Hilpoltstein
Digitales Zeitalter statt Zettelwirtschaft

Interview mit der Digitalisierungsexpertin der Rother Unternehmerfabrik, Miriam Schmidt

26.06.2019 | Stand 02.12.2020, 13:39 Uhr
Digitale Transformation geht auch im Gasthaus. Miriam Schmidt zu Besuch bei Gastwirt Daniel Kraft in Büchenbach. −Foto: Unternehmerfabrik

Hilpoltstein/Roth (HK) Seit Februar unterstützt Miriam Schmidt als Koordinatorin für Digitalisierung bei der Unternehmerfabrik die Betriebe des Landkreises Roth bei der digitalen Transformation.

Im Interview erklärt die Expertin von der regionalen Wirtschaftsförderung ihre Arbeit.

 

Frau Schmidt, was genau ist Ihre Aufgabe als Koordinatorin für Digitalisierung?
 

Miriam Schmidt: In einem Satz gesagt: Meine Aufgabe sehe ich darin, für alle Betriebe des Landkreises - vom Ein-Mann Betrieb bis hin zu mittleren und großen Unternehmen und über alle Branchen hinweg - Lösungen für konkrete Herausforderungen im digitalen Zeitalter zu finden und dabei vor allem Wegbereiter zu sein.

Welchen Eindruck haben Sie, wie weit die digitale Transformation im Landkreis Roth schon fortgeschritten ist?
 

Schmidt: So unterschiedlich die Betriebe aufgrund ihrer Branchenzugehörigkeit, ihrer Größe oder Mentalität sind, so vielfältig sind die Herangehensweisen. Vom vollautomatisierten Kleinbetrieb mit einer beispielhaften Systemlösung zur Steuerung sämtlicher Geschäftsprozesse bis hin zu einem Anlagenbauer, der sich trotz Zettelwirtschaft gut behauptet, ist alles dabei.

Wie sieht das dann konkret aus, wenn in einem Betrieb in der Region die digitale Transformation umgesetzt wird?
 

Schmidt: Daniel Kraft, ein junger Gastwirt aus Büchenbach, hat mich beispielsweise sehr beeindruckt. Er hat im elterlichen Betrieb einiges über den Haufen geworfen, wofür er schnell belohnt wurde. In allen Bereichen des Gasthauses fand er gute Lösungen, um zum Beispiel die Personalplanung für alle transparenter zu gestalten oder über soziale Medien an gutes Personal zu kommen. Im schlimmsten Fall klappt auch mal etwas nicht so. Aber das wäre dann auch wertvolle Erfahrung für ihn, wie er mir bei meinem Besuch erzählt hat. Am Ende entscheiden bei ihm immer Bauch und Kopf. So wie auch in einer Schreinerwerkstatt, die ich kürzlich besichtigt habe. Vom Kundenangebot bis hin zur Produktion wird in diesem Acht-Mann-Betrieb eine komplett digital unterstützte Wertschöpfungskette abgebildet. Auch hier arbeiten zwei Generationen erfolgreich zusammen und sind sich einig, dass sie auf die moderne Technik nicht mehr verzichten wollen.

Welche Ansätze verfolgen Sie, um die Unternehmen zu unterstützen?

Schmidt: Ich gehe das Thema von vielen Seiten an, um auch für alle etwas anzubieten. So baue ich gerade eine Bildungsdatenbank auf der Homepage der Unternehmerfabrik auf. Hier findet man eine Reihe an regionalen Angeboten wie etwa Seminare, Workshops oder E-Learnings, quer über alle Themen der Digitalisierung - vom Internet der Dinge bis hin zum papierlosen Büro und Social-Media-Schulungen.

Und was sagen Sie denen, wie das Wort Digitalisierung schon nicht mehr hören können?

Schmidt: Ich versuche dem Thema die Schwere zu nehmen und veröffentliche einige der Positivbeispiele. Diese sollen ganz pragmatisch zeigen, wie es gehen kann und vor allem, dass sich der Aufwand eines solchen Projektes, das alle technisch wie menschlich herausfordert, am Ende doch lohnt. Ich berate und helfe auch gerne bei der Umsetzung eines Digitalisierungsprojektes. Das kann die Einführung einer Software sein, was bereits bei der Auswahl des richtigen Produktes anfängt. Eine tolle Sache sind auch die verschiedenen Förderprogramme wie der Digitalbonus Bayern Wer dazu Informationen und Unterstützung braucht, bekommt sie bei uns.

Welche Pläne verfolgen Sie langfristig?

Schmidt: Ein großes Projekt ist die Sicherung von Nachwuchskräften in der IT. Wir haben festgestellt, dass gerade mal 27 Fachinformatiker im Landkreis Roth ausgebildet werden. Auf der anderen Seite fragen unsere Unternehmen immer mehr nach Fachkräften aus der Branche. Als Bindeglied zwischen Politik, Schulen und Unternehmen können wir einen Rahmen schaffen, um das zu diskutieren. Gedacht wird in viele Richtungen gedacht, beispielsweise wie die jungen IT-Spezialisten der Rother Berufsfachschule für Informatik besser in die ansässigen Betriebe vermittelt werden können.

 

Erreichbar ist Miriam Schmidt, die Ansprechpartnerin bei der Unternehmerfabrik in Roth zum Thema Digitalisierung unter der Telefonnummer (09171) 829852 oder auch per E-Mail an schmidt@unternehmerfabrik. de.