Schrobenhausen
Diesmal scheint’s zu funktionieren

23.08.2011 | Stand 03.12.2020, 2:29 Uhr

Pionierprojekt: Die Wohneinheiten in dem als Betreute Wohnanlage konzipierten Gebäude in der Georg-Alber-Straße werden fast alle als normale Wohnungen genutzt.

Schrobenhausen (SZ) Es ist fast schon ein eigenes Wohnquartier, das derzeit auf dem ehemaligen Schupik-Gelände am Rand der Altstadt entsteht. Am Montag starteten die Arbeiten für den zweiten Bauabschnitt: einen großen Gebäudekomplex, in dem das Konzept des Betreuten Wohnens verfolgt wird.

Alternative Wohnformen für ältere Menschen sind schon seit einiger Zeit ein großes Thema. Die Konzepte reichen vom so genannten Mehrgenerationenhaus, in dem Jung und Alt unter einem Dach zusammenleben, bis zum Betreuten Wohnen in seniorengerechten Appartements. Das Besondere an dieser Wohnform: Bewohner können Betreuungsleistungen in Anspruch nehmen, müssen es aber nicht. Das Betreuungsangebot gilt für den Bedarfsfall.

Das Betreute Wohnen richtet sich an ältere Menschen, die auf Alltagshilfen angewiesen sind, nicht aber zwangsläufig Pflege benötigen. Sie bleiben in ihrer Wohnung und schließen mit einem Dienstleistungsanbieter – einem ambulanten Dienst beispielsweise – einen Betreuungsvertrag ab.

Vor gut zehn Jahren, 1998, knüpfte Georg Amann an diese Idee an und projektierte ein Betreutes Wohnobjekt in der Georg-Alber-Straße, in unmittelbarer Nähe des Schrobenhausener Bahnhofs. 14 barrierefreie und zum Teil behindertengerechte Wohneinheiten in unterschiedlicher Größe – die Betreuung hätte der Pflegedienst des Rotes Kreuzes übernommen – warteten damals auf potenzielle Käufer, doch die blieben aus. „Wir haben Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt“, erinnert sich Amann, der sich als Pionier des Betreuten Wohnens in Schrobenhausen sieht. Doch sein Projekt sei nicht auf Interesse gestoßen.

Ganz andere Erfahrungen macht derzeit Bernd Griesinger, Geschäftsführer der Firma Stauch Bau mit Hauptsitz in Kupferzell, die auf dem ehemaligen Schupik-Gelände am Bürgermeister-Stocker-Ring ein neues Wohnquartier hochzieht: den Auwiesenpark. Auf dem an das Rollgraben angrenzenden Gelände sollen drei große Einzelgebäude entstehen. Der nördlichste Komplex mit Wohnungen und Doppelhaushälften steht bereits. Am Montag fiel der Startschuss für die größte Einheit, das Mittelgebäude. In dem vierstöckigen Gebäude sollen 34 Wohneinheiten, 30 davon betreut, unterkommen. Damit entsteht die bislang größte Betreute Wohnanlage, die Schrobenhausen zu bieten hat.

Derzeit wird die Bodenplatte für den Gebäudekomplex gelegt. Bis zum Frühjahr soll der Rohbau stehen, für den Winter 2012 ist die Fertigstellung geplant. Dann soll in einem dritten Bauabschnitt das vorderste, direkt an der Straße liegende Gebäude – dort ist ein Mix aus Wohnen und Gewerbe geplant – in Angriff genommen werden.

Die 30 betreuten Wohneinheiten, die im mittleren Gebäudekomplex entstehen, werden nach Auskunft des Bauherrn mit einem Sicherheitspaket ausgestattet. So seien in den Wohnräumen und im Bad Notrufschalter vorhanden. Die Pflege, soweit sie gewünscht oder gebraucht wird, werde von ambulanten Diensten geleistet. Außerdem soll es eine Kooperation mit dem Alten- und Pflegeheim St. Georg geben. „Wir arbeiten immer mit benachbarten Pflegeheimen zusammen“, erklärt Griesinger. „Ansonsten funktioniert das Betreute Wohnen nicht.“

Vom Dach bis zur Tiefgarage soll der gesamte Komplex barrierefrei ausgebaut werden. Die Tiefgarage bietet 24 Stellplätze – so wenige dürfen es nur sein, weil der Gesetzgeber beim Betreuten Wohnen einen niedrigeren Stellplatzbedarf anerkennt. Für sechs betreute Wohnungen müssen nur zwei Stellplätze zur Verfügung gestellt werden. Bei sechs normalen Wohnungen würden zwölf Stellplätze verlangt.