Hilpoltstein
Diesel und Heizöl "werden momentan nicht billiger"

Speditionen setzen auf variablen Dieselzuschlag - 30 Prozent Preisanstieg in einem Jahr

11.02.2022 | Stand 22.09.2023, 23:41 Uhr
Lkw-Fahrer Helmut Christl betankt seinen Truck an der Greiner-Zapfsäule. −Foto: Auer

Hilpoltstein - "Es trifft alle gleich", sagt Ralf Jäger, Geschäftsführer der Hilpoltsteiner Spedition Greiner. Er meint die kräftig gestiegenen Spritpreise. Jeder, der zur Arbeit nach Nürnberg pendelt, wisse, was das kostet.

"Das kannst du an der Tankstelle ablesen." Alleine im Januar habe er 50000 Euro mehr für Diesel ausgeben müssen, als noch im gleichen Zeitraum des Vorjahrs. Und die Ausgaben für Kraftstoff machten etwa ein Drittel der gesamten Betriebskosten aus, sagt Jäger.

Deswegen hat der Spediteur mit Stammkunden und Großkunden einen sogenannten Diesel-Floater vereinbart, um die Kosten für beide Seiten kalkulierbar zu machen. Das ist ein variabler Kraftstoffzuschlag, der sich automatisch der Preisentwicklung anpasst. Dadurch trägt der Spediteur das Risiko nicht mehr alleine.

Diesel-Floater ein "faires Modell"

"Am Ende bleibt es wahrscheinlich am Endverbraucher hängen", vermutet Simon Herzog, Geschäftsführer des gleichnamigen Transportunternehmens mit Sitz im Gewerbegebiet an der Autobahn. Denn auch sein Unternehmen versucht die Mehrkosten an die Auftraggeber weiterzureichen. Das müsse er tun, damit das Geschäft noch rentabel bleibe. Bei den immer im Januar anstehenden Verhandlungen mit Stammkunden werde man sich wohl mit mehren Kunden auf den Diesel-Floater einigen, vermutet Herzog. "Das ist ein faires Modell."

Die Firma hat zwar noch eine eigene Betriebstankstelle, doch auch hier sind die Preise um rund 30 Prozent gestiegen im Vergleich zum Vorjahr. 2021 habe man den Diesel noch für 1,00 Euro einkauft, jetzt habe man 1,29 Euro pro Liter bezahlt. "Und Diesel ist der Hauptkostenpunkt", sagt Simon Herzog. 500 bis 600 Kilometer pro Tag sind im Durchschnitt die 20 Fahrzeuge der Firma unterwegs. Bei 60000 Liter Diesel pro Monat verursacht der Preisanstieg mehr als 17000 Euro an Mehrkosten.

Alternativen sieht er kaum. "Diesel ist immer noch die beste Wahl", sagt Herzog. Große Elektro-Trucks sind noch nicht auf dem Markt. Außerdem würden schwere Akkus die Zuladung verringern. Nur Tesla hat einen großen Truck mit angeblich bis 800 Kilometern Reichweite angekündigt. Fachleute schätzen den Stromverbrauch für eine einzige Akkuladung aber so hoch ein wie den Energieverbrauch einer vierköpfigen Familie - in drei Monaten.

Eine weitere praktikable Alternative wäre es, in Österreich, Tschechien, Slowenien, Ungarn oder Polen zu tanken. Dort liegen die Preise für einen Liter Diesel derzeit noch bei 1,40 Euro und darunter. Aber die hiesigen Speditionen sind vorwiegend im Regionalverkehr unterwegs. "Wir können nicht in Österreich tanken", sagt Ralf Jäger, der die täglichen Preisschwankungen mit einer Mischung aus Verwunderung und Belustigung verfolgt. Morgens kostet der Diesel da oft zehn Cent mehr als am Abend.

Großkonzerne fürPreissprünge verantwortlich

"Die Preissprünge von manchmal 15 Cent am Tag machen vor allem die Großkonzerne", sagt Karin Eberler. Sie betreibt eine SB-Tankstelle in der Hilpoltsteiner Ohmstraße und einen Mineralölhandel. Die Konzerne würden versuchen, den Zeitdruck der Kunden vor allem am Morgen zu nutzen, um die Gewinnspanne zu erhöhen, sagt Eberler. "Wir versuchen, konstant unseren Preis zu halten." Das sei möglich, weil sie ihre Tankstelle selbst bestücke und keine zusätzlichen Speditionskosten entstehen. Außerdem ist die SB-Tankstelle rund um die Uhr geöffnet. Die täglichen Preisschwankungen würden so bei ein bis zwei Cent liegen. Einen Qualitätsunterschied zu Diesel von Esso, Shell, OMV oder sonst einem Konzern gebe es übrigens nicht, sagt Eberler: "Wir holen den Kraftstoff alle aus der gleichen Raffinerie."

Der Anstieg der CO2-Abgabe von 25 auf 30 Euro pro Tonne ist übrigens nicht der Hauptgrund für den enormen Preisanstieg. Die Abgabe wirkt sich mit 1 bis 1,5 Prozent auf den Liter Benzin oder Diesel aus. Die hohen Spritpreise seien im Wesentlichen die Folge gestiegener Rohölpreise, sagt Eberler. Der liegt aktuell bei rund 90 Dollar pro 159-Liter-Fass. Dadurch werde auch Heizöl teurer. Derzeit würde es rund ein Drittel mehr kosten als vergangenes Jahr. Kunden würden sich daher mit der Bestellung zurückhalten. "Jeder hofft, dass es billiger wird. Aber es wird momentan nicht billiger."

HK

Robert Kofer