Ingolstadt
"Die Zuschauer tragen mich bis ins Ziel"

Ingolstädter läuft Halbmarathon auch noch im Alter von 77 Jahren - und schätzt vor allem die Stimmung

19.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:58 Uhr
Marius Ritter
Spaß und Erholung: Das schätzt Walter Knoll am Laufsport auch noch mit 77 Jahren. −Foto: Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Mit seinen 77 Jahren ist Walter Knoll aus Unsernherrn einer der ältesten Starter beim diesjährigen Halbmarathon. Für den Rentner, der auch an der Organisation der Veranstaltung beteiligt ist, bedeutet der Laufsport aber viel mehr als nur ein Mittel, um sich im Alter fit zu halten.

"Seit der Halbmarathon 2001 zum ersten Mal stattgefunden hat, war ich immer dabei. Bis auf ein einziges Mal ", erzählt Knoll. Im Jahre 2004 habe ihn eine schwere Verletzung die Teilnahme gekostet. Dass er damals ein halbes Jahr lang komplett aufs Laufen verzichten musste, war für den begeisterten Hobbysportler nicht einfach. In all den anderen Jahren war auf den Vater von Mitorganisator Roland Knoll allerdings immer Verlass - beim Mitlaufen, aber vor allem auch beim Mithelfen.

Von Anfang an war Walter Knoll an der Organisation des Laufs beteiligt und bis heute hat sich daran nichts geändert. "Ich bin für alle Helfer beim Halbmarathon zuständig. Und das sind mittlerweile fast 500", erzählt er. Auch bei den weiteren Vorbereitungen des Events hilft Walter Knoll kräftig mit und ist auch mit seinen 77 Jahren noch fest eingebunden. "Der Halbmarathon beginnt für mich eigentlich schon am Donnerstag", sagt er.

Sein eigenes Lauftraining hat Knoll zu diesem Zeitpunkt dann schon abgeschlossen. "Meistens kümmere ich mich bis Samstag Nachmittag um die Helfer", sagt er. Viel Zeit zur Vorbereitung bleibe da bis zum Startschuss um 17.30 Uhr nicht mehr. Das ganze Jahr über gehe Knoll drei Mal pro Woche Laufen, meistens zehn Kilometer. Im Vorfeld des Halbmarathons erhöhe er die Distanz dann langsam. "Mit dem Alter habe ich das Training natürlich etwas reduziert, man muss ja auch auf den Körper achten", sagt er. Um sich fit zu halten, mache er außerdem drei Stunden pro Woche Gymnastik beim TSV Unsernherrn. "Das ist aber keine Seniorengymnastik. Ich bin dort mit Abstand der Älteste und werde von den jüngeren Teilnehmern sogar als großes Vorbild betrachtet", erzählt er und lacht.

Angefangen habe Knoll mit dem Laufsport erst mit etwa 35 Jahren, damals aus gesundheitlichen Gründen. "Ich habe mal 90 Kilo gewogen, jetzt bin ich schon seit langer Zeit bei 75", erzählt er. Früher habe er viele Triathlon-Wettbewerbe bestritten. "Das Schwimmen lag mir aber nie so richtig", sagt er. Daher habe er sich irgendwann dazu entschieden, ganz zum Laufen zu wechseln. Und auch mit dem Fahrrad ist er heute noch gern unterwegs.

Sportliche Ambitionen hat Knoll, der beim Halbmarathon für den SC Delphin Ingolstadt startet, keine mehr. Viel mehr als um eine bestimmte Zeit gehe es ihm mittlerweile einfach ums Mitlaufen und Dabeisein. "Letztes Jahr hatte ich schon Probleme, die letzten fünf Kilometer waren echt hart", gibt er zu. In solch schwierigen Situationen helfen ihm aber vor allem die Zuschauer an der Strecke. "Die Leute sind für mich eine zusätzliche Motivation. Sie sind wirklich einmalig, sie tragen einen bis ins Ziel", schwärmt er. Das Publikum und die tolle Atmosphäre an der Strecke sind für den Rentner auch wichtige Gründe dafür, im hohen Alter überhaupt noch mitzulaufen. Sein Lauftraining absolviere er immer allein, daher sei es umso schöner, beim Wettkampf von den zahlreichen Zuschauern angefeuert zu werden. "Es macht mir einfach Spaß und ich genieße die Stimmung beim Lauf immer sehr", erzählt der 77-Jährige.

Die vielen Trainingseinheiten in der Natur sind für Walter Knoll aber auch eine gute Möglichkeit zum Abschalten. "Laufen ist für mich einerseits Spaß, andererseits aber auch Erholung", erklärt er. Denn der Rentner ist tagsüber schwer beschäftigt. "Meine Frau und ich übernehmen seit vielen Jahren ehrenamtlich den Mesner-Dienst in der Pfarrei, da gibt es immer sehr viel zu tun", sagt er. Und auch im großen Garten seines Hauses in Unsernherrn arbeite er noch viel. Der Laufsport sei der ideale Ausgleich dazu.

An ein Ende seiner Laufkarriere denkt er auch mit bald 78 Jahren noch nicht. Allerdings höre er jedes Jahr noch etwas vorsichtiger und genauer in seinen Körper hinein, ob es mit den Wettkämpfen wirklich noch weitergeht. "Natürlich muss man fit bleiben, das ist das Wichtigste. Aber ich will auf jeden Fall so lange wie möglich dabei bleiben". Die zahlreichen Zuschauer an der Strecke werden ihn dabei sicherlich unterstützen.

Marius Ritter