Die Wildnis gezähmt

05.06.2008 | Stand 03.12.2020, 5:51 Uhr

Johanna und Xaver Ritzer haben viele kleine Mauern im Garten, auf denen es sich zur Not auch mal sitzen lässt.

Kienberg (ahl) Am Tag der offenen Gartentür, 15. Juni, beteiligen sich auch die Familien Jakob und Ritzer aus Kienberg. Vorab haben Sie dem DONAUKURIER schon mal einen Blick in ihr kleines Paradies gestattet.

Zwischen Rosen aller Arten, blauen Weintrauben, Birnen und Brombeeren, Äpfeln, Kirschen und Johannisbeeren, auf der Wiese vor dem Gemüsegarten wächst ein ganz besonderes Gewächs, das den Humor der Gartenbesitzer spiegelt. "Das ist eine Toilette der Reichsbahn", erklärt Erwin Jakob und zeigt auf das skurrile Exponat in seinem etwa 750 Quadratmeter großen Garten, das nun als etwas ungewöhnliche Sitzgelegenheit dient, während es bis etwa vor fünf Jahren, als die Jakobs an die Kanalisation angeschlossen wurden, noch in Funktion war. "Bevor ich’s wegschmeiß, hab ich gesagt, stell’ ich’s hier auf", schmunzelt er.

Als Erna und Erwin Jakob 1976 ihr Wochenenddomizil kauften, bestand es aus einem alten Hühnerstall und umgebender Wildnis. Auf dem Fundament des Hennenstalles bauten sie ihr Wochenendhaus und den Garten zähmten sie im Laufe der Jahre, alles eigenhändig und nur jeweils an den Wochenenden.

Besucher, die im Rahmen des Tages der offenen Gartentür am Sonntag, 15. Juni, zwischen 10 und 17 Uhr bei Familie Jakob vorbeischauen, dürfen sich an rund 100 verschiedenen Edel-, Busch-, Kletter- und Beetrosen erfreuen, den symmetrisch angelegten und bestens gepflegten Gemüsegarten bewundern oder mit Erna Jakob Marmeladenrezepte austauschen. Ihr Favorit ist Birnen- und Brombeermarmelade, während Nachbarin Johanna Ritzer schon von den blauen Weintrauben im Herbst schwärmt, die in Nachbars Garten wachsen.

Wer nach Kienberg gefahren ist, wird gewiss auch bei ihr und den anderen beiden Privatgärten vorbeischauen, zumal die vier Kienberger Gärten nur wenige Schritte auseinanderliegen. Johanna und Xaver Ritzer besitzen ein ausgeprägtes Hanggrundstück, so dass der Hausherr im Laufe der Jahre etliche Naturmauern gebaut hat, die nicht nur Wege erschließen, sondern Gemüsegarten und Blumenbeete säuberlich abtrennen und stützen. Neben Gemüse für den eigenen Bedarf zieht Johanna Ritzer vorwiegend Blumen für Kirchenschmuck heran, für die sie als Mesnerin in Rennertshofen stets großen Bedarf hat, ob rosa, weiß, mit oder ohne violetten Rand. Und so wachsen hier die Dahlien nicht in Rabatten, sondern auf Gemüsebeeten in Zweierreihen zwischen Zwiebeln und Tomaten heran. Auch rund 80 Rosen, Pfingstrosen und Phlox, Staticien für Kränze, Septemberkraut oder Rittersporn, lauter alte Staudensorten aus Bauerngärten, stehen bei der Gärtnerin hoch im Kurs.

Der 1975 angelegte Garten wurde im Laufe der Zeit an die Bedürfnisse der Familie angepasst, der Sandkasten kam und ging, und einige Steingärten legten die Ritzers selber an, nachdem sie mit der Hecke einen Gärtner beauftragt hatten und aus allen Wolken fielen, als sie das Ergebnis zu Gesicht bekamen. "Einen Gärtner haben wir dann nie mehr gebraucht", erzählt sie lachend.

Vom Garten der Familie Ritzer lässt sich bei schönem Wetter bis Burgheim blicken, oder auch zum Windrad in Dezenacker.