Spalt
"Die Zweite genießt hohen Stellenwert"

Der Spalter Spielleiter Vanco Timov hat eine Diskussion über das Aufstiegsrecht von Reserven entfacht

22.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:07 Uhr
Auch wenn der TV Hilpoltstein (blaue Trikots) auf den TSV Meckenhausen trifft, können die Spiele der ersten und zweiten Mannschaft seit dieser Saison nicht mehr hintereinander stattfinden. −Foto: Enzmann (Archiv)

Spalt/Hilpoltstein - Die fußballlose Zeit will der Spielleiter des TSV Spalt, Vanco Timov, dazu nutzen, um die Diskussion über die Aufstiegsberechtigung der zweiten Mannschaften neu zu entfachen.

 

"Ich glaube, dass es ist ein günstiger Zeitpunkt, denn jetzt kann man sich ausgiebig mit der Thematik befassen und Überlegungen dazu anstellen, der Fußball ist ja in weite Ferne gerückt. Ich selbst hatte die Gelegenheit, mich mit vielen Vereinsvertretern zu unterhalten, und zwar bis in die Fränkische Schweiz. Ich stieß auf große Übereinstimmung, dass die zweiten Mannschaften das Vorspiel der ersten bestreiten sollen, dies soll unterhalb den Landesligen gelten. " Timov habe in Spalt fünf Jahre die gängige Praxis erlebt, wenn die Teams an verschiedenen Orten spielten. "Es entsteht ein Riss, du benötigst mehr Personal wie Trainer und Betreuer. Das betrifft auch den Nachwuchsbereich, weil der größtenteils Praxis in der Zweiten bekommt und von da den Sprung in die Erste schaffen will. Das ist so nicht möglich. Es ist schon fast ein Unding, wenn in der untersten Klasse Mannschaften mit neun Akteuren auf dem Platz stehen. Ich möchte das alles auf einer Spielleitertagung, wenn es wieder gestattet ist, diskutieren. Hierzu möchte ich aber nicht die Meinung von Rainer Koch einholen, der anderweitige Probleme zu bewältigen hat", sagt Timov.

Aus einer ganz anderen Perspektive sieht Kreisspielleiter Markus Hutflesz die wieder aufkeimende Kritik am Stellenwert der zweiten Mannschaften. "Gerade den TSV Spalt, der bei mir den Antrag gestellt hat, von der Kreisklasse West in den Norden wechseln zu wollen, verstehe ich überhaupt nicht. Im Westen hatte er doch das Privileg, dass die zweite Mannschaft regelmäßig vor der ersten Mannschaft gespielt hat. Ich muss auch dazu sagen, dass ich keine Beschwerden über den jetzigen Modus habe, der fast ein Jahrzehnt besteht. Auch der Fußball hat sich im Laufe der Zeit geändert, Umstrukturierungen wurden dringend nötig. Ich glaube nicht, dass es noch so viele sogenannte Reserven geben würde, hätte die alte Regelung Bestand", sagt Hutflesz. Doch was sagen die Vereine? Wir haben uns diesbezüglich umgehört.

? FC Wendelstein II, 2. A-Klasse Jura Nord, 32 Punkte: "Unsere zweite Mannschaft genießt einen hohen Stellenwert, sie ist sehr wichtig", sagt Cheftrainer Andreas Speer. "Ich lege viel Wert auf das Zusammengehörigkeitsgefühl. Ich verschaffe mir schon einen Überblick darüber, wer es in die Erste schaffen kann. Dies geschieht jeweils in einem Trainingsabschlussspiel. Auf der anderen Seite ist es so, dass Spieler aus der Ersten gerne einmal bei der Zweiten aushelfen. Wir stehen an zweiter Stelle und wollen alles daran setzen, dass wir in die Kreisklasse aufsteigen. Das würde dem Ansehen des Vereins zugute kommen. Dass zweite Mannschaften aufsteigen dürfen, ist für mich in Ordnung", sagt Speer.

