - alles fügt sich zu einer "chaotic melody". Es wird jedoch auch meditativ, fast hypnotisch, wenn der Musiker harmonische Melodien schafft und sich im Hintergrund Nuñez' grafische Berge oder tiefe Häuserschluchten erheben. Meng Qis Performance endet mit elektronischen Regentropfen, während er ins Dunkle von der Bühne geht. Danach war der Weg bereitet, für die - sonst im Nachtclub Suxul beheimatete - SNC Crew, die die elektronische Musik auf ein tanzbares Level gehoben hat. Bis in die tiefe Nacht hinein.

Die Symbiose hat großes Potenzial, wenn sich vermeintlich kontrastierende Akteure aus Ingolstadt zusammentun. "Wir müssen für die jungen Leute auch diese Themen anbieten, die für uns etwas unkonventionell sind", betont Oberbürgermeister Christian Lösel die Wichtigkeit dieser Veranstaltungsreihe. "So etwas sollte man häufiger machen, weil wir die Alternativszene und ungewöhnliche Kombinationen brauchen. "

Das letzte Konzert des diesjährigen Weltenklangfestivals endet mit einem faszinierenden Cocktail aus analogem Gesang, einem digitalen Instrument, den audioreaktiven Videoinstallationen und einem Gründergeist, der fest in dem minimalistischen Mobiliar und dem Betonboden behaftet ist. Er befeuert die Subkultur in Ingolstadt auf eine neue Art und Weise, wie er hoffentlich noch häufiger erlebbar sein wird.

Katharina Wirtz