Neuburg
"Dieser Tag ist ein großes Geschenk"

Der Neuburger Manuel Reichart empfängt die Weihe zum Diakon - Erste Predigt in der Heimat am Sonntag

02.05.2021 | Stand 23.09.2023, 18:20 Uhr
Aus den Händen seines Praktikumspfarrers, Dekan Georg Fetsch aus Weilheim-Schongau, empfing Neu-Diakon Manuel Reichart seine Stola. −Foto: Schnall/Bistum Augsburg

Neuburg/Augsburg - Mit einer Mischung aus Aufregung und tief empfundener Dankbarkeit hat der Neuburger Manuel Reichart am Samstag in Augsburg die Weihe zum Diakon empfangen.

Für den 25-Jährigen ist damit "der größte und wichtigste Schritt seit dem Eintritt ins Priesterseminar" gemacht.

Die Weihe durch Bischof Bertram Meier in der Basilika St. Ulrich und Afra verlief für Reichart ähnlich wie in seiner Vorstellung. Per Handauflegung und Gebet machte der Augsburger Oberhirte Reichart sowie die beiden Allgäuer Roland Kiechle und Markus Kraus zu Diakonen. Ein Amt, das als Vorstufe zum Priestertum dient und das die jungen Männer dazu befähigt, Sakramente zu spenden und zu predigen. Und mit dem sie sich in den Dienst der Kirche stellen und verpflichten, ihr Leben nach dem Bild Jesu Christi zu gestalten. "Dieser Tag ist ein großes Geschenk", sagt Reichart, der aber weiß, dass er nun vor großen Veränderungen steht. "Denn jetzt wird es einige erste Male geben. " Neben Taufen darf er nun auch Trauungen vollziehen und Beerdigungen leiten. Gerade vor Letzterem hat der junge Mann eigenen Worten zufolge noch gehörigen Respekt. Doch in seiner so typischen Eigenart, geprägt von tiefem Glauben, scheut er auch diese Herausforderungen nicht. "Ich vertraue darauf, dass sich alles fügt", sagt Reichart.

Der junge Mann aus der Neuburger Pfarrei St. Peter steht nun vor der finalen Phase der Priesterausbildung. Ein Weg, den er im Jahr 2014 eingeschlagen hat und den er seitdem ebenso konsequent wie geradlinig beschreitet. So steht er nun mit gerade mal 25 Jahren vor seiner Weihe zum Priester. Ein Alter, in dem viele junge Leute derartige Schritte eher scheuen würden. "Für mich ist sowohl Vor- als auch Nachteil", findet Reichart, der eigenen Worten zufolge viel von den beiden etwas älteren Kollegen in seinem Jahrgang profitiert hat. "Sie haben im Gegenzug immer gesagt, dass Ihnen meine jugendliche Leichtigkeit viel gegeben hat. "

Doch so leicht ihm vieles zu fallen scheint: Ohne Nervosität ging es an diesem Wochenende nicht. Das begann schon bei der Diakonenweihe, die aufgrund der Pandemie natürlich etwas anders ablief als sonst. So waren lediglich geladene Gäste zugelassen, darunter Reicharts Familie und sein Heimatpfarrer Herbert Kohler. Der Neuburger Seelsorger musste aufgrund der Lage und zur Kontaktvermeidung jedoch auf das Privileg verzichten, seinem einstigen Schützling Reichart die Gewänder zu überreichen. Diese Aufgabe durfte stattdessen der Weilheim-Schongauer Dekan Georg Fetsch übernehmen, in dessen Pfarreiengemeinschaft Peißenberg/Forst Reichart derzeit seine Praktikumszeit verbringt. "Dafür bin ich dann bei der Priesterweihe dabei, das entschädigt", sagt ein sichtlich glücklicher Herbert Kohler, der diesem Ereignis schon entgegenfiebert.

Voraussichtlich am 26. Juni 2022 wird Manuel Reichart im Augsburger Dom die Weihe zum katholischen Priester empfangen. Eine Woche darauf, am 3. Juli, ist in Neuburg die Primiz geplant. "Ich wünsche mir ein richtiges Christusfest mit möglichst vielen Menschen", sagt der frischgebackene Diakon. Sowohl der Glaube als auch Jesus Christus sollen dabei im Mittelpunkt stehen - ebenso natürlich wie er selbst. Denn eine Primiz ist für die Kreisstadt ein besonderes Ereignis; immerhin liegt die letzte schon viele Jahre zurück. 2003 feierte der spätere Ehekirchener und heutige Babenhausener Pfarrer Thomas Brom seine Primiz mit rund 1000 Gläubigen auf dem Karlsplatz. Ob das wieder so klappt, wird sich zeigen. "Wir planen auf jeden Fall zweigleisig", sagt Kohler.

Immerhin ein paar Freunde und Weggefährten mehr als am Tag zuvor in Augsburg durften Manuel Reichart am Sonntag erleben. Am Vormittag predigte er in St. Peter. Dabei ging er auf die entscheidenden Sätze der Diakonenweihe ein: "Hier bin ich", stellvertretend für seinen bisherigen Weg, "Mit Gottes Hilfe bin ich bereit" als Symbol für den hohen Anspruch an die Aufgabe und "Ich verspreche es", mit dem Reichart die neue Herausforderung annimmt. "Das hat er auf sehr persönliche Weise und sehr gut gelöst", betont Kohler, der sich sicher ist, "dass Manuel gespürt hat, dass ihm die Leute mit Wohlwollen begegnen". Das zeigten auch die Musiker der Stadtkapelle, die den Gottesdienst am Vormittag mit ihrem Saxtett unter der Leitung von Fabian Mnich und mit Julia Mnich als Gesangssolistin umrahmten. Ein besonderes Zeichen für Reichart, der selbst lange in der Stadtkapelle musiziert hatte.

Die neue Rolle als Diakon empfindet der junge Mann als klare Identifikation mit seinem Glauben. "Die Leute sollen erkennen, dass ich im Dienst der Kirche stehe", sagt er und erinnert an die Kleidung, die ihn künftig als Diakon erkennbar macht. Gleichzeitig verweist er auf die Worte des Bischofs, dem zufolge die Weihe zum Diakon eine Beförderung nach unten bedeutet - zu Dienern der Gläubigen. "Üben Sie sich darin ein, was Diakonat bedeutet", gab Bertram Meier den drei neuen Diakonen mit auf den Weg. Und: "Bitte bleiben Sie Jesus auf der Spur. " Ein Wunsch, den Reichart gerne erfüllen will.

Schon seit seinen Kindheitsbeinen ist der Beruf des katholischen Priesters sein Traum. Gleichzeitig wurden für den jungen Neuburger Fragen wie "Wer bin ich? " und "Wo gehe ich hin? " immer wichtiger. Auf beide hat er zumindest aktuell gute Antworten. "Ich bin und bleibe der Mensch, der ich vor der Weihe war", sagt er. Und - bezogen auf seine beruflichen Stationen nach der Priesterweihe: "Wo mich der liebe Gott hinschickt, da gehe ich hin. "

DK

Stefan Janda