Die "wilden" 68er gab es auch im Fußball

17.08.2007 | Stand 03.12.2020, 6:33 Uhr
Unvergessen: Zuschauermassen im ESV-Stadion. In der Saison 1968/69 kamen 13 000 Fußballfans zum Klassiker gegen Jahn Regensburg. Der Rekordbesuch datiert vom 14. März 1971 gegen den 1. FC Nürnberg mit 16 000 Zuschauern. −Foto: DK-Repro

Ingolstadt (DK) Ausverkaufte Stadien und Derbys gegen Jahn Regensburg – all das gab es schon im Ingolstädter Fußball, aber lang, lang ist´s her! Vor dem Regionalliga-Gipfel zwischen dem FC Ingolstadt und dem Aufsteiger am morgigen Samstag im MTV-Stadion blicken wir ein wenig in die Geschichtsbücher.

Mit dem jungen FC 04 hat das zwar noch nichts zu tun, aber mit dem Fußball in der Schanz. Ein Ingolstädter kann sich noch besonders gut an die heißesten Duelle der beiden Nachbarn von der Donau erinnern: Walter Zieglmeier. Der heute 59-jährige ehemalige Mittelfeldspieler des ESV Ingolstadt hat in seinen 16 Jahren bei den Schwarz-Weißen die Glanzzeiten im Ingolstädter Fußball miterlebt. Ein Höhepunkt war dabei das erste Duell in der Regionalliga Süd am 29. September 1968. 13 000 Zuschauer kamen damals in das ESV-Stadion, darunter 5000 Regensburger, die mit Sonderzügen und Bussen anreisten. "Das war für mich ein großes Erlebnis. Schon beim Aufwärmen konnten wir sehen, wie die Zuschauer unentwegt vom Bahnhof über den Steg zum Stadion strömten.", erinnert sich Zieglmeier, der als 20-Jähriger mit den Ringseern in die damals zweithöchste Liga aufgestiegen war. 2:0 siegten die "Eisenbahner", Willi Weiß und der von den Münchner Löwen gekommene "Schorsch" Metzger erzielten die Tore. Im Rückspiel gab es dafür eine 0:6-Packung. Der höchste Sieg, den die Regensburger bis heute gegen ein Ingolstädter Team landen sollten.

Immer wieder Zieglmeier

Die folgenden drei Jahre, in denen der ESV noch in der Regionalliga spielte, zählte Walter Zieglmeier drei Mal zu den Torschützen. Beim 2:2 1970 zu Hause (6000 Zuschauer) erzielte er ebenso den 1:0-Führungstreffer wie 1971 beim 2:0 (8000). Eine Glanzstunde erwischten die Ringseer noch einmal 1972, auch wenn sie am Saisonende als Tabellenletzter den bitteren Gang in die Bayernliga antreten mussten. Aber an jenem 24. April, im Jahr der Olympischen Spiele in München, feierten die Schwarz-Weißen vor 5600 Zuschauern noch einen 8:2-Erfolg. Bereits nach zehn Minuten stand es 3:0, und Zieglmeier hatte mit dem Tor zum 2:0 wieder zugeschlagen. Die übrigen Treffer erzielten Karl-Heinz Volp (4) und Gerd Pankotsch (3).

Auch auswärts hielten sich die Ingolstädter wacker. Peter Falter sorgte 1969 vor 12 000 Zuschauern für den 1:0-Siegtreffer der Eisenbahner. 1970 reichte es nach der Führung durch Georg Weißberger vor 13 000 Fußballanhängern dann nicht zum Erfolg (1:2). 1971 trennte man sich im Jahn-Stadion torlos. Die nächsten Duelle fanden dann eine Stufe niedriger statt. 1974/75, als Jahn Meister wurde und in die Regionalliga zurückkehrte, gab es weder für den ESV (am Ende Tabellenneunter/ 1:1 zu Hause, 2:4 auswärts) noch den MTV (13./1:3/1:2) etwas zu erben. Umgekehrt lief es in der Saison 1977/78. Damals stiegen die Regensburger aus der Bayernliga ab, während sich der MTV (2.) und der ESV (3. ) mit dem späteren Meister Haßfurt einen packenden Dreikampf an der Spitze lieferten. Gerade mal ein Tor gelang dem Jahn in den vier Duellen, am schlimmsten erwischte es die Regensburger am 28. Januar im MTV-Stadion. Mit 7:0 feierte die Elf von Spielertrainer Horst Pohl den höchsten Ingolstädter Sieg gegen den Nachbarn bis dato. Torjäger Karl Obermeier traf vier Mal, "Schorsch" Weißberger, Edi Stöhr und Heribert Fastenmeier erzielten die übrigen Treffer.

Danach wurde es ruhiger im Ingolstädter Fußball, aber nicht nur da. Auch für den Jahn ging es meist eher runter als rauf. Alle drei Klubs trafen nur noch einmal in der Saison 1984/85 gemeinsam aufeinander. Die letzten Punktspiele datieren aus der Saison 1991/92, als der MTV aus der Bayernliga abstieg. Später folgten dann die mageren Jahre beim Jahn, ehe unter Karsten Wettberg der Durchmarsch in die Regionalliga glückte und später sogar eine Saison in der 2. Bundesliga (2003/2004) folgte.

Im letzten Pflichtspiel trafen Ingolstadt und Regensburg 2005 aufeinander, und hier griff der FC 04 erstmals ins Geschehen ein. Im Totopokal-Finale unterlagen die Schützlinge von Trainer Jürgen Press mit 0:2, doch waren beide Teams schon für die DFB-Pokal-Hauptrunde qualifiziert. 

 Lesen Sie hierzu auch das Interview mit Walter Zieglmeier"%>: "FC 04 gewinnt 2:0".
 
Tipper setzen auf den FC Ingolstadt.