? TSV Greding II, 9. A-Klasse Mitte, 20 Punkte: Der sportliche Leiter des TSV Greding, Jürgen Schmid, hat erst jetzt, seitdem er die Kicker aus der Schwarzachstadt trainiert, erfahren, dass dies zu Komplikationen führen kann. "Ich hatte zuvor in Freystadt das Glück, dass die zweite Mannschaft immer vor der Ersten anzutreten hatte. Wir hatten hier einmal den Fall, dass ein Akteur von einem Auswärtsspiel der zweiten Mannschaft in der Pause nach Greding fahren musste, weil wir ihn gebraucht haben. Ich würde mir wünschen, dass wir zusammen unsere Partien bestreiten könnten. Vom Aufstieg ist bei uns weniger die Rede, wir schlagen uns aber gegen andere erste Mannschaften sehr wacker. "

? TV Hilpoltstein II, 3. A-Klasse Mitte, 30 Punkte: Die nun fast seit einem Jahrzehnt gängige Praxis, dass das zweite TV-Team vom ersten getrennt auftreten muss, wird von den Vereinsverantwortlichen zwar akzeptiert, wie Pressesprecher Max Schuster zu berichten weiß. "Es ist schon ein Mehraufwand. Fast wöchentlich ist bei uns Betrieb, einmal spielt die Erste, am nächsten Wochenende dann die Zweite. Wir brauchen Personal für das Abkassieren und die Verköstigung mit Würsten, Kaffee und anderen Getränken. Es ist einfach unschön. Wir wollen, dass die Begegnungen hintereinander stattfinden, und somit unserer jungen Zweiten Perspektiven bieten, Talente in die Bezirksliga schnuppern lassen. " Die Rückkehr der Reserven in eine Punktspielrunde ohne Auf- und Absteiger befürworten die Hilpoltsteiner ausdrücklich nicht, da so der Anreiz, in einer zweiten Mannschaft zu spielen, enorm abnimmt. "Ein Aufstieg der Reserve wäre gut, ist aber zukunftsnah nicht so einfach. Unser Nachwuchs ist aber sehr gut ausgebildet, die Kreisklasse wäre eine echte Herausforderung. "
? TSV 1860 Weißenburg II, 13. Kreisliga West, 11 Punkte: Der aktuelle Tabellenführer der Bezirksliga Süd hat mit seiner zweiten Elf das Maximum ausgeschöpft, da sie nur eine Klasse unterhalb der Kategorie Bezirk angesiedelt ist. "Die Idee an sich, dass ein Aufstieg möglich ist, ist recht interessant. Die Kreisliga ist schon ein anderes Kaliber. Die Folge ist, dass wir nicht optimal dastehen, wir aber insgesamt einen großen Kader haben. Wir können uns helfen, kleinere Vereine haben da ein handfestes Problem. In Weißenburg läuft es so ab, dass die U23 nach der Ersten spielt, und zwar am Samstag, der Sonntag entfällt somit für die Junioren. So ist gewährleistet, dass alle Spieler untereinander Kontakt haben und auch mehr Zuschauer unsere Talente ansehen wollen", sagt Chefcoach Markus Vierke.

? TSV Heideck II, 11. Kreisklasse Süd, 14 Punkte: Das Fachwissen von Sebastian Blab, aktuell noch Trainer der Zweiten Mannschaft, ist in Heideck äußerst gefragt. Er wechselt nahtlos, wann dies auch immer sein muss, von der zweiten zur ersten Mannschaft. Der scheidende Coach der Ersten, Matjaz Klampfer, wird so lange bleiben, bis die Runde 2019/2020 zu Ende gespielt ist. "Ich bin mit der Zweiten aufgestiegen, es war herrlich", sagt Blab. "Ich finde die Regelung gut, obwohl die sportlichen Schwierigkeiten absehbar waren. Wir sind in der Kreisklasse Süd die einzige zweite Mannschaft und müssen auch noch Spieler für die Erste abstellen, wenn die Leistung stimmt. Außerdem haben wir noch eine Dritte in der B-Klasse Mitte. Darauf ist unser Abteilungsleiter Jürgen Rohmer sehr stolz. "

? DJK Allersberg II, 13. A-Klasse Nord Ost, 8 Punkte: Als im vergangenen Sommer die zweite Mannschaft der SG Allersberg die Voraussetzungen für den Aufstieg in die A-Klasse geschafft hatte, wurde erst einmal im Spielerkreis beratschlagt. Norbert Brenner, kommissarischer Abteilungsleiter, erinnert sich: "Wir haben uns überlegt, ob das überhaupt sinnvoll ist, beide Teams sind ja dann eine Klasse auseinander. Ein Verzicht kam aber dann doch nicht in Frage. Nach dem jetzigen Stand der Dinge muss ich sagen, dass es rein um den Klassenerhalt geht. Wir spüren den Unterschied zum Vorjahr gewaltig. Ich bin der Ansicht, dass wir besser platziert wären, wenn wir mehr Leistung abrufen würden. "

HK