Pfaffenhofen
Diesel-Fahrverbote im Landkreis?

Debatte betrifft hierzulande eher Pendler - Wenn eine Kommune will, wird aber die Belastung ermittelt

09.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:43 Uhr
Der Schwerlastverkehr ist in Geisenfeld ein politisches Thema, unter anderem wegen der Schadstoffe. Deshalb könnte die Kommune aber nicht einfach ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge erlassen. −Foto: Kohlhuber

Pfaffenhofen (PK) Wäre es denkbar, dass Kommunen im Landkreis Pfaffenhofen Diesel-Fahrzeuge verbannen? Immerhin liegt so manch eine Kommune direkt an der Autobahn, es kommt zu Rückstaus auf Ortsstraßen und so erhöhen sich auch Schadstoffwerte. Dennoch ist ein Verbot hierzulande wohl eher unrealistisch.

Über Verbote von Dieselfahrzeugen in stark Schadstoff-belasteten Städten wie Stuttgart und München wird besonders seit dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts diskutiert. Der Vorsitzende Richter hatte entschieden, dass Kommunen nun grundsätzlich Fahrverbote für ältere Dieselautos verhängen dürfen.

Für die Gemeinden im Landkreis heißt das aber keineswegs, dass nun nach Gutdünken Diesel-Fahrzeuge verbannt werden können. Im Gegenteil, so das Bundesumweltministerium auf Anfrage. "Die Jahresgrenzwerte bei den Stickstoffdioxiden müssten mehrere Jahre überschritten werden", so ein Sprecher. Und selbst dann müssten die Regierungen erst Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität erlassen. Wenn das nicht ausreicht, können Fahrverbote eingeführt werden. "Das Dieselverbot ist als letztes Mittel zu sehen", so der Sprecher.

Wo und in welchem Fall gemessen wird, dafür ist das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) verantwortlich. Es betreibt seit 1974 das Lufthygienische Landesüberwachungssystem Bayern mit derzeit 54 Messstationen. Wie hoch beispielsweise der Stickstoffdioxidwert oder der Ozonwert sein dürfen, ist genau festgelegt, und zwar in der Verordnung über Luftqualitätsstandards und Emissionshöchstmengen.

Im Landkreis gibt es übrigens nur eine Messstation, an der rund um die Uhr gemessen wird, nämlich am Alter Wöhrer Weg in Vohburg. Es geht dabei aber nur um den Ozonwert, laut Landesamt für Umwelt spielt bei diesem Wert zwar auch der Verkehr eine Rolle, hauptsächlich gehe es aber um die Wetterlage und Sonneneinstrahlung. Der aktuelle Stundenwert liegt dort beispielsweise bei 70 µg/m3, das ist laut LfU ein befriedigender Wert. Im Jahresmittel liegt er für das Jahr 2016 sogar nur bei 44 µg/m3. Von brenzligen Werten ist man da weit entfernt. Das LfU informiert die Öffentlichkeit, sobald eine Konzentration als einstündiger Mittelwert von mehr als 180 µg/m3 in der Luft gemessen wurde. "Dann sollten Personen, die besonders empfindlich auf Ozon reagieren, vorsorglich erhebliche körperliche Anstrengungen im Freien vermeiden", so ein Sprecher des LfU.

Vohburg wurde eigentlich überhaupt nur eher zufällig ausgewählt, weil das LfU bei seinen Messungen Bereiche mit höchster als auch Bereiche mit einer durchschnittlichen Belastung sowie ländliche Bereiche berücksichtigen muss, so der Sprecher.

Stickstoffdioxide - der entscheidende Wert bei der Debatte um Diesel-Fahrzeugverbote - werden im Landkreis gar nicht kontinuierlich gemessen. Möglich wäre eine Überprüfung aber schon. "Mithilfe von Ausbreitungsrechnungen und orientierenden Messungen lassen sich auch Aussagen zu den Immissionen an anderen Orten Bayerns abschätzen", so der LfU-Sprecher. Wenn sich also eine Kommune meldet, ermitteln die Experten dort die Luftbelastung. Eine feste Station für kontinuierliche Messungen wird erst aufgestellt, wenn die Experten theoretisch einen Wert ausrechnen, der in der Nähe des Grenzbereichs liegt. Alles andere wäre zu aufwendig, erklärt das LfU.

Die Stadt Pfaffenhofen hat auch schon zweimal beim LfU eine Messung erbeten. 2015 ließ sie wegen eines Briefes eines besorgten Bürgers die Luftschadstoffbelastung an der Kindertagesstätte St. Elisabeth an der Ingolstädter Straße messen. Die Ergebnisse lagen laut LfU weit unter den Grenzwerten. Bürgermeister Thomas Herker habe das LfU damals eingeschaltet, um eine Gefährdung für Kinder von Anfang an gleich ausschließen zu können, erklärt Stadtjurist Florian Erdle.

Nochmals fragte die Stadt 2016 wegen der Moosburger Straße beim LfU an. Hintergrund waren Anfragen von Anliegern zu Lärm und Umweltverschmutzung, so Erdle. Die Belastungen für Stickstoffdioxid sowie verschiedene Feinstaubwerte lagen auch in diesem Fall weit unter den Grenzwerten, erklärt das LfU.

Grundsätzlich können die Kommunen aber auch immer wieder aktuelle Berechnungen anfragen, wenn sie beispielsweise "eine relevante Erhöhung der Verkehrszahlen feststellen", so der LfU-Sprecher. Auch mobile Messungen werden "in begründeten Einzelfällen" durchgeführt.

Die Diskussion um Diesel-Fahrverbote dürfte im Landkreis momentan jedenfalls eher die Pendler nach München betreffen. Denn dort wird der Jahresgrenzwert für 2017 in einer vorläufigen Auswertung gleich an zwei Stellen überschritten: 40 µg/m3 sind erlaubt, an der Landshuter Allee beträgt der Jahresmittelwert aber 78 µg/m3 und am Stachus 53 µg/m3. Auch in Augsburg an der Karlstraße misst man 44 µg/m3. In Ingolstadt kommt die Messstation auf der Rechbergstraße auf einen Wert von 25 µg/m3. Die Station wurde allerdings schon vielfach kritisiert, weil sie an einer vergleichsweise verkehrsarmen Stelle steht.