Neuburg
Die zwölf Apostel müssen weichen

Risse und Beschädigungen an den Steinfiguren an der evangelischen Kirche Sicherheitsrisiko zu groß

20.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

"Todtraurig" darüber, dass die zwölf für die Kirche namensgebenden Apostel ihren angestammten Platz aus Sicherheitsgründen verlassen müssen: Pfarrer Johannes de Fallois. - Foto: Belzer

Neuburg (vb) Die Nasen sind schon ganz platt und auch an den Hinterköpfen sind keine Konturen mehr zu erkennen. Die zwölf Apostel, die stolz und erhaben auf die Besucher der Apostelkirche herunterblicken, weisen enorme Schäden auf - die vor allem durch die Witterung entstanden sind.

Nun sind sie zu einem zu großen Sicherheitsrisiko geworden, als dass die Pfarrei die Mannen an ihrem Platz hängen lassen kann. "Unter den Aposteln stehen oft Leute, Taufgesellschaften machen hier zum Beispiel Gruppenfotos", erklärt Pfarrer Johannes de Fallois. Nicht auszudenken, was passieren würde, fiele ein Kopf oder ein Arm eines Apostels gen Boden.

"Das ist todtraurig", findet der Pfarrer. "Die Kirche wird ihres Symbols beraubt, immerhin sind das die namensgebenden Figuren." Aber es geht nicht anders. Die Kirchengemeinde sieht sich zu diesem einschneidenden Schritt gezwungen, da die markanten Steinfiguren aus grünem Sandstein des in Wemding geborenen Künstlers Ernst Steinacker massive Schädigungen aufweisen.

Dabei ist es nicht das erste Mal, dass die Apostel ihren angestammten Platz verlassen müssen. "Bereits vor 20 Jahren waren die Figuren abgenommen und in der Dombauhütte Nördlingen aufwändig saniert worden", erklärt der evangelische Pfarrer. "Trotz Schutzdach und unterschiedlicher Konservierungsversuche haben Umwelteinflüsse und Wetter die Apostel erneut stark in Mitleidenschaft gezogen." Der grüne Sandstein sei im Laufe der Zeit einfach zu rissig geworden.

Mehr als ein Jahr lang haben Steinmetze, Architekten und Kunstbeauftragte der Landeskirche um eine Lösung gerungen. "Es ist für den Kirchenvorstand eine sehr schwere und traurige Entscheidung, aber wir folgen dem Rat der Expertenrunde", erklärt der Pfarrer. Heute wisse man, dass der Stein, aus dem die Kunstwerke gehauen wurden, schon bei ihrer Anbringung 1964 nicht für den Außenbereich geeignet war.

Nun werden die Apostel eingelagert - am 10. November werden sie abtransportiert. Was mit dem verwaisten Ort an der Kirchenfassade wird, ist noch unklar. Fest steht jedenfalls, dass es keine Replik geben wird. "Eine künstlerische Neufassung des Themas ,Apostel' wäre spannend, aber dazu fehlen der Gemeinde derzeit die finanziellen Mittel." Für die zwölf mannshohen Steinfiguren hat Pfarrer Johannes de Fallois aber schon eine Idee. Das neue Gemeindehaus, das die Gemeinde bauen muss, könnte eine neue Heimat auch für die Steinfiguren werden. "Die Apostel von ihrem Sockel herunternehmen und im Apostelhaus auf Augenhöhe wieder aufbauen, wäre eine reizvolle Perspektive", so de Fallois.