Nürnberg
Die Zeichen stehen auf Wachstum

2016 war für die Messe Nürnberg ein Rekordjahr

26.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:26 Uhr

Foto: DK

Nürnberg (DK) Das Jahr 2016 war für die Messe Nürnberg mit einem Umsatz von 288 Millionen Euro ein Rekordjahr. Unter den Top-Messen der Welt landete Nürnberg auf Platz 12. Damit das Unternehmen weiter auf Erfolgskurs bleibt, wird eine neue Halle gebaut und das Portfolio erweitert - vor allem im Ausland.

Roland Fleck und Peter Ottmann sind zufrieden: Im vergangenen Jahr steuerten die beiden Geschäftsführer der Messe Nürnberg das Unternehmen auf Rekordkurs. Besonders stolz sind sie darauf, dass sie dabei nicht nur unter den Top-10-Messen in Europa gelandet sind, sondern weltweit Rang 12 belegten. "Das ist für eine Halbe-Million-Einwohner-Stadt wie Nürnberg extrem gut", sagt Fleck.

Im Moment wird auf dem Messegelände in Nürnberg fleißig gebaut. Im kommenden Jahr soll eine neue 10 000-Quadratmeter-Halle fertiggestellt werden. Die Ausstellungsfläche wächst damit von 170 000 auf 180 000 Quadratmeter. Allerdings zunächst wohl nur vorübergehend. "Die neue Halle ist eher als Pufferhalle geplant", sagt Fleck. Der Grund: Es stehen Sanierungs-, Abriss- und Neubaumaßnahmen an. Schließlich wurden rund 50 000 Quadratmeter Messefläche bereits im Jahr 1974 gebaut. Vor allem auf der Südseite "werde etwas passieren", kündigt Fleck an.

Besonders steil bergauf geht es für die Messe Nürnberg seit der Wende: War die Wachstumskurve bis 1989/90 eher flach, zeigte sie fortan steil nach oben. Besonders wächst die Messe inzwischen international. Heuer liefen fünf neue Messen im Ausland an, drei im Inland.

In Brasilien etwa veranstaltete die Messe Nürnberg heuer zum ersten Mal die Cycle Fair, eine Schau rund um das Thema Fahrrad. "Viereinhalb Millionen Fahrräder werden in Brasilien jährlich verkauft", erklärt Ottmann. In Indien wurde eine Sicherheitsmesse ins Leben gerufen. Zusätzlich hat die Messe Nürnberg dort die Broadcast gekauft, eine der weltgrößten Filmmessen. Unter anderem wird dort Kameratechnik ausgestellt, interessant auch für deutsche Firmen, die hier eine große Rolle spielen.

Für das kommende Jahr stehen schon zwei neue Messen in den Startlöchern: Im Mai wird die Messe Nürnberg in Indien erstmals eine IT-Sicherheits-Messe veranstalten. Im Juli folgt eine weitere Ausgabe der Biofach, diesmal für Südostasien, und zwar in Bangkok. Wichtig für den Erfolg im Ausland sei es, dort lokale Experten zu beschäftigen, die sich mit den Gegebenheiten gut auskennen, erklären die beiden Geschäftsführer. "Mit Richtigkeitsvorstellungen aus Europa in die Welt zu marschieren ist keine gute Idee", sagt Ottmann.

Seit zehn Jahren ist die Messe Nürnberg in China aktiv. Dort läuft es noch nicht ganz so wie erhofft. "Wir laborieren immer noch daran, dass wir zu spät dorthin gegangen sind", sagt Ottmann. "Im nächsten Jahr sind wir fünf Jahre in Indien und entwickeln uns dort in der Relation besser als in den ersten fünf Jahren in China."

Eines der Probleme in China: Weil vor allem die deutschen Mittelständler Angst vor Plagiaten haben, zeigen sie auf einer Messe im Reich der Mitte nur ungern den neuesten Typ einer Maschine. Sie präsentieren lieber ein Modell, das schon fünf oder sechs Jahre auf dem Buckel hat. Das ist natürlich nicht optimal für den Ruf einer Technologiemesse.

Trotzdem wird das meiste Geld immer noch daheim gemacht: Der internationale Umsatzanteil liegt bislang bei gut zehn Prozent. Umsatzstärkste Messe in Nürnberg ist die Fensterbau Frontale, eine Eigenveranstaltung mit rund 110 000 Fachbesuchern in vier Tagen.

Teilweise entwickeln sich aus Teilveranstaltungen eigene Messen. Aus der IWA, einer der größten Messen für Jagd- und Sportwaffen, wurde etwa die Enforce Tec ausgegliedert: Eine Messe für Ausstattung für nicht-militärische Sicherheit. Sie ist nur für Behörden zugänglich. Und weil auf dieser Messe wiederum in den letzten Jahren immer mehr das Thema Drohnen aufkam, entstand die U.T. Sec. UT steht für Unmanned Technologies, also eine Messe für unbemannte Fahrzeuge aller Art - diese fand heuer im März das erste Mal statt.

Neu im Programm ist auch die Netlaws, die im Februar zum ersten Mal in Nürnberg an den Start ging: eine Konferenz rund um das Recht beim Thema Digitalisierung. Auch die rechtliche Situation beim autonomen Fahren ist dort Thema.

Dass manche Hersteller auf Hausmessen setzen, macht den Geschäftsführern keine Angst. "Das sind Wellen", sagt Ottmann. "Das macht man ein paar Mal und erkennt dann, dass man im eigenen Saft schmort." Denn schließlich könne man auf einer Hausmesse keine neuen Kunden gewinnen.

Um den Ausstellern etwas zu bieten, müsse man technisch auf dem aktuellen Stand sein. Doch manchmal sei das ein zweischneidiges Schwert. Zum Beispiel beim Thema Indoor-Navigation. Das sei natürlich grundsätzlich praktisch, erklärt Ottmann. "Andererseits lebt der Charme einer Messe davon, dass Sie plötzlich an einem Stand eine Lösung für ein Problem sehen, das Sie vorher noch gar nicht gekannt haben." Abgesehen davon, dass die Besucher mit ihren Köpfen zusammenknallen würden, wenn alle nur noch auf ihr Handy starrten.

Nach dem Rekordjahr 2016 wird der Umsatz heuer deutlich geringer ausfallen. Das war aber schon länger klar. Denn es gibt nicht nur Messen, die nur alle zwei Jahre stattfinden, sondern etwa zweimal hintereinander und dann ein Jahr pausieren. Jedenfalls fällt heuer aus, was rein rechnerisch ausfallen kann. Das wissen die beiden Geschäftsführer natürlich. So etwas kommt alle zwölf Jahre vor. Das nächste Mal wird es 2029 so weit sein. Die Gesamtkurve zeigt trotz des "Ausfalljahres" nach oben, und so werde der Umsatz zum Vergleichsjahr 2005 etwa 100 Prozent höher ausfallen.