Thalmässing
Digitale Dividende statt Computerchaos

Schule Thalmässing setzt auf IT-Management SkoolControl – Technik als Helfer der Pädagogen

04.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:21 Uhr

Automatische Updates, kaum Arbeit für den Systembetreuer: Das System SkoolControl erleichtert das Arbeiten mit Computern in der Schule. Mit den integrierten Pads lässt es sich auch auf dem Flur bequem lernen, Rektor Ottmar Misoph zeigt sich im Gespräch mit Kollegen begeistert. - Fotos: Leykamm

Thalmässing (HK) Die digitale Revolution hat längst Einzug in den Schulunterricht gehalten. Doch die schwierige Systemverwaltung sorgt vielerorts dafür, dass er durch Computer und Internet nicht bereichert, sondern durch Tücken der Technik eher torpediert wird. Nicht so in der Thalmässinger Schule. In der Grund- und Mittelschule Thalmässing will man nämlich nun durch ein IT-Management namens SkoolControl die Computer gewinnbringend für Lehrer, Schüler und Verwaltung vernetzen.

Der Auftakt hierzu wurde groß gefeiert. Als so genannten Flashmob inszeniert, marschierten die Kinder und Jugendlichen bei der Vorstellung des neuen Systems im Rhythmus des Queen-Klassikers „We will rock you“ in die Aula ein, wo die Ehrengäste schon im eigens aufgebauten Biergarten Platz genommen hatten. „Die neuen Skool-Pads finden wir toll, damit rausgehen ist echt wundervoll“, schmetterten die Schüler durch den Saal, bevor Ingo Straßer, der Geschäftsführer der Firma Skool aus Übersee am Chiemsee, erklärte, was es mit der Netzwerklösung so auf sich hat, die vor drei Wochen in der Thalmässinger Schule installiert worden ist. Denn die bringt so manche Erleichterung mit sich. Etwa für den Lehrer Karlheinz Seefeld, bislang auch Systemadministrator, der sich nun IT-Coach nennen darf.

Man wolle aber nicht nur die Bezeichnung, „sondern die Sichtweise ändern“, klärte Straßer auf. Denn fortan könne sich Seefeld verstärkt um das Ausschöpfen des pädagogischen Potenzials der Computer kümmern – und nicht um typische und oftmals auftretende Software- oder Netzwerkprobleme. Denn um die sorgt sich nun SkoolControl. Das Konzept ist einst für niederländische Grundschulen entwickelt worden. Das wie hierzulande meist weibliche Lehrpersonal sei dort wenig „IT-affin“, so Straßer in Thalmässing. Deswegen wollte man ein möglichst einfach gestricktes, bedienerfreundliches System kreieren, das zugleich reich und effektiv in der Anwendungsvielfalt ist. Mittlerweile sei SkoolControl an 1300 Schulen in Deutschland umgesetzt und verfüge über 6000 Softwaretitel.

Ein für jede Schule eigens eingerichteter Server bildet das jeweilige Herzstück. Doch an ihm braucht der Administrator eben nicht selbst herumzutüfteln – das übernimmt im Falle eines Falles nun das System. So kann man die Technik als Pferd vor den Karren der Pädagogik spannen und nicht umgekehrt. Alle Rechner der Schule haben fortan eine identische Benutzeroberfläche, die sich auf das Wesentliche beschränkt. Neue Software und Updates werden jeweils parallel auf sämtliche Computer installiert. Dazu brauche es nur „zwei Mausklicks“, betonte Straßer.

Falls das System einmal komplett abstürzt – gewöhnlich der Super-GAU im IT-Bereich –, muss es neu geladen und konfiguriert werden; doch auch dazu brauche man lediglich zweimal zu klicken, schon ist alles neu installiert.

Alle Lehrer und auch alle Schüler bekommen ein eigenes Log-in. Die Lehrer können zusätzlich verschiedene Softwareprofile anlegen und einige der Programme einfach „verstecken“, bis sie in der entsprechenden Jahrgangsstufe dann benötigt werden. Mit standardisierten Klassen- sowie auch Dokumentenmanagement wird auch die Zusammenarbeit zwischen Schüler und Lehrern verstärkt, die zugleich auch die PC-Aktivitäten ihrer Schützlinge verfolgen können. Falls ein Lehrer mal die ungeteilte Aufmerksamkeit haben möchte, kann er während des Unterrichts die Bildschirme auch eben mal schwarz werden lassen, so dass die Schüler nicht abgelenkt sind.

Logistische Vorteile bietet Skool zugleich auch für die Verwaltung der Schule, wie Straßer ausführte. Zentral lassen sich auch die Rechner beispielsweise eine Viertelstunde vor Schulbeginn hochfahren, damit keine wertvolle Unterrichtszeit für Updates und dergleichen verschwendet werden muss. Der besondere Clou: Lernen am PC bleibt nicht mehr auf den Informatikraum beschränkt. Die Schule ist nun mit 20 sogenannter Skool Pads ausgestattet: mit ans System gebundenen Notebooks. Durch die kann beispielsweise auch der Flur als Lernraum genutzt werden – das offene Klassenzimmer ist eine der Methoden, mit der sich die Thalmässinger Schule einen Namen gemacht hat.

Derzeit ist die Grund- und Mittelschule in der Marktgemeinde noch die einzige im Landkreis, die SkoolControl einsetzt. Das muss nicht so bleiben – Vertreter zahlreicher weiterer Schulen aus der Region verfolgten in der Aula interessiert die Vorstellung des Systems. Dessen Ersteinrichtung kostet laut Straßer durchschnittlich etwa 2500 Euro, jährliche Betreuungskosten von rund 2000 Euro kommen dazu – eine Zahl von 40 Rechnern zur Grundlage genommen.

Mit der Installation in Thalmässing soll dort die Eigenaktivität der Schüler weiter gefördert werden – gemäß des Mottos der Schule. Deren Leiter Ottmar Misoph zeigte sich begeistert von SkoolControl: Das System biete eine Netzwerklösung, die für „digitale Dividende“ sorge – „und nicht für digitale Demenz“.

Lob gab es bei der Präsentation auch von Bürgermeister Georg Küttinger. An der Thalmässinger Schule sei man bereit, neue Wege zu beschreiten, sagte er. Die Einführung des neuen Systems passe sehr gut ins Konzept und sei für die Entwicklung „ein logischer und innovativer Schritt“.

Man traue sich an der kleinen Schule in der Marktgemeinde auch dann unkonventionell zu denken, wenn das „in München nicht auf offene Ohren stößt“, unterstrich Professor Stefan Seitz, der Leiter des Praktikumsamts an der Katholischen Universität Eichstätt. Von Wolfram Kriegelstein, seines Zeichens Referent für Schulentwicklung an der Regierung von Mittelfranken, gab es Lob für den Schulchef selbst. Misoph verstehe es, das Kollegium für neue Ideen zu entflammen. Wenn das Zusammenspiel stimme, springe der Begeisterungsfunke für Neues wie SkoolControl fast von selbst auf die Kinder über, sagte er. Und wurde bestätigt, denn ein abschließender Rundgang durch die Schule offenbarte schließlich genau dies.