Dieter Eckert verlässt Göbelsbach

13.04.2007 | Stand 03.12.2020, 6:51 Uhr

Pfaffenhofen (PK) Der Maler und Grafiker Dieter Eckert und seine Frau Elisabeth sind im Umzugsstress: Nach 28 Jahren verlassen sie das alte Schulhaus in Göbelsbach und ziehen zu ihrer Tochter auf einen großen Bauernhof bei Gunzenhausen im fränkischen Seenland.

"Beide Druckpressen kommen mit, die kleine und auch die große", sagt der 64-jährige Künstler. Mit schwarzer Hose und einfachem Hemd steht er in seinem Sommeratelier, das er vor acht Jahren neben dem historischen Schulgebäude in einem kleinen Neubau einrichtete. Hier stapeln sich alte Druckplatten – Eisenplatten mit Pfaffenhofener Motiven, Bücher und Bilder. Der gebürtige Münchner möchte, auch wenn er, wie er scherzend berichtet, in diesem Jahr das Rentenalter erreicht, in seinem neuen Domizil weiter künstlerisch tätig sein. Dort hat er schon eine alte Scheune in einen 300 Quadratmeter großen Ausstellungsraum umgebaut.

Pfaffenhofen verewigt

Seine Lithografien und Drucke verkauft Eckert weltweit. Zweimal im Jahr besucht ihn der Kunsthändler Tom Nemec aus Italien, der einen Großteil von Eckerts Werk vertreibt. In Bonn arbeitet Eckert mit der Galerie Conrad zusammen.

Den Pfaffenhofenern ist Eckert vor allem durch die Stadtansichten der Kreisstadt ein Begriff. Als er 1979 begann, Radierungen zu gestalten, wählte er erstmals auch ein Pfaffenhofener Motiv. "Das war eine kleine Auflage von 20 Stück. Davon habe ich selber gar keine mehr", sagt Eckert. Keine Frage, in vielen Häusern in Göbelsbach hängt ein "Eckert" und auch die Pfaffenhofener halten gut mit. Dritter Bürgermeister Helmut Stadler wird zu seinem 60. Geburtstag ebenfalls mit einem Werk Eckerts beschenkt. Spontan schauen immer wieder interessierte Kunden in Göbelsbach vorbei, um noch einen "Eckert" vor Ort zu erstehen. Es hat sich schon herumgesprochen, dass der Künstler die Kreisstadt verlässt.

Die Zusammenstellungen der bekannten und markanten Pfaffenhofener Gebäude – Stadtpfarrkirche, Hungerturm und Rathaus – gestaltet Dieter Eckert nicht allzu abstrakt. Ein "modernes" Pfaffenhofen erwies sich als Ladenhüter. Die Kunden wollen noch ihre Heimatstadt erkennen, wenn sie in Form eines Druckes das Esszimmer oder den Flur ziert. "Es gibt viele Künstler, die sagen, so etwas mache ich gar nicht", weiß Eckert. Ihm machen die Stadtansichten sichtlich Spaß: Frankfurt, Paris, New York und Bamberg reihen sich mit ein. Mit seiner neuen Heimat im Fränkischen hat sich der 64-jährige schon künstlerisch angefreundet: "Weißenburg, Gunzenhausen und sechs Lithografien der fränkischen Seenlandschaft habe ich schon gemacht", verrät Eckert.

Der Weg zur Kunst wurde Eckert mit in die Wiege gelegt: Als erste Frau besuchte seine Großmutter Käthe Hübler die Kunstakademie in Berlin und studierte Malerei. Die Kunst übte sie als Beruf nach ihrer Hochzeit mit einem Arzt in Prien jedoch nie aus. Von ihr gefertigte Porträts Chiemgauer Bäuerinnen hebt Eckert noch heute sorgsam auf. Wie auch sein Bruder schlug Dieter Eckert die künstlerische Laufbahn ein. In München studierte er freie und angewandte Kunst, war dann zu Beginn der 70er Jahre als Werbegrafiker und Layouter tätig. Mitte der 70er Jahre zog er mit seiner Frau Elisabeth, einer gebürtigen Pfaffenhofenerin in die Hallertau und machte sich als freischaffender Künstler selbstständig. "Ich bin sehr diszipliniert und stehe immer früh auf, das kommt wohl aus der Zeit meines Angestelltendaseins", erklärt Eckert.

Glücklich im Schulhaus

Mit viel Liebe zum Detail hat er zusammen mit seiner Frau das alte Schulhaus in Göbelsbach ausgebaut. "Das Haus war toll", bedauert Elisabeth Eckert den Auszug ein bisschen. "Auch, weil wir uns alle architektonischen Wünsche erfüllen konnten." Besonders gerne hielten sich die Beiden im ausgebauten Dachstuhl auf: Holzbalken und ein gemauerter, weiß getünchter Kamin überraschen dort den Besucher, der über das weiße Treppenhaus hinaufsteigt. Vermissen werden die Eckerts den Garten. Alle Blumenbeete, Büsche und Sträucher haben sie selber angelegt. Hinter dem Haus steht ein Gemüsehochbeet im viktorianischen Stil. Der Garten wird für sie auch im neuen Zuhause wichtig. Neue Pflanzen sind schon gekauft. Elisabeth Eckert: "Diese Zierpflaume und die Zierkirsche pflanzen wir dort ein."

Viel Zeit, den Umzug vorzubereiten, bleibt den Eckerts nicht mehr: Die Möbelpacker kommen 29. Mai. Nach so langen Jahren fällt der Abschied aus Göbelsbach nicht leicht, doch freut sich das Ehepaar auf das neue Leben bei Gunzenhausen: "Unsere Tochter erwartet ihr zweites Kind."