Dietfurt
Dietfurter starben an allen Fronten

Mit Namenstafeln und einer Sammlung von Gedenkblättern im Stadtarchiv wird der Kriegstoten gedacht

14.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:39 Uhr
In den beiden Weltkrieg wütete auch in den reihen der jungen Dietfurter Männer der Tod. Fotos: Rast −Foto: Harald Rast (Harald Rast)

Dietfurt (rat) Dietfurt hat im Ersten und Zweiten Weltkrieg einen furchtbaren Blutzoll entrichtet. An die gefallenen Soldaten erinnern Gedenktafeln am Friedhof und in der Frauenkirche sowie ein Buch, das im Stadtarchiv aufliegt.

Im Jahr 1995 fasste der pensionierte Oberamtsrat Theo Hutter die Ehrenblätter für die Toten aus vier Kriegen in einem eigenen Werk zusammen. Hutter nannte es „Gedenkblätter derer, die nicht wiederkehrten“. Das Werk personifiziert viele Dietfurter Kriegsschicksale und macht das grauenhafte Sterben an den Fronten anschaulich.

Das Buch beginnt mit dem Frankreich-Feldzug 1870/71. Dieser siegreiche Krieg gegen den westlichen Nachbarn hatte bekanntlich die Gründung des Deutschen Kaiserreiches zur Folge. Dabei starben auch drei Dietfurter: Michael Glasner fiel am 30. August 1870 in der Schlacht bei Beaumont in Frankreich. Blasius Halbritter erlag im November 1870 in Nancy in Frankreich einer Typhuserkrankung. Und Georg Handfest überlebte im Dezember 1870 die Schlacht bei Beaugency nicht. Die Namen der drei Männer stehen auf der Gedenktafel an der Stadtpfarrkirche. Auch im Kolonialkrieg 1905 hatte Dietfurt ein Todesopfer zu beklagen. Michael Rengnath starb am 8. Dezember 1904 in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwest, dem heutigen Namibia.

In entsetzlicher Weise wütete der Tod im Ersten Weltkrieg in den Reihen der jungen Dietfurter Männer. 33 gefallene und neun ungeklärte Fälle sind auf den Ehrenblättern erfasst. Die meisten Soldaten kamen in Frankreich ums Leben.

Unmittelbar nach Kriegsende schickte das Bezirksamt Riedenburg am 30. November 1918 eine Mitteilung an alle Gemeindebehörden in seinem Zuständigkeitsbereich. Die Demobilisierung des Heeres hatte begonnen und in den nächsten Wochen würden wohl die meisten Amtsangehörigen, die im Felde gestanden seien, in ihre Heimat zurückkehren. Weiter hieß es: „Wenn auch der Einzug unserer braven Truppen, die in fast viereinhalbjähriger Kriegszeit unsagbare Gefahren und Entbehrungen aller Art für uns und die Heimat ertragen haben, nicht in der Weise vor sich geht, wie man es gedacht hatte, so sollen doch die derzeitigen Verhältnisse uns nicht abhalten, den Dank zu zollen, den unsere Truppen in reichstem Maße verdient haben. Durch einfache äußere Zeichen, wie entsprechendes Schmücken des Ortseingangs, Beflaggung öffentlicher Gebäude, eindrucksvolle Gedächtnisfeiern für diejenigen, welche ihre Leben dahingaben in der Verteidigung der Heimat, sollte Heeresangehörigen ein sichtbarer Willkommensgruß in der Heimat geboten werden.“ Desweiteren wurden die Gemeindebehörden ersucht, geeignete Maßnahmen in Zusammenarbeit mit den Kriegervereinen anzuordnen. Daneben sollte Sorge getragen werden, dass denjenigen, die infolge des Krieges erwerbslos geworden waren, möglichst rasch Unterkunft und Arbeit verschafft werde. Offene Arbeitsplätze seien zu melden, soweit sie nicht durch zurückkehrende Gemeindeangehörige sofort besetzt werden könnten. „Einmütig wollen wir alle zusammenarbeiten im Wiederaufbau unseres Vaterlandes“, heißt es am Ende der Anordnung des Bezirksamts.

Doch nur 20 Jahre später stürzte das Nazi-Regime Deutschland in den Zweiten Weltkrieg, dem noch mehr Dietfurter zum Opfer fielen. Das Kriegerdenkmal auf dem Friedhof listet 96 Namen auf. Dabei hatte die Stadt damals nur rund 2000 Einwohner. Auch diesen Soldaten wird in den „Gedenkblättern derer, die nicht wiederkehrten“ gedacht.