Beilngries
Die Wünsche der Jugend

Der Bürgermeister diskutiert mit Heranwachsenden über Partys, Treffpunkte und Graffitis

16.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:12 Uhr
Bunt verziert ist diese Wand am Beilngrieser Freibad. Eine Jugendliche hat am Mittwochabend beklagt, dass es im Bad kaum Attraktionen gibt. Ein anderer junger Mann wünschte sich derweil Flächen, an denen man legal Graffitis anbringen kann. −Foto: Fabian Rieger

Beilngries (DK) Ist in der Großgemeinde Beilngries für Teenager genügend geboten? Unter diese Kernfrage hatte Rathauschef Alexander Anetsberger die erste Jugendbürgerversammlung in der Altmühlstadt gestellt. Etwa 30 Heranwachsende waren gekommen, um ihre Wünsche zu äußern.

Wer vorne sitzt, ist uncool. Das dürften auch die Erwachsenen noch aus ihren Schul- und Busfahrzeiten wissen. Und so war es auch wenig verwunderlich, dass die ersten Reihen bei der Bürgerversammlung für Jugendliche am Mittwochabend leer blieben. Die hintere Hälfte des Veranstaltungssaals im Haus des Gastes füllte sich aber dann doch ganz ordentlich, sodass sich der Rathauschef bei seiner Begrüßung zufrieden zeigte. 387 Einladungen habe er an die Altersgruppe zwischen 14 und 18 verschickt. Dass dann etwa zehn Prozent tatsächlich kommen würden, sei besser als bei so mancher gewöhnlichen Bürgerversammlung, betonte Anetsberger. Und so entwickelte sich eine mehr als zweistündige Aussprache, bei der die jungen Leute viele Ideen und Wünsche vorbrachten.

 

Jugendtreff

Die meisten Wortmeldungen gab es - wenig überraschend - zum Thema Jugendtreff. Der Wunsch ist nicht neu, vielmehr flammt er regelmäßig in nahezu jeder Gemeinde auf. Auch in Beilngries gab es vor einigen Jahren schon einmal ein solches Angebot, es wurde allerdings wieder eingestellt. Nun starteten einige Heranwachsende einen neuen Versuch. Sie hätten gerne einen festen Treffpunkt, für den sie möglichst selbst verantwortlich sein könnten. Putzen und Ähnliches würden sie alleine, eine Ausstattung mit Kicker, Sofa und Ähnlichem sollte gegeben sein, so der Wunsch. Anetsberger wollte das Thema nicht gleich vom Tisch wischen. Ihm sei klar gewesen, dass dieser Wunsch zur Sprache kommen werde. Er zählte aber auch mögliche Hindernisse auf. Zunächst müsse ein passender Raum gefunden werden. Außerdem müssten diverse Regeln des Jugendschutzes beachtet werden, wenn ein solches Angebot unter dem Dach der Stadt ins Leben gerufen wird. Als spontane Idee nannte er den vor einigen Wochen eröffneten Bürgertreff im Alten Feuerwehrhaus. Nach Informationen unserer Zeitung wird dort künftig jeden Freitagabend ein offener Treff mit Tischtennisplatte, Kicker und gemütlichen Gesprächen abgehalten. Ein Jugendlicher meldete sich zu Wort und teilte mit, dass bei der BRK-Bereitschaft Jugendabende abgehalten werden und dort auch Heranwachsende willkommen seien, die kein Mitglied sind. Anetsberger bezeichnete dies als interessanten Vorschlag. Der Wunsch der Jugendlichen, möglichst ihr eigener Herr zu sein und keinen "Aufpasser" mit im Raum zu haben, der deutlich älter als 20 Jahre ist, dürfte aber bei den genannten Vorschlägen kaum zu realisieren sein. Ein junger Mann aus einem Ortsteil merkte an, dass auch an die Dörfer gedacht werden müsse. Anetsberger sagte zu, dass er weiter an dem Thema arbeiten und mit den Jugendlichen in Kontakt bleiben wolle. Er hatte Listen ausgelegt, in denen sich die Teenager zu ihrem jeweiligen Thema als Kontaktpersonen eintragen konnten.

 

Partys

Partys für Jugendliche unter 16 oder solche, die sich nicht jede Woche den Eintritt und die Getränke in einem der einschlägig bekannten Jugendlokale leisten können - "das gibt es in Beilngries überhaupt nicht", klagte eine junge Frau. Auch auf diese Wortmeldung habe er sich vorbereitet, so Anetsberger. Er stimme der Jugendlichen zu, dass es bei solchen Angeboten einen Mangel gebe. Die Aschbucher Familie Treffer, die dort das bekannte Tanzhaus betreibt, habe Bereitschaft signalisiert, auch für die Jugendlichen unter 16 Jahren - entweder im eigenen Lokal oder beispielsweise in der Bühler-Halle - ab und zu dem Alter angepasste Veranstaltungen anzubieten. Sollten Jugendliche Interesse daran haben und sich in der Organisation einbringen wollen, könne man diese Idee gerne weiterverfolgen, so Anetsberger.

 

Mountainbike

Eher überraschend kam ein anderes Thema gleich mehrfach aufs Tableau. Ein Jugendlicher zeigte sich als großer Mountainbikefan. In der Region werde leider den Wanderern der Vorrang gegenüber Bikern gegeben. Dabei sei es durchaus möglich, die verschiedenen Freizeitangebote parallel laufen zu lassen, so der Teenager. Anetsberger verwies darauf, dass es durchaus schon Klagen von Wanderern über die Mountainbiker gegeben habe. Außerdem würden beispielsweise an einer gern genutzten Route am Arzberg im Hang regelmäßig Fahrspuren erzeugt und kleine Erosionen ausgelöst. Er wolle aber dennoch mit dem jungen Mann und einem weiteren Jugendlichen, der sich zu diesem Thema geäußert hatte, in Kontakt bleiben. Vielleicht könne man irgendwo eine passende Strecke extra fürs Mountainbiken ausweisen.

 

Graffitis

Wenig Hoffnungen konnte der Bürgermeister derweil einem Heranwachsenden machen, der fragte, ob man in Beilngries nicht Flächen schaffen könnte, die man für Graffitikunst nutzen dürfte. Anetsberger verwies darauf, dass es in der Gemeinde glücklicherweise eher selten illegale Sprühereien gebe. Eine Möglichkeit, das an einer Fläche legal anzubieten, sehe er auf Anhieb aber nicht.

 

Busse

Ähnlich schwierig ist es laut Anetsberger, dem Wunsch einer jugendlichen Paulushofenerin nachzukommen. Die bemängelte, dass sie und die anderen Schüler aus dem Ort morgens im Bus immer stehen müssen. Mittags treffe es dann diejenigen, die an der Mittel- und Realschule einsteigen. "Das Problem ist mir bekannt", so der Bürgermeister. Er sehe aus finanzieller Sicht aber kaum eine Möglichkeit, noch weitere Busse einzusetzen. Zumal man aus Gerechtigkeitsgründen dann auch bei allen anderen Linien das Kontingent aufstocken müsse. Auch die Ausweitung der allgemeinen Buslinien, um tagsüber nach Berching oder Kinding fahren zu können, sei nicht so einfach. Es scheitere meist daran, dass die Zahl der Mitfahrer für die Busunternehmen nicht ausreicht, um ein solches Angebot wirtschaftlich zu betreiben, so der Rathauschef. Mit Altmühl-Jura werde aber momentan über alternative Modelle - beispielsweise einen Rufbus - nachgedacht. Da sei aber noch nichts spruchreif, meinte Anetsberger.

 

Freibad

Wenig begeistert zeigte sich eine Jugendliche mit dem Beilngrieser Freibad: "Wenn man unser Freibad mit dem in Dietfurt vergleicht, dann ist bei uns ja gar nichts geboten." Die hiesige Einrichtung sei tatsächlich vorrangig auf Schwimmer ausgelegt, räumte der Bürgermeister ein. Auf absehbare Zeit stehen bekanntermaßen umfassendere Sanierungsarbeiten an, die Technik ist in die Jahre gekommen. Im Vorfeld dieser Maßnahme werde man dann auch Ideen sammeln, welche Attraktionen sich die Besucher wünschen. Ob davon allzu viel umgesetzt werden kann, sei aus finanziellen Gründen aber fraglich, sagte der Bürgermeister.

 

Internet

Ein Jugendlicher beklagte sich über die schlechte Internetversorgung. Anetsberger erläuterte daraufhin den Plan zum Breitbandausbau (wir berichteten) . Eine andere junge Frau bemängelte den mangelhaften Handyempfang in vielen Ortsteilen. In Zeiten von WhatsApp würde oft schon ein offenes W-Lan reichen, meinte sie. In diesem Zusammenhang fiel Anetsberger spontan das Freifunk-Angebot ein, das von einem jungen Mann bereits im Freibad und in Aschbuch umgesetzt worden sei.

 

Ferienprogramm

Eine Jugendliche lobte die Ausflugsfahrten der Stadt, beispielsweise zum Skifahren oder mit der Patenkompanie auf eine Berghütte. Allerdings sollten immer wieder neue Ziele und Themen ausgewählt werden, so ihre Bitte. Anetsberger zeigte sich diesbezüglich aufgeschlossen. "Es müssen sich dann aber natürlich auch genügend Leute anmelden